Ecurie Ecosse LM69

Die berühmte ‚was wäre gewesen, wenn…‘-Frage ist manchmal durchaus spannend. Als Jaguar 1966 den XJ13 als Mittelmotorsportwagen präsentierte, gingen viele Autofans davon aus, dass dieser bald bei Rennen wie den 24 Stunden von Le Mans auftauchen würde. Hierzu erhielt das Auto ein fünf Liter großes V12-Triebwerk. Genau an diesem scheiterte jedoch letztlich der Einsatz im Motorsport, da sich dort die Regularien veränderten, während auch intern bei Jaguar neue Management-Vorgaben für einen Ausstieg aus dem relativ teuren Rennsportbereich sorgten – zumindest als Werksteam, die E-Type Lightweight für Privatkunden spülten schließlich Geld in die Kassen. Der XJ13 wurde in einer Ecke der Versuchsabteilung abgestellt und geriet beinahe in Vergessenheit.

Erst als das V12-Aggregat Anfang der 1970er Jahre in die Serienfertigung der Limousinen und des E-Type übernommen werden sollte, besann man sich auf den Mittelmotor-Prototyp und holte ihn wieder hervor. Für einen Werbefilm wollte man den XJ13 gemeinsam mit den neuen Serienmodellen auf dem britischen Versuchsgelände MIRA aufnehmen. Bei einer Hochgeschwindigkeitsfahrt platzte Testfahrer Norman Dewis allerdings bei rund 220 km/h ein Hinterreifen, was zu einem mehrfachen Überschlag und dem Totalschaden des Einzelstücks führte. Unter dem neuen Firmenchef Lofty England wurde das Auto zwei Jahre später wieder hergerichtet, wofür die originalen Holzformen genutzt werden konnten. Allerdings erhielt der neu aufgebaute XJ13 breitere Radläufe, da die Gussformen der ursprünglichen Magnesium-Felgen nicht mehr existierten und daher breitere Räder eingepasst werden mussten.

Zurück zur Eingangsfrage: Was wäre gewesen, wenn Jaguar den XJ13 im Rennsport eingesetzt hätte? Möglicherweise hätte man ein paar Exemplare an das Rennteam Ecurie Ecosse verkauft, die in den 1950er Jahren zweimal mit dem D-Type in Le Mans gewinnen konnten. Speziell der Dreikampf Jaguar gegen Porsche und Ford hätte durchaus interessant werden können. Leider bleibt es an dieser Stelle beim Glaskugellesen. Aber ein wenig träumen ist ja durchaus erlaubt.

Weniger Traum und deutlich mehr Realität ist indes der Ecurie Ecosse LM69, den Ecurie Cars Limited im September auf dem Concours of Elegance am Hampton Court Palace offiziell präsentieren wird. Optisch führt er die Linien des XJ13 in eine Coupé-Form weiter, bleibt ihnen ansonsten aber treu. Auch das klassische V12-Triebwerk in der Mitte des Autos blieb erhalten, wurde jedoch soweit weiterentwickelt, dass der LM69 auch auf der Straße genutzt werden kann. Sowohl bei der Technik als auch bei der Gestaltung von Karosserie und Interieur setzte sich das Team jedoch von Anfang an ein klares Limit: sie wollten nur Materialien und Verarbeitungstechniken verwenden, die bis Anfang 1969 im Motorsport verfügbar waren. Somit möchte man ein Auto anbieten, wie es damals wirklich hätte im Wettbewerb antreten können. In naher Zukunft sollen 25 Exemplare von Hand in einer neuen Manufaktur in den West Midlands entstehen. Zu den Preisen und Individualisierungsoptionen wurden noch keine Angaben gemacht.

Bilder: Ecurie Cars Limited