Iso Rivolta Lele

Zwischen 1969 und 1974 baute Iso Rivolta den viersitzigen Sportwagen Lele. Ursprünglich sollte es bei einem Einzelstück für einen solventen Kunden bleiben. Dieses entstand in Zusammenarbeit mit dem Designer Marcello Gandini auf der Plattform eines Iso Rivolta IR300. Auf dem Autosalon in Turin stellte man den Wagen der Öffentlichkeit und seinem neuen Besitzer vor. Allerdings hatte man nicht mit der positiven Reaktion des Messepublikums gerechnet. Diverse potenzielle Kunden sprachen bei Iso vor und wünschten sich eine Serienumsetzung als Konkurrenz zum Lamborghini Espada.

Drittes Modell im Programm

Letztlich blieb der Firmenleitung unter Piero Rivolta kaum eine andere Wahl. Er hatte 1966 nach dem Tod seines Vaters Renzo die Firma übernommen und witterte nun ein gutes Geschäft. Als Modellnamen entschied er sich für den Spitznamen seiner Ehefrau Rachele, die von Freunden nur ‚Lele‘ gerufen wurde. Als die Serienfertigung 1970 endlich begann, übernahm der Iso Lele quasi die Position des IR300 im Modellprogramm. Daneben gab es weiterhin den Supersportwagen Grifo sowie die viertürige Limousine Fidia. Optisch veränderte man wenig zwischen dem ersten Unikat und der Serienvariante.

Scheinwerfer unter Metallklappen

Marcello Gandini ist besser für seine diversen Designs für Lamborghini bekannt. Doch auch beim Iso Lele stellte er sein Können eindrucksvoll unter Beweis. Kanten, Rundungen und spitze Winkel ergeben ein schönes Fließheck-Coupé. Um die Frontpartie möglichst flach zu halten, verbergen sich die Doppelscheinwerfer halb unter Metalldeckeln, die erst beim Einschalten des Lichts nach oben klappen. Eine ähnliche Lösung fand sich kurz darauf auch beim Iso Grifo. Die untere Linie der Seitenscheiben sinkt am Beginn der Türen leicht ab und steigt am Heck wieder an. Ebenso verhält es sich mit einer Blechkante weiter unten und der seitlichen Ansicht der Stoßstangen. Wie beim Fidia stammten auch beim Lele die Rückleuchten vom Fiat 124 Coupé.

Seltener Lele Marlboro

Innen zeigte sich der Lele sportlich und luxuriös. Leder und Holzdekor gehörten zur Serienausstattung. Spätere Sondermodelle wie der Lele Marlboro und der Lele Sport erhielten neu gestaltete Armaturenbretter. Anfänglich nutzte Iso V8-Triebwerke von Chevrolet mit 5,3 oder 5,8 Litern Hubraum. Diese hatten 304 bis 355 SAE-PS und übertrugen ihre Leistung wahlweise über ein manuelles Viergang-Getriebe oder eine Dreigang-Automatik auf die Hinterräder. Beim leistungsstärksten Lele 350 gab es optional ein Fünfgang-Getriebe. 1971 stellte Iso auf Ford-V8-Motoren um und änderte den Namen auf Lele IR6. Von nun an standen 330 SAE-PS aus 5,8 Litern Hubraum bereit. Zwei Jahre später erschien der Lele Marlboro mit 360 PS durch diverse Motorfeinarbeiten. Zugleich sank das Gewicht durch die Verwendung von weniger Dämmmaterial und Stoßstangen aus Kunststoff. Der Beiname spielte auf das gleichzeitig laufende Formel-1-Engagement zusammen mit Frank Williams an, dessen Autos Werbung von Philip Morris (Marlboro) trugen. Vermutlich entstanden nur fünf Exemplare des Lele Marlboro.

Produktionsende durch Insolvenz

Im finalen Produktionsjahr 1974 debütierte der Iso Lele Sport. Mit dieser Variante setzte man fort, was man mit dem Marlboro begonnen hatte. Trotz der versprochenen Leistungssteigerung waren Autotester damals jedoch der Meinung, dass der Sport nicht stärker als der normale Lele sei. Iso steckte bereits seit 1972 in finanziellen Schwierigkeiten. Die Ölkrise verschlimmerte diesen Zustand immer weiter und bewirkte, dass Piero Rivolta die Firma im Juni 1973 an Ivo Pera verkaufen musste. Trotz eines vorgelegten Fünf-Jahres-Plans zur Steigerung der Produktion und der Profitabilität sowie zur Entwicklung neuer Modelle musste Iso im Sommer 1974 Insolvenz erklären. Bis zu diesem Zeitpunkt waren lediglich rund 295 Lele vom Band gelaufen. Einen davon bietet aktuell der Oldtimerhändler Movendi in der Düsseldorfer Classic Remise zum Kauf an. Es handelt sich um das silberne Auto in unserer Bildergalerie. Erstmals zugelassen im Jahr 1973 hat dieser Lele einen 5,8-Liter-Ford-Motor und ein Automatikgetriebe. Der Preis beträgt 79.500 €.

Bilder: Movendi