Diesen 550 Spyder müssen Sie gesehen haben!
Vom 22. Juli bis zum 27. Juli versammeln sich rund 200 Fahrzeuge zum Concours of Elegance auf dem Gut Kaltenbrunn am Tegernsee, einem Ort, der für seine malerische Schönheit, luxuriösen Fünf-Sterne-Hotels und erstklassige Gastronomie bekannt ist. Inmitten der bayerischen Alpen gelegen findet im Rahmen des Concours auch eine Auktion von RM Sothebys statt. Grund genug um einen genaueren Blick auf die Fahrzeuge zu werfen, die an jenem Wochenende unter den Hammer kommen.
Nachdem wir uns zunächst dem Ferrari 275 GTB /6C gewidmet haben, möchten wir an dieser Stelle nun einen besonderen Porsche 550 Spyder vorstellen.
Chassis: 0038, Motor: P 90031, Getriebe: 10029
Der 550 Spyder, als erster reinrassiger Rennwagen von Porsche entwickelt, nahm an den bedeutendsten Motorsportveranstaltungen der 1950er Jahre teil. Auf den Starterlisten der Targa Florio, Mille Miglia, 24 Stunden von Le Mans und Carrera Panamericana erzielte der kleine Mittelmotor-Sportwagen beeindruckende Ergebnisse gegen leistungsstärkere Konkurrenten von Ferrari und Maserati. Wie bereits beim allerersten 356 konstruierten die Porsche-Techniker ein Mittelmotorfahrzeug. Das 1,5 Liter große Leichtmetall-Triebwerk entwickelte Ernst Fuhrmann. Anfänglich standen 81 kW/110 PS und 121 Newtonmeter Drehmoment bereit. Hinter dem Motor folgte die Kupplung und hinter der Hinterachse ein vollsynchronisiertes Viergang-Getriebe. Um in engen Kurven durchdrehende Räder zu vermeiden, kam ein Sperrdifferenzial von ZF zum Einsatz. Ein aus Rohren zusammengeschweißter Kastenrahmen bildete die flache Basis für den 550 Kilogramm schweren Sportwagen. Die Karosserien der ersten Exemplare stammte von den Karosseriewerken Weinsberg. Porsche gab dort sowohl Spyder als auch einige wenige Coupés in Auftrag. 1955 verlagerte man den Auftrag für den Karosseriebau des nun nur noch als Spyder erhältlichen Wagens zu Wendler in Reutlingen. Diese Autos unterscheiden von den früheren Exemplaren optisch nur durch andere Scheinwerfer und ein modifiziertes Heck.
Der Rennfahrer Herbert Linge war der erste Mechaniker von Porsche nach dem Umzug der Fabrik nach Stuttgart. Das gab ihm die Möglichkeit akribisch Aufzeichnungen zu führen über den Bau und den Bestand des Porsche 550 Spyders. Laut seinen Notizen wurde das Chassis 0038 am 29. April 1955 mit dem Motor P 90031 (interne Nummer 41) und dem Getriebe 10029 fertiggestellt. Genau dieser 550 Spyder steht nun am Tegernsee zur Auktion. Ursprünglich lief dieser Porsche im weißen Außenkleid mit burgundfarbenen Akzenten vom Band. Nach der Fertigstellung im April 1955 landete das Auto in Portugal bei Fernando Mascarenhas, der den 550 Spyder bei verschiedenen Rundstreckenrennen in Europa einsetzte. 4 Monate später, im August 1955 nahm das Fahrzeug am 500 Kilometer Rennen am Nürburgring teil, wo das Rennen durch einen Unfall leider vorzeitig beendet war.
Im Jahre 1958 wurde der 550 Spyder an Cypriano Flores verkauft und nahm weiterhin an nationalen Rennen teil. Nach seinem Tod übernahm sein Sohn Caeser Flores das Chassis 0038. In 80er Jahren suchte er in Portugal nach einem geeigneten Unternehmen für die Restauration, fand jedoch niemanden, der den Trockensumpf, den 1.498-ccm-Carrera-Motor und die Aluminiumkarosserie fachgerecht behandeln konnte. Demnach brachte er das Auto zurück zu Porsche nach Zuffenhausen. Dort kümmerte sich der ursprüngliche Karosseriebauer Wendler um das Äußere während sich Porsche um alle mechanischen Arbeiten kümmerte.
Bei diesem Prozess und in all darauffolgenden Jahren wurde darauf geachtet, dass der Porsche seinen originalen Motor, das Vierganggetriebe und das nahtlose Fahrgestelle aus weichem Stahl behält. Auch die Schottwand, das Armaturenbrett und die hintere Klappe scheinen erhalten geblieben zu sein, ebenso der Unterboden mit den korrekten Entwässerungslöchern und Kappen, die Wasser vom kompakten, offenen Zweisitzer-Cockpit wegleiten. Im Zuge eine Restaurierung wurde die Farbe dann in Silber geändert, das beige Vinyl-Interieur durch schwarzes Leder ersetzt und weitere kleinere technische Änderungen vorgenommen.
Seit dieser Restaurierung wurde das Fahrzeug nicht mehr gefahren. Ebenso wurde der 110 PS starke Typ 547/1 Motor mit zwei obenliegenden Nockenwellen seit Juli 2010 nicht mehr gestartet, da die Kurbelwelle angeblich ihre ursprüngliche Rollenlagerspezifikation beibehält. Sollten Sie der Glückliche Käufer des Fahrzeugs sein, wird Ihnen empfholen vor der Nutzung einen kompletten Service durchzuführen.
Mit seinem originalen Motor und Getriebe ist das Chassis 0038 zweifelsfrei ein herausragender Kandidat für jede bedeutende Porsche-Sammlung und für jede Concours d’Elegance Veranstaltung weltweit. Der zu erwartende Preis für den Sportwagen aus Zuffenhausen liegt wohl zwischen €3,500,000 – €4,200,000 EUR.
Mehr Informationen erhalten sie auf der Website von RM Sothebys. Klicken Sie hier!
Fotos: Stephan Bauer für RM Sothebys