Ford GT40 Competition Roadster

Die Geschichte hinter dem Ford GT40 wurde bereits oft erzählt. Somit ist fast jedem Autofan bekannt, dass der Entwicklung dieses Rennfahrzeugs 1963 der Versuch von Ford voranging, die italienische Marke Ferrari zu übernehmen, was in letzter Minute durch ein entschiedenes „No!“ von Enzo Ferrari abgeblockt wurde. Anschließend beschloss man bei Ford, es den Italienern heimzuzahlen, indem man sie in der Sportwagen-WM und besonders beim jährlichen Saisonhighlight, den 24 Stunden von Le Mans, besiegt. Bereits vor der missglückten Ferrari-Übernahme entstand das ‚Total Performance Program‘, in dem alle Motorsportaktivitäten der Amerikaner in Nascar, Drag Racing und bei den Sportwagen gebündelt wurden. Mit dem Motto ‚Win on Sunday, sell on Monday‘ (gewinne Sonntags, verkaufe Montags) wollte man die zu erwartenden Rennerfolge in bessere Verkauszahlen ummünzen. Da man zuvor noch nie mit eigenen Fahrzeugen auf europäischen Rennstrecken angetreten war, hatte man mit dem Einstieg bei Ferrari geliebäugelt. Nun gab Henry Ford II, genannt ‚The Deuce‘, klare Anweisungen: „If I can’t buy Ferrari, I’m going to beat Ferrari,“ (wenn ich Ferrari nicht kaufen kann, werde ich Ferrari besiegen) und an seinen General Manager Lee Iacocca erging die Order: „Win at all costs!“ (gewinne, egal was es kostet!).

So entstand ab 1964 unter Leitung von Lola-Chef Eric Broadley sowie John Wyer der komplett neu entwickelte GT40 in der neu gegründeten Tochterfirma ‚Ford Advanced Vehicles Ltd.‘ (FAV) in Slough, Großbritannien. Nach ersten Testeinsätzen im gleichen Jahr ging der GT40 ab 1965 in den Verkauf an Privatteams. Wie damals üblich verbaute man eine Glasfaser-Kunststoff-Karosserie auf einem Gitterrohrrahmen aus Stahl. Während im Mark I ein 4,2 Liter großer V8-Motor saß, vergrößerte man für den Mark II den Hubraum auf 4,7 Liter und legte schließlich in der gleichen Ausbaustufe für Le Mans 1966 mit sieben Litern Hubraum nach. Für 1967 entstand eine eigenständige, windschlüpfigere Karosserie für den Mark IV. Weniger bekannt ist hingegen, dass zwischen Dezember 1964 und Mitte 1965 insgesamt fünf GT40 als Competition Roadster aufgebaut wurden. Die ersten beiden Exemplare dienten Shelby American für den Saisonauftakt 1965 in Daytona, wo mit Chassis GT/103 der erste Gesamtsieg eines Ford GT40 gelang. Ford bestellte die folgenden zwei Roadster zu Test- und Entwicklungszwecken, wobei Chassisnummer GT/109 laut den Produktionsunterlagen etwas Besonderes war: „Dearborn Experimental Car with 3-inch longer longer chassis – not now required“ (Dearborn Experimentalauto mit 3 Zoll längerem Fahrgestell – aktuell nicht gebraucht“. Interessanterweise erhielt dieses Fahrzeug zudem einen demontierbaren Überrollbügel.

Während das zeitgleich aufgebaute Schwesterfahrzeug GT/108 zum Straßenauto umgerüstet wurde, lieferte FAV den GT/109 im März 1965 zu Shelby American, um ihn für die 24 Stunden von Le Mans vorbereiten zu lassen, wo er vom Shelby-unterstützten Team Ford of France eingesetzt werden sollte. Hierfür erhielt der Rennwagen zahlreiche Modifikationen, die bereits der in Daytona siegreiche Competition Roadster aufgezeigt hatte. Neben Magnesiumfelgen zählten dazu auch die senkrechten Anbauteile unterhalb der Scheinwerfer und ein 4,7 Liter großer Cobra-Motor inklusive ZF-Fünfgang-Getriebe. Erstmals verbaute man seitlich angeordnete Motorölkühler, Luftauslässe oberhalb der Rückleuchten zur Verringerung des Staudrucks in den hinteren Radhäusern und einen höheren Heckspoiler für mehr Anpressdruck. Außen lackierte man den Wagen in den Farben der französischen Ford-Division mit weißem Basislack, einem breiten blauen Rennstreifen und schmalen roten Streifen als Einfassung. In Le Mans angekommen erhielt er die Startnummer 15 zugeteilt und wurde in den Trainings von Jo Schlesser und André Simon gefahren. Für das eigentliche Rennen wechselte man die Fahrerpaarungen auf den eingesetzten GT40 aus, wodurch sich im Roadster Maurice Trintignan und Guy Ligier abwechselten. Nach nur elf Runden endete der Einsatz jedoch durch einen Getriebeschaden.

Nach dem Rennen ging der Wagen zur Reparatur zurück zu Shelby American und dann zu Kar Kraft zur Entwicklung eines neuen Automatikgetriebes für den Ford-Indianapolis-V8-Motor mit Weber-Vergasern. Auch neue Bremsteile und diverse andere Experimental-Bauteile testete Kar Kraft an diesem Fahrzeug. Mit einigen dieser Modifikationen ausgerüstet gewann das Schwesterauto, der Roadster mit Fahrgestellnummer GT/110, die 12 Stunden von Sebring. Nach erfolgtem Testprogramm ging GT/109 zurück an Shelby, wurde auf den Stand von Le Mans 1965 zurückgerüstet, zwei Jahre eingelagert und dann in ein Fahrzeuglager der Ford Motor Company verbracht. Dort entdeckte der Stuntman und Auto-Umbauer Dean Jeffries den GT40 Roadster zufällig bei einem Besuch des Ford Rennleiters Jacques Passino und fragte, ob er den Wagen erwerben könne, worauf Passino antwortete: „Klar, kannst du haben, mit dem Roadster-Programm des GT sind wir durch.“ Jeffries war derjenige, der den Schriftzug ‚Little Bastard‘ auf den Porsche 550 Spyder von James Dean gepinselt hatte und zudem als Lackierer von Carroll Shelby verantwortlich für zahlreiche Farbwechsel des Cobra-Prototypen CSX2000 für jeden neuen Fahrbericht, um den Eindruck zu erwecken, die Produktion würde bereits laufen. GT/109 wurde von ihm restauriert und zuerst mit einem Indianapolis-Motor ausgestattet, bevor ihm Carroll Shelby einen 4,7-Liter-Motor mit den Worten: „Den haben wir in GT/109 in Le Mans eingesetzt.“ überreichte.

Nach dem Tod von Dean Jeffries behielt sein Sohn den Wagen bis 2013 und verkaufte ihn dann an Dana Mecum. Sie ließ unter der Leitung von Harley Cluxton III bei GTC Mirage Racing eine Restaurierung in Concours-Qualität durchführen. 2016 trat der Wagen beim Pebble Beach Concours d’Elegance an und erreichte den zweiten Platz in seiner Klasse – nur geschlagen durch das originale Siegerfahrzeug des Le-Mans-Rennens 1966, einem GT40 Coupé. Im Rahmen der diesjährigen Monterey Car Week sucht nun das Auktionshaus Mecum Auctions einen neuen Besitzer für den einzigen Ford GT40 Competition Roadster, der je in Le Mans an den Start ging. Zum erwarteten Zuschlagspreis machte man keine Angaben, man darf aber von einer achtstelligen Summe ausgehen.

Bilder: Mecum Auctions