Ferrari 275 GTB
Die verschiedenen Versionen des Ferrari 250 fuhren weltweit Rennerfolge ein und erwiesen sich darüber hinaus auch als Verkaufserfolge. Somit stand die Sportwagenmarke aus Maranello Anfang der 1960er Jahre mit relativ gut gefüllter Kasse da. Dennoch wurde es immer klarer, dass ein Nachfolgemodell benötigt wurde, um weiterhin gegen aufstrebende Konkurrenten Schritt zu halten. Ab 1963 rollten daher verschieden Varianten des 330 auf die Straße. Basierend auf dem bisherigen V12-Triebwerk des 250 wuchs der Hubraum auf vier Liter, während auch die Karosseriedimensionen wuchsen. Damit war der 330 zu groß und zu schwer für Rennerfolge. Diese Lücke belegte Ferrari daher mit dem komplett neu entwickelten 275 GTB. Wie damals üblich beschrieb die Modellnummerierung den Hubraum eines einzelnen Zylinders in Kubikzentimetern. Insgesamt waren es also 3,3 Liter aus zwölf Zylindern.
Fahrgestell in Grundzügen vom 250 GT SWB
Unter dem internen Entwicklungscode Tipo 563 entstand ein Leiterrahmen aus verschweißten ovalen und rechteckigen Rohren, der mit leichten Modifikationen auf dem des 250 GT SWB basierte. Damit war der Radstand identisch, allerdings kamen neue Radaufhängungen zum Einsatz. Erstmalig nutzte Ferrari auch hinten doppelte Dreiecksquerlenker mit Schraubenfedern und Teleskopstoßdämpfern anstelle einer Starrachse an Blattfedern. Damit reagierte man in Maranello auf andere Sportwagen wie den Lamborghini 350 GT. In Transaxle-Bauweise gelangte die Motorleistung von 206 kW/280 PS über eine lange Kardanwelle von vorn zum Fünfgang-Schaltgetriebe, das mitsamt Sperrdifferenzial an der Hinterachse verbaut war. Dies verbesserte die Gewichtsverteilung und verkleinerte den Getriebetunnel zwischen den Sitzen.










































Short Nose blieb die seltenste Ausführung
Wie bei vielen Ferrari-Modellen dieser Zeit entstand auch das Design des 275 GTB bei Pininfarina. Dabei wurden Details vom 250 GTO und 250 GT Lusso aufgegriffen. Diese kombinierten die Zeichner rund um Franco Scaglione mit neuen Akzenten wie den drei Luftauslass-Schlitzen hinter den Seitenscheiben oder einer umlaufenden Abrisskante am Heck. Nach lediglich rund einem Produktionsjahr erfolgte eine umfangreiche Modellpflege. Neben einer vergrößerten Heckscheibe betraf diese vor allem die Frontpartie, die spitzer und länger ausgeführt wurde. Bei den frühen Fahrzeugen sorgte der Fahrtwind bei hohen Geschwindigkeiten für zuviel Auftrieb und eine leichte Vorderachse. Diese unter Markenfans „Short Nose“ genannte Ausführung entstand wohl nur zwischen 200- und 250-mal. Neben dem Coupé entstand zwischen 1964 und 1966 der eigenständig gestaltete 275 GTS als zweisitziges Cabriolet. Ab 1966 löste der 275 GTB/4 mit vier obenliegenden Nockenwellen den 275 GTB „Long Nose“ ab.
06609 bei RM Sotheby’s
RM Sotheby’s bietet am 27. Januar 2022 einen 275 GTB „Short Nose“ an, der im Februar 1965 vom Band gelaufen ist. Es trägt die Fahrgestellnummer 06609. Vorgesehen für den US-Markt erhielt das Auto eine rote Lackierung und Connolly-Leder in schwarz. Während der Erstbesitzer unbekannt ist, weiß man durch die Fahrzeugunterlagen, dass der 275 ab 1969 Craig Newton in Santa Barbara, Kalifornien, gehörte. Er verkaufte den Sportwagen im August 1984 an einen Händler in Arizona, der ihn innerhalb eines Jahres an Dr. Terry Maxon weiterreichte. Dieser behielt das Auto bis zu seinem Lebensende Anfang 2021. Gemeinsam mit zwei weiteren Ferraris aus seinem Besitz soll er nun in Arizona versteigert werden. Der Schätzpreis wurde bisher noch nicht festgelegt.
Bilder: RM Sotheby’s, Patrick Ernzen