Ferrari 308 GTB Vetroresina

Als Ferrari 1975 den 308 GTB präsentierte, war es das erste Serienmodell der Marke mit Kunststoffkarosserie. Während es heute zum guten Ton gehört, Kohlefaser zu nutzen, war es damals noch glasfaserverstärkter Kunststoff. Auf italienisch heißt dieser Baustoff ‚Vetroresina‘, was zum Beinamen dieses Sportwagens führte. Der 308 GTB ersetzte indirekt den Dino 246 als Einstiegsmodell. Ferrari wollte das aus dem Motorsport übernommene Mittelmotorprinzip beibehalten, steigerte jedoch die Zylinderanzahl um zwei auf acht. Ähnlich verhielt es sich mit dem anfangs noch als Dino verkauften 308 GT4, der allerdings zwei zusätzliche Notsitze erhielt. Zudem stammte seine Karosserie von Bertone, während der 308 GTB aus der Feder von Pininfarina kam.

Scaglietti baute die GFK-Karosserie

Über den Grund, warum der werkseigene Karosseriebauer Scaglietti für den 308 GTB von Stahl oder Aluminium zu GFK wechselte gibt es verschiedene Theorien. Wahrscheinlich ist, dass Ferrari den Erfolg von anderen Sportwagenbauern mit diesem Werkstoff sah und teilhaben wollte. Chevrolet baute die Corvette seit den 1950ern aus Glasfaserkunststoff, andere Hersteller folgten. Anfänglich musste man die Vor- und Nachteile von GFK noch ausloten. Als Ferrari 1975 zu diesem Club hinzustieß hatte sich der Werkstoff allerdings bereits etabliert und führte vor allem zu Gewichtsersparnis. Allerdings vermeldete Scaglietti relativ schnell, dass die Produktionsdauer deutlich höher lag als bei klassischen Metallkarosserien.

Vetroresina blieb selten

Ferrari beauftragte den Karosseriebauer daher mit der Entwicklung einer möglichst baugleichen Stahlkarosserie für den 308 GTB. Diese konnte bereits 1977 in die Serienfertigung übernommen werden. Zugleich bot sie die Möglichkeit, den 308 auch mit einem Targadach als GTS ins Programm aufzunehmen. Die genaue Anzahl der produzierten 308 GTB Vetroresina ist nicht ganz klar. Je nach Quelle findet man Zahlen zwischen 400 und 800 Fahrzeugen. Girardo & Co., wo unser Fotofahrzeug aktuell angeboten wird, nennt 712 Exemplare. Spätere Stahlfahrzeuge waren rund 150 Kilogramm schwerer und entstanden rund 12.000-mal. Unterscheidungsmerkmale zwischen dem Vetroresina und der späteren Serie sind die Oberkanten der A-Säulen, der Heckabschluss zwischen den Rückleuchten und die in die Heckschürze eingelassenen Rückfahrleuchten.

Chassisnummer 19715

Der von uns gezeigte Ferrari 308 GTB Vetroresina mit Fahrgestellnummer 19715 erhielt ab Werk eine Lackierung im Farbton ‚Blu Sera‘ und ‚Pelle Beige‘-Leder. Motor S.p.A. in Rom lieferte den Sportwagen im September 1976 aus. Bis 1984 verblieb er in der italienischen Hauptstadt, dann ging es per Luftfracht nach New York. Dort erhielt der Ferrari 23 Jahre lang bestmögliche Bedingungen mit regelmäßigen Inspektionen bei East Coast Exotic Cars und Miller Motorcars. 2007 kam der 308 zurück nach Europa und teilte sich eine Garage mit einem Lamborghini Miura und einem Lamborghini 400 GT. Ein Jahr später erwarb ihn ein Autosammler aus Irland, bevor es 2013 zurück nach Italien ging. Der aktuelle Besitzer ließ 2018 eine Auffrischung inklusive Neulackierung im originalen Farbton durchführen. Die originalen Werkzeuge, Bücher und diverse Dokumentationsunterlagen gehören zum Paket dazu, das nun von Girardo & Co. angeboten wird. Der Preis liegt bei 148.000 €.

Bilder: Girardo & Co.