Ford Mustang Shelby GT500

Auf der North American International Auto Show (NAIAS), die noch bis zum 27. Januar in der amerikanischen Autometropole Detroit stattfindet, feiert der neue Ford Mustang Shelby GT500 seine Weltpremiere. Seit der ersten Generation des Mustang ziert der Name Shelby stets eine besonders sportliche und leistungsstarke Variante, die an der Spitze der Modellfamilie angesiedelt ist. Dieser Tradition wird der neue Shelby GT500, der schon zum Modelljahrgang 2020 gehört, mehr als gerecht. Der Hersteller spricht von nicht weniger als dem leistungsstärksten serienmäßigen Ford aller Zeiten.

Basierend auf dem aktuellen Mustang wirkt speziell die Frontansicht des GT500 sportlich-aggressiv. Messerscharfe Linien umrahmen in der tief heruntergezogenen Frontschürze eine hexagonförmige Grilleinheit, die in ihrer Form an die Designsprache eines bayerischen Herstellers mit vier Ringen erinnert. Nach unten wird die Front durch einen präsenten Diffusor und einen ebenso markanten Splitter begrenzt, die in seitliche Wings übergehen. Zwischen den für die serienmäßigen 20-Zoll-Felgen vergrößerten Radhäusern übernimmt ein Seitenschweller, ebenfalls mit kleinen Wings versehen, die kontrollierte Luftführung, während die Heckansicht durch den großen Flügel und die Auspuffanlage mit vier volumigen Endrohren beherrscht wird. Reichlich an der Karosserie angebrachte Logos von Carroll Shelby – die sich aufbäumende Cobra – lassen keinen Zweifel an der sportlichsten Variante des Mustang.

Mehr noch als die aggressive Optik zeigt ein Blick in die ersten technischen Details, die Ford bei der Premiere in Detroit bekannt gab, dass der neue Mustang Shelby GT500 weit mehr als ein Showcar ist. Es ist das erste Modell in der über 50-jährigen Tradition des Mustang Shelby, das statt einer Starrachse hinten mit Einzelradaufhängung daherkommt. Allerbeste Voraussetzung, die Leistung des neuen V8-Motors mit 5,2 Litern Hubraum und Kompressoraufladung auch kontrolliert auf die Straße zu bringen. Das für amerikanische Verhältnisse fast schon hypermoderne Triebwerk verfügt über Zylinderköpfe aus Aluminium mit oben liegenden Nockenwellen und geschmiedeten Pleueln. Exakte Leistungswerte nennt Ford anlässlich der Vorstellung in Detroit noch nicht, es heißt lediglich: „über 700 PS“. Gerüchte auf der Messe sprechen von etwa 750 Ponys unter der mit markanten Luftauslässen versehenen Haube. Damit dürften Zeiten für die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h im Bereich von drei Sekunden realistisch sein. Die für den amerikanischen Autoenthusiasten viel bedeutendere Zeit für die Viertelmeile aus dem Stand dürfte sich bei knapp über 10 Sekunden einpendeln.

Diese sehr beeindruckenden Zeiten sind zum Teil auch das Ergebnis einer weiteren Neuheit in amerikanischen Sportwagen überhaupt. Der neue GT500 ist der erste Mustang Shelby, der weder mit einem manuellen Schaltgetriebe noch mit einer klassischen Wandlerautomatik verfügbar ist. Die Übertragung der reichlich vorhandenen Leistung auf die Hinterräder erfolgt durch ein Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Gängen vom amerikanischen Getriebespezialisten Tremec, das über Schaltwippen am Lenkread bedient wird und dessen Schaltzeiten im Bereich von 100 Millisekunden liegen. Während der Premiere in Detroit waren allerdings bereits deutliche Klagen der Fans auf Grund dieser Tatsache zu hören, sodass Ford eine weitere Variante mit klassischem Schaltgetriebe nicht mehr ausschließt. Salomonisch antwortete der Cheftechniker der Ford Performance Abteilung, Carl Widdman, angesprochen auf die Frage nach einem Schaltgetriebe: „We always listen to what our customers want, right?“

Ford sieht den neuen Shelby GT500 im Wettbewerb zu Dodge Challenger Hellcat und Chevrolet Camaro ZL1. Während der Dodge eher die klassische amerikanische Auslegung mit Schwerpunkt auf Beschleunigung vertritt, ist der Camaro besonders in der Version 1LE ein ernst zu nehmendes Tracktool und dieser Herausforderung stellt sich nun der neue Mustang. Bereits in der Serienversion verfügt der GT500 über eine neue Fahrwerksgeometrie und Michelin Pilot Sport Cup 2 Bereifung sowie eine Hochleistungsbremsanlage des italienischen Spezialisten Brembo. Fahrer mit Rennstreckenambitionen können optional auf zwei verschiedene Handling Pakete zurückgreifen.

Während das erste, einfach Handling Package genannt, lediglich über verstellbare Federbeinhalterungen und einen anderen Heckflügel mit Gurney Flap verfügt, bietet die größere, weitaus aggressivere Option, das Carbon Fiber Handling Package, einige sehr interessante Details. So verfügt dieses Paket über Felgen aus Carbon, eine Innovation, die bisher vom schwedischen Hypercar-Hersteller Koenigsegg oder vom hauseigenen Supersportwagen Ford GT bekannt war. Damit reduzieren sich die ungefederten Massen erheblich. Ferner rollt der Shelby mit dieser Option auf noch mehr rennstreckenfokussierten, speziell für dieses Fahrzeug entwickelten Pneus von Michelin, die vom verstellbaren Heckflügel, ebenfalls aus Carbon, auf die Straße gepresst werden. In den Genuss dieses sportlichsten Mustang aller Zeiten kommen allerdings nur zwei Personen, denn auf eine Rücksitzbank wird aus Gewichtsgründen verzichtet.

Bestandteil aller neuen Shelby GT500 sind dagegen die Sportsitze von Recaro mit hochgezogenen Seitenwangen für eine feste Sitzposition. Die Fauteuils sind wie das Sportlenkrad mit einer Kombination aus Leder und Alcantara bezogen. Der übrige Innenraum entspricht allerdings bis auf die Carbonverkleidung des Armaturenbretts und die diversen Cobra-Logos weitestgehend dem normalen Mustang.

Im Laufe des Jahres will Ford weitere Details wie Leistung und Drehmoment des neuen Mustang Shelby GT500 bekanntgeben. Erste Auslieferungen sind nicht vor Herbst diesen Jahres zu erwarten. Ob der leistungsstärkste Ford aller Zeiten, der auch für Europa interessante und wettbewerbsfähige Details bietet, den Weg über den großen Teich finden wird, ist noch nicht entschieden.

Bilder: Ford