Ford Shelby Cobra Concept

2003 arbeitete Ford an einer modernisierten Neuauflage des wohl bekanntesten Rennsportwagens der USA. Die Rede ist von der legendären Cobra, die Carroll Shelby in den 1960er Jahren auf Basis eines kompakten englischen Roadsters in Kombination mit einem leistungsstarken Ford-V8-Motor erfunden hatte. Auch jetzt spielte der ehemalige Hühnerfarmer aus Texas wieder eine bedeutende Rolle, da er die verantwortlichen Ingenieure bei Ford direkt beraten durfte. Für das neue Fahrzeug wählte man den internen Projektnamen „Daisy“. Vorgestellt wurde es im Jahr darauf als Ford Shelby Cobra Concept. Doch bis dahin war es ein weiter Weg. Da Ford anfänglich eine Serienumsetzung plante, sollte es sich bei diesem Wagen nicht um eine reine Konzeptstudie handeln, sondern ein voll funktionsfähiger Prototyp entstehen. Hierfür entstand bei Technosports zuerst ein Space-Frame-Chassis aus verschweißten und verklebten Aluminiumelementen. Einige davon stammten vom damals aktuellen Ford GT. Die Karosserie fertigte man aus Kunststoff mit Carbon-Anbauteilen an.

Neue Shelby Cobra sollte Ford GT beerben

Zugleich entwickelte Ford Advanced Powertrain einen 6,4 Liter großen V10-Motor mit Trockensumpfschmierung. Von diesem 451 kW/613 PS und 679 Newtonmeter starken Triebwerk entstanden laut offiziellen Angaben nur vier komplette Aggregate. Eines davon wanderte 2004 auch in das Ford Shelby GR-1 Concept, das in Pebble Beach debütierte. Beim Shelby Cobra Concept saß für eine 50:50-Gewichtsverteilung das manuelle Sechsgang-Getriebe von Ricardo in Transaxle-Bauweise an der Hinterachse. Auch dieses Bauteil entstammte dem 2005er Ford GT, der zum Zeitpunkt von Project Daisy in die finale Entwicklungsphase vor dem Serienanlauf ging. Die neue Shelby Cobra sollte den GT ab Ende 2006 beerben und die eigens eingerichtete Fabrikation weiter nutzen. Dies erklärt auch die Verwendung von Aufhängungsteilen und der Lenkung des GT für das Shelby Cobra Concept. Bei den Bremsen vertraute Ford auf gelochte und innenbelüftete Scheiben von Brembo.

Zweitägige Testfahrten in Kalifornien

Für Fotos und die Präsentation auf der North American International Auto Show (NAIAS) in Detroit erhielt der Prototyp speziell gestaltete Siebenspeichenräder von BBS mit Slickreifen von BFGoodrich. Bereits im Dezember 2003 erhielt Carroll Shelby die Möglichkeit, das Unikat zwei Tage lang auf dem Irwingdale Speedway in Kalifornien intensiv auszuprobieren. Bei den Hochgeschwindigkeitsfahrten im Oval, Donuts im Infield sowie Taxifahrten mit Journalisten auf dem Beifahrersitz kamen insgesamt mehr als 150 Meilen zusammen. Unterwegs konnte das einzigartige Interieur genossen werden. Neben der Tatsache, dass trotz des großen Triebwerks und der kompakten Abmessungen mehr Beinfreiheit als in einem Ford Crown Victoria vorhanden war, fielen die in Aluminium gefassten Instrumente ins Auge. Gemeinsam mit Sparco entstanden belederte Carbon-Sportsitze mit Vierpunktgurten. Der damals bereits 81-jährige Carroll Shelby war mit dem Fahrzeug mehr als zufrieden. Er zeigte dies mit seinem Autogramm im Motorraum.

Vom Filmauto zum Sammlerobjekt

In der Zeit nach der NAIAS 2004 tourte „Daisy“ über verschiedene Automessen und diente schließlich Ice Cube als Filmfahrzeug in „xXx: State of the Union“ (in Deutschland „xXx 2 – The Next Level“). Aufgrund der drohenden „großen Rezession“ beendete Ford alle Entwicklungsarbeiten an der Shelby Cobra. Das Unikat verblieb nicht im Besitz von Ford, sondern wurde bei einer Wohltätigkeitsauktion versteigert. Höchstbieter war der ehemalige Vizepräsident der Marke, Chris Theodore, der in der Folgezeit das Buch „The Last Shelby Cobra“ über die Entstehungsgeschichte dieses Wagens schrieb. Zudem ließ er das Unikat bei Technosports wieder fahrbereit machen, nachdem Ford das Auto vor der Auktion stillgelegt hatte. 2018 tauchte der Prototyp bei den Concours d’Elegance-Veranstaltungen in Amelia Island und Plymouth/Michigan auf. Zudem zeigte Jay Leno das Unikat 2020 auf seinem YouTube-Kanal. Nun kommt die letzte Cobra bei Mecum in Monterey unter den Hammer. Erwartet werden zwischen 1,5 und 2 Millionen US-Dollar.

Bilder: Mecum Auctions, Ford