Isdera Imperator 108i
Das Ingenieursbüro für Styling, Design und Racing, kurz Isdera, präsentierte 1984 einen radikalen Sportwagen. Allerdings kannten Autofans die Formen bereits seit sechs Jahren. Ein großer Verkaufserfolg wurde das Fahrzeug leider nicht, obwohl erst 2008 das finale Exemplar entstand. Und trotzdem freuen sich Betrachter bis heute, wenn sie bei einem Sportwagentreffen, im Museum oder durch Zufall im fließenden Verkehr auf einen Isdera Imperator 108i treffen. Da Bonhams in Kürze das Auto mit Fahrgestellnummer 021 versteigert, ist es Zeit die Geschichte des Imperators zu erzählen.
Neuer Flügeltüren-Sportwagen
Der Start für diese Geschichte liegt bereits in der Mitte der 1970er Jahre. Eberhard Schulz hatte für sein Bewerbungsgespräch bei Porsche schon 1969 einen ersten eigenen Sportwagen gebaut und mit nach Zuffenhausen gebracht. Als Entwickler war er anschließend an diversen Verbesserungen des 911 beteiligt. Ihm schwebte jedoch bereits ein neuer eigener Entwurf vor, der den legendären Mercedes-Benz 300 SL beerben sollte. Diesen verwirklichte er 1978 gemeinsam mit dem Autotuner bb Automobiltechnik aus Frankfurt unter dem Kürzel CW311. Neben den Flügeltüren gab es reichlich Technik made in Germany. Hierfür griff man auf Teile von Porsche und Mercedes-Benz zurück und schraubte am Ende auch einen großen Mercedes-Stern in die vordere Kühleröffnung. Da die schwäbische Marke über dieses Projekt teilweise Bescheid wusste und im Vorfeld der Weltpremiere nicht interveniert hatte, beließ man es bei diesem eigentlich unerlaubt verwendeten Logo – wohl auch weil der CW311 weltweit wohlwollend in den automobilen Schlagzeilen auftauchte. 1980 tauchte das Unikat zusätzlich im Kinofilm „Car-napping“ auf, was für noch mehr Bekanntheit sorgte.
Kleinserienproduktion ab 1984
Serienchancen hatte der CW311 indes keine, obwohl es genug Nachfragen gab. Diese Chancen existierten spätestens nicht mehr, nachdem Eberhard Schulz und der Firmenchef von bb, Rainer Buchmann, über einige Aspekte deutlich unterschiedlicher Meinung waren. Schulz nutzte allerdings die Publicity seiner Sportwagenstudie und machte sich 1982 in Leonberg mit dem Ingenieursbüro für Styling, Design und Racing selbstständig. Neben einem stylischen Markenschriftzug wählte er als Logo einen Adler auf blauem Grund. Nur ein Jahr später präsentierte Isdera als erstes Kleinserienauto den Spyder. Optisch entsprach er in vielen Details dem CW311 ohne Dach. Zum Einsteigen klappte die komplette Cockpitumrandung nach vorn hoch. Im März 1984 stand der Imperator 108i auf dem Autosalon in Genf, womit Eberhard Schulz den CW311 doch noch auf die Straße brachte. Allerdings fiel der Wagen um 15 Zentimeter länger und damit komfortabler aus.
Immer mit Mercedes-V8-Motor
Beim Design übernahm Eberhard Schulz mit seinem Team diverse Details von damals modernen Sportwagen. So verschwanden die Klappscheinwerfer der Studie zugunsten von Klarglasleuchten. Ein besonderes Detail blieb allerdings erhalten: Der periskopartig auf der Fahrertür montierte, singuläre Rückspiegel. Einzig für Märkte, die zwei Außenspiegel forderten, wie die Schweiz oder Japan, entstanden Fahrzeuge in entsprechender Ausführung mit Spiegeln am vorderen Fensterdreieck. Dies betraf hauptsächlich Autos der zweiten Serie ab 1991. Diese erhielt auch wieder Kunststoffabdeckungen über den Scheinwerfern und zudem Luftauslässe über den Vorderrädern. Hinter den beiden Passagieren werkelte unter einer riesigen Motorhaube wie im CW311 ein V8-Triebwerk von Mercedes-Benz. Allerdings wechselte man auf die neuere Generation mit fünf Litern Hubraum. Später gab es Varianten mit 5,6 oder sogar sechs Litern sowie auf Wunsch Tuningpakete von AMG. Ebenso waren ABS und eine Abgasanlage mit Katalysator gegen Aufpreis lieferbar. Für die Kraftübertragung auf die Hinterachse sorgte grundsätzlich ein manuelles Fünfgang-Getriebe. Je nach Ausführung spurtet der Imperator in rund fünf Sekunden auf Tempo 100 und erreicht maximal zwischen 260 und 310 km/h.
Weniger als 30 Exemplare sind entstanden
Von der ersten Bauserie des Imperator 108i entstanden je nach Quelle maximal 17 Exemplare. Die höchste Fahrgestellnummer insgesamt liegt im Bereich von 030, wobei offenbar nicht alle Nummern vergeben worden sind. Ein Fahrzeug entstand in einer sogenannten Evo-Ausführung mit niedrigerem Chassis und der breiteren Spur der Serie 2. Ursprünglich plante Isdera hiermit Einsätze im GT-Rennsport. Aus verschiedenen Gründen gab man diese Pläne jedoch auf, baute das Auto auf Straßenzulassung um und verkaufte es.
Nummer 021 bei Bonhams
Bonhams versteigert am 23. April den Imperator 108i mit Fahrgestellnummer W09108215KWJ02021. Dieses Fahrzeug lieferte Isdera 1991 in Japan aus. Mitte der 2010er Jahre gelangte es nach Großbritannien und wurde vom Oldtimerhändler DD Classics zum Verkauf angeboten. Bis heute trägt der Wagen seine originale Lackierung in Silber metallic in Kombination mit schwarzem Leder im Interieur. Bei der Auktion in Monaco erwarten Experten nun einen Zuschlagspreis zwischen 500.000 und 700.000 €.
Bilder: Bonhams