Fiat 1100-103 TV Desirée
Auf Basis des Fiat 1100-103 entstanden in den 1950er Jahren zahlreiche Sonderkarosserien in Italien. In der Vergangenheit berichteten wir bereits über das Derby Cabrio von Bertone und den von Vignale gebauten Charmant. Nun erzählen wir die Geschichte eines weiteren Sondermodells von Vignale. Desirée ist der Name, den das Designhaus auswählte, um das Begehren für die schöne Coupé-Karosserie auszudrücken. Fiat hatte den ersten 1100 bereits 1937 ins Modellprogramm aufgenommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging die Produktion bis 1953 weiter. Dann löste der 1100-103 mit selbsttragender Karosserie das alte Modell ab. Ab Werk gab es eine viertürige Limousine, einen fünftürigen Kombi namens Familiare und das Cabriolet Trasformabile erhältlich. Durch die neue Fertigungsweise geriet die Arbeit der freien Karosseriebauer schwieriger. Die Aufbauten mussten nun ebenfalls selbsttragend ausgelegt werden, anstatt einfach auf einem Plattformrahmen aufzubauen. Solange es noch keine Crash-Vorschriften gab, konnten die kleinen Betriebe in Italien jedoch weiterhin relativ gut bestehen.
Kurzgeschichte des Fiat 1100
Unter der Haube des 1100-103, der auch als Nuova 1100 angeboten wurde, befand sich ein 1,1 Liter großer Vierzylindermotor. Dieser brachte es anfänglich auf 26,5 kW/36 PS. Darüber rangierte der TV mit 37 kW/50 PS. Ab 1956 gab es für das normale Modell eine Auffrischung zum 1100-103 E (29 kW/40 PS). Der TV erhielt zeitgleich eine Leistungssteigerung auf 39 kW/53 PS. Dies reichte je nach Aufbau für eine Höchstgeschwindigkeit von rund 140 km/h. Zudem ergänzte Fiat die Serienausstattung um Details wie eine Zweifarb-Metalliclackierung. In den Folgejahren gab es weitere Modellpflegemaßnahmen zum 1100-103 D (31,6 kW/43 PS) und 1100-103 H (36,5 kW/48 PS). 1960 wechselten die Bezeichnungen: 1100 Export (hinten angeschlagene Türen) oder 1100 Speciale (vorn angeschlagene Türen, Karosserie des Fiat 1200). Es folgten der 1100 D mit weniger Chrom (1962) und schließlich der 1100 R mit Scheibenbremsen. Die Produktion endete 1970 zugunsten des bereits ein Jahr vorher eingeführten Fiat 128.
Umbauten auf Basis des 1100-103 TV
Bei den externen Karosseriebauern stand hauptsächlich der kräftigere Fiat 1100-103 TV (Turismo Veloce) hoch im Kurs. Kein Wunder, wenn die jeweiligen Umbauten schon mit knapp dem halben Neupreis in den Preislisten erschienen. Je nach Sonderwünschen konnte sich dieser Wert noch deutlich erhöhen. Da sollte sich die solvente Kundschaft wenigstens auf genügend Motorleistung verlassen können. Vielfach erhielten die Unikate und Kleinserien sogar eine kleine Leistungssteigerung. Vignale beispielsweise verwendete veränderte Zylinderköpfe und Vergaser von Weber. So stieg der Hubraum auf 1,2 Liter und die Leistung im Vergleich zum Basisfahrzeug um rund zehn Prozent. Vom Desirée baute Vignale insgesamt nur drei Exemplare. Ob diese noch allesamt existent sind, entzieht sich unserer Kenntnis.
Eine von drei Desirée steht zum Verkauf
Den Fiat 1100-103 TV Desirée präsentierte Vignale erstmals auf dem Turiner Autosalon 1956. Dort legte das Publikum weniger Aufmerksamkeit auf die Zweifarblackierung in Schwarz und Silber. Stattdessen staunten sie über das moderne Design mit Pontonformen, runden Scheinwerfern, großen Glasflächen und kleinen Rückleuchten an angedeuteten Finnen. Passend zu den 1950er Jahren erhielt Desirée diverse Chromakzente. Unterhalb des Kühlergrills und am Armaturenbrett saß ein spezielles Logo. Hinter den Scheinwerfern trägt Desirée ihren Namen und vor den Rückleuchten den Schriftzug Fiat 1100 und zwei gekreuzte Flaggen. Das Präsentationsfahrzeug aus Turin verkaufte man noch während der Messe. Der Erstbesitzer behielt es bis 2014. Es folgte ein weiterer Besitzer in Italien und 2016 schließlich der Sammler Robert Pass aus Deutschland. Nun bietet RM Sotheby’s den Wagen über die Private Sales Sektion an. Neben den Bordbüchern erhält der nächste Besitzer auch einen zweiten Satz Räder. Der Preis beträgt 66.000 €.
Bilder: RM Sotheby’s