HWM Alta Jaguar

Haben Sie schon einmal von HWM gehört? Vermutlich nicht. Hinter diesem Kürzel verbirgt sich der Autohändler Hersham and Walton Motors aus dem britischen Walton-on-Thames, 25 Kilometer südwestlich von London. Begründet wurde das Geschäft bereits 1938, allerdings sorgte der Zweite Weltkrieg recht bald für eine betriebliche Pause. Ab 1945 ging es richtig los. Für die beiden Rennfahrer George Abecassis und John Health entstanden aus Vorkriegsfahrgestellen erste Rennwagen. 1948 debütierte der HW-Alta, dessen zwei Liter großes Vierzylinder-Triebwerk von der britischen Rennmotorenfirma Alta zugekauft wurde. Bereits im Folgejahr rollte ein Monoposto auf die Pisten, der sich mit wenigen Handgriffen zum zweisitzigen Straßensportwagen umbauen ließ. Hierfür montierte man neben dem zweiten Sitz auch noch Kotflügel und Beleuchtung.

HWM Alta debütierte 1949

Im eigens entwickelten Rohrrahmenchassis fand man neben dem Alta-Motor ein Lenkgetriebe von Citroën und ein Vorwahlgetriebe von ENV. Das Lenkgetriebe entnahm man dem Ersatzteilregal, da HWM eine Citroën-Vertretung hatte. Nachdem man 1949 den Manx Cup gewonnen hatte, entwickelte man das Fahrzeug gezielt weiter. 1950 stand es als HWM Alta bereit, um in der neu geschaffenen Formula B (später Formel 2) und in Sportwagenrennen an den Start zu gehen. HWM setzte vier eigene Werkswagen ein. Neben den Fahrzeugen FB 101, FB 102 und FB 103 gab es den ursprünglichen Prototyp, der zu einem späteren Zeitpunkt die Fahrgestellnummer FB 104 erhielt. Unter anderem drehte zeitweise der junge Stirling Moss am Lenkrad. Er erzielte diverse Achtungserfolge bis hinein ins Feld der Formel 1. Allein in diesem Jahr nahm man an insgesamt 19 verschiedenen Rennveranstaltungen in Großbritannien und Kontinentaleuropa teil.

Umrüstung auf Jaguar-Triebwerk

Silverstone Auctions bietet im Rahmen der Race Retro Live-Auktion am 27. und 28. März das Fahrzeug FB 104, also den ursprünglichen Prototyp an. Dieses Auto fuhren 1950 neben Stirling Moss auch John Heath, Lance Macklin, George Abecassis und Rudi Fisher. Unter den 15 Rennteilnahmen finden sich der Grand Prix in Reims, der Grand Prix de Geneve und der Grand Premio de Bari. Nach einem abschließenden Sieg in Castle Combe im Oktober, kaufte 1951 der Privatrennfahrer Oscar Moore den Wagen. Er ließ ihn mit dem Kennzeichen XMC34 für den öffentlichen Straßenverkehr zu, um auf eigener Achse zu den Rennen zu fahren. Außerdem ließ er einen Reihensechszylindermotor aus dem Jaguar XK120 einbauen. Dieses Triebwerk erhielt zur Leistungssteigerung eine Hubraumerhöhung von 3,4 auf 3,8 Liter. Ähnliche Modifikationen bot Jaguar erst Jahre später an. HWM baute in den folgenden Jahren in neuere Rennsportwagen selbst Jaguar-Motoren ein.

Umfangreiche Dokumentation dabei

Um diese Neuentwicklungen finanzieren zu können, verkaufte man alle Exemplare des HWM Alta. Mr. Moore konnte mit seinem Wagen auf engen, kurvigen Rennkursen selbst den neueren Jaguar C-Type in Schach halten. Als Besitzer folgten der Autohändler Gerry Scali in Plymouth und anschließend Danny Margulies. 1965 verkaufte er den HWM an den heutigen Besitzer Terry Grainger. Dieser setzte ihn bei diversen Bergrennen in den britischen Midlands ein. Im Laufe der Jahre ließ er die angeschlagene Originalkarosserie bei Oldbury Wing and Panels Ltd. gegen originalgetreue Nachfertigungen austauschen. Gleichzeitig trug er eine umfangreiche Dokumentation zu seinem HWM zusammen. Originale Briefe des heute noch existenten Autohändlers (seit 1951 Vertreter von Aston Martin), Ausgaben des Fachmagazins Autosport und Bilder von verschiedenen Rennen sind ebenso dabei wie zwei Bücher von Simon Taylor. Bei der Auktion wird ein Zuschlagspreis zwischen £ 500.000 und £ 575.000 erwartet.

Bilder: Silverstone Auctions