Ferrari LaFerrari M6

Bestimmt haben Sie schon einmal Autoprototypen gesehen. In Fachzeitschriften und Onlinemagazinen tauchen diese sogenannten Erlkönige gern auf, um Ausblicke auf kommende Modelle zu ermöglichen. Den Herstellern sind solche Aufnahmen eher unrecht, da sie das Interesse an den noch aktuellen Fahrzeugen verringern. Entsprechend versuchen sie, das kommende neue Auto so gut wie möglich zu tarnen. Nach tausenden von Testkilometern zerschellen die Prototypen entweder bei einem Crashtest oder werden anderweitig zerstört. Normalerweise. Denn ganz selten bleiben einige Exemplare erhalten. Noch seltener geraten sie zudem in Privatbesitz. Eines dieser extrem seltenen Fahrzeuge ist der Ferrari LaFerrari Prototyp M6, der Mitte Mai von RM Sotheby’s in Monaco versteigert wird. Hierbei handelt es sich um einen sogenannten Muletto, also einen Prototypen, der auf einer anderen Modellserie basiert, um Technikkomponenten des kommenden neuen Fahrzeugs zu erproben.

458 Italia mit V12-Hybridantrieb

In diesem Fall nutzte Ferrari einen 458 Italia, von dem allerdings abgesehen von der Silhouette, Teilen des Interieurs und der Fahrgestellnummer nur wenig übrig blieb. Das Aluminiumchassis wurde in der Entwicklungsabteilung in Maranello auf die Aufnahme des deutlich größeren V12-Triebwerks inklusive Hybridtechnik angepasst, die für den LaFerrari vorgesehen war. Hierfür schnitten die Techniker und Ingenieure sogar hinter den Türen rücksichtslos Löcher in die Karosserie. Ebenso verhielt es sich mit der vorderen Haube. Allerdings erhielt die mattschwarz lackierte Außenhaut eh eine zusätzliche Verkleidung aus glasfaserverstärktem Kunststoff, um die Formgebung komplett zu verändern. Prototyp M6 diente zwischen Mai 2011 und Dezember 2012. Für Tests des V12-Hybridantriebs, der Bremsen und des ESP-Systems war er erst in Fiorano und später bei Bosch in Süddeutschland auf abgesperrten Testgeländen unterwegs. In den öffentlichen Verkehr durfte M6 mangels Zulassung nie.

M6 erhielt Auffrischung

Nachdem der LaFerrari auf dem Genfer Autosalon 2013 seine Weltpremiere gefeiert hatte, brauchte Ferrari die schwere Tarnung der Mulettos und späterer Prototypen nicht mehr. M6 war bereits zuvor aufs interne Abstellgleis gerollt, da er seine Aufgaben erfüllt hatte. Erstaunlicherweise fiel bei Ferrari schließlich die Entscheidung, einige Prototypen aus den drei unterschiedlichen Vorserien an VIP-Kunden zu verkaufen. Hierfür erhielt M6 vor der Übergabe im Juli 2016 eine Auffrischung inklusive Neulackierung in „Nero Semi Opaco“ (halbmattem Schwarz). Der glückliche neue Besitzer musste jedoch einen Zusatzvertrag unterzeichnen, der ihm eine Fahrzeugzulassung für den Straßenverkehr untersagte. Dieser Kontrakt mit Ferrari wird auch dem nächsten Besitzer vorgelegt, wenn das Auto am 14. Mai in Monaco versteigert wurde. Zum Lieferumfang gehören auch die speziell angefertigten Fiberglas-Anbauteile, die aus dem 458 einen unerkennbaren Sportwagenprototypen machen. Der Zuschlagspreis soll zwischen 1,4 und 1,8 Millionen Euro liegen.

Bilder: RM Sotheby’s, Matthias Kierse