Devinci DB 718
Stellen Sie sich folgende Situation vor, liebe Leser. Ihnen kommt auf der Straße ein alter Rennwagen entgegen. Sie freuen sich auf den Sound und den Duft nach verbranntem Öl, Gummi und unverbranntem Benzin, der Fahrzeuge dieser Art so unvergleichlich macht. Das Fahrzeug kommt näher und näher, doch Sie hören nichts und riechen tun Sie auch nichts. Sie denken, Sie träumen, aber Sie sind hellwach. So oder ähnlich könnte Ihre erste Begegnung mit einem Devinci DB 718 verlaufen. Optisch erinnert der Bolide an Rennwagen der späten 20er oder frühen 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, technisch hat er jedoch mit dieser Zeit nichts zu tun. Der Antrieb, der den Devinci so lautlos an Ihnen vorbeirollen lässt, ist elektrisch. Diese außergewöhnliche Kombination ist die Idee des ehemaligen französischen Rennfahrers Jean-Philippe Dayraut. Mit seinem kleinen ambitionierten Team hat er vor zwei Jahren eine Manufaktur im südfranzösischen Ort Saint-Sulpice-la-Pointe nordöstlich von Toulouse gegründet und seit dieser Zeit bereits 30 dieser Fahrzeuge ausgeliefert.
Wie bereits angedeutet, optisch entspricht der elektrische Franzose Renn- oder Sportwagen aus Zeiten, als wuchtige Speichenräder noch freistehend sein durften und Kotflügel allenfalls auf Wunsch und gegen Aufpreis an derartigen Fahrzeugen montiert wurden. Mit einer Länge von 3,91 m und einer Breite von 1,77 m entsprechen auch die Dimensionen in etwa den historischen Vorbildern. “Wir wollen die Identität der klassischen Sportwagen mit dem Komfort der modernen Fahrzeuge zusammenbringen, indem wir einen vollelektrischen Antrieb integrieren“, beschreibt Dayraut die Idee hinter seinem Projekt. Die Assoziation mit Geschwindigkeit, die der Betrachter mit dieser Optik verbindet, kann der Devinci allerdings nicht erfüllen, denn unter der langen Haube befindet sich statt des erwarteten V8-Triebwerks ein lediglich 15 kW/20 PS starker E-Motor. Erfüllt die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 8 Sekunden noch ansatzweise sportliche Ambitionen, werden diese durch die mögliche Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h doch arg gedämpft. Allerdings dürften die sich anfühlen wie ein weitaus höheres Tempo, sitzen Fahrer und Beifahrer doch vor dem Fahrtwind nur durch zwei kleine Stummelscheiben ansatzweise geschützt im Freien, ganz wie zu alten Zeiten. Der Devinci ist darüber hinaus ein reines Schönwetterfahrzeug, denn ein Verdeck gibt es auch für Geld und gute Worte nicht, es ist vom Hersteller nicht vorgesehen. Der DB 718 soll eben weder ein Rennwagen noch ein Alltagsauto sein, der Hersteller sieht ihn als Boulevardcruiser und dafür bietet seine südfranzösische Heimat genug Möglichkeiten. Immerhin dürfen die Boulevards mindestens 150 Kilometer lang sein, denn soviel Reichweite bietet der elektrische Franzose in seiner Basisversion mit einem 15,3 kWh starken Akkupaket. Gegen Aufpreis bietet Devinci einen 23 kWh starken Stromspeicher, der 230 Kilometer Reichweite bieten soll. Über den Bordcomputer kann der Fahrer zwischen den Fahrprogrammen ‚Eco‘, ‚Normal‘ und ‚Sport‘ wählen.
Zur Zeit verfügt Devinci neben dem Werk über fünf weitere Verkaufsstützpunkte in Cannes, Paris, Sion in der Schweiz, Mailand und Barcelona. Der Ausbau des Netzes ist vorgesehen. Zur Unterstützung haben sich die Franzosen die Mitarbeit des ehemaligen Rallye-Weltmeisters Ari Vatanen aus Finnland sichern können, der als technischer Berater und Markenbotschafter fungiert.
Der Devinci DB 718 soll in einer limitierten Serie von 200 Exemplaren entstehen. Drei verschiedene Varianten sind im Angebot, die sich sympathisch französisch durch verschiedene Mädchennamen als Bezeichnung unterscheiden. Die Basis bildet die süße Brigitte. Diese junge Dame ist ab 49.500 € zu haben und soll in 100 Exemplaren entstehen. Von der etwas üppigeren – natürlich nur in der Ausstattung – Lucie begehren 95 Exemplare ab 67.900 € einen wohlhabenden Gentleman, während von der Prinzessin Adele lediglich 5 auf ihren Prinzen warten, dem die edle Holde dann aber auch 99.900 € wert sein sollte. Nach Angaben des Herstellers hat ein Adliger bereits einen Heiratsantrag in Form einer Vorbestellung für seine Prinzessin abgegeben.
Bilder: Devinci, Matthias Kierse