Der 3er aus München feiert 50. Geburtstag!
1975.
Ein Jahr zwischen Aufbruch und Unsicherheit. Der „Weiße Hai“ verschluckte im Kino ganze Generationen von Kinogängern, in der Musik lösten Disco-Rhythmen die letzten Hippie-Klänge ab, und auf den Straßen Europas dominierten kantige Karosserien in erdigen Farben. Die Ölkrise hallte noch nach, Mobilität musste neu gedacht werden – und doch blieb das Auto Inbegriff von Freiheit. Inmitten dieses Spannungsfelds rollte in München ein neues Modell vom Band, das all dies in sich vereinte: der BMW 3er. Keine Revolution auf den ersten Blick, aber der Beginn einer Ikone, die über Jahrzehnte hinweg den Nerv der Zeit treffen sollte.
Der Anfang: BMW E21 (1975–1983)
Die Geburtsstunde des 3er begann mit klaren Linien und dem von Paul Bracq gezeichneten Fahrer-Cockpit, das den Piloten in den Mittelpunkt rückte. Der E21 war kompakt, elegant und sportlich zugleich – und er definierte den Begriff „Premium-Mittelklasse“ neu. Mit Motoren vom sparsamen Vierzylinder bis hin zum temperamentvollen Sechszylinder M20 verband er Vernunft und Leidenschaft auf eine Art, die in den 1970er-Jahren ihresgleichen suchte.


Die Ikone: BMW E30 (1982–1994)
Wenn es eine Generation gibt, die den 3er zur Legende machte, dann ist es der E30. Mit ihm wurde der 3er zur Modellfamilie: erstmals als Cabriolet, Touring und in unterschiedlichsten Karosserievarianten. Kantig, charaktervoll, heute begehrt wie kaum ein anderes Auto seiner Zeit. Der E30 war nicht nur ein Auto, er war ein Lebensgefühl der 80er.
Der erste M3 – Mythos auf vier Rädern
1985 präsentierte BMW auf Basis des E30 den ersten M3 – ein Homologationsmodell für die Tourenwagen-Rennserien. Unter der Haube arbeitete ein hochdrehender Vierzylinder mit 2,3 Litern Hubraum und bis zu 200 PS in der Straßenversion, während die Rennvarianten über 300 PS leisteten. Spätere Evolutionsstufen („Evo II“ und „Sport Evolution“) steigerten die Leistung auf bis zu 238 PS. Mit breiteren Kotflügeln, Spoilern und einem kompromisslos auf Fahrdynamik getrimmten Fahrwerk schrieb der M3 Motorsportgeschichte – von der DTM bis hin zu Rallye-Einsätzen. Noch heute gilt der E30 M3 als eine der reinsten Fahrmaschinen aller Zeiten.



Der Aufbruch: BMW E36 (1990–2000)
Mit dem E36 trat der 3er ins Erwachsenenalter. Flacher, breiter, eleganter – die Formensprache der 90er brachte den 3er näher an die Oberklasse, ohne seine sportliche Seele zu verlieren. Coupé und Cabriolet strahlten Understatement aus, während der „Compact“ den Mut zu einer neuen Nische zeigte. Der E36 war global erfolgreich und festigte den Ruf des 3er als Herzstück der Marke BMW.
Der M3 der 90er
Auch der E36 M3 brach mit Traditionen: Unter der Haube steckte nun ein Reihensechszylinder – zunächst mit 286 PS aus 3,0 Litern, später mit 321 PS und Einzeldrosselklappen im 3,2-Liter. Damit erreichte er Fahrleistungen, die damals in den Bereich von Supersportwagen vorstießen. Mit 5,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h und einer Spitze von elektronisch begrenzten 250 km/h war der M3 endgültig in der automobilen Oberliga angekommen.



Der Bestseller: BMW E46 (1997–2006)
Kaum ein BMW ist so präsent in der Erinnerung wie der E46. Weltweit millionenfach verkauft, verband er modernes Design mit zeitloser Eleganz. Hochwertiger im Innenraum, präziser im Fahrwerk, noch vielseitiger in seinen Varianten – er war das richtige Auto zur richtigen Zeit. Ob als 320d Dienstwagen, Touring für die Familie oder Cabrio für den Sonntag: Der E46 konnte alles.
Der M3 CSL – Ikone der Leichtigkeit
Der E46 brachte einen M3 hervor, der heute als einer der besten gilt. Der Reihensechszylinder S54 leistete 343 PS, drehte bis über 8.000 U/min und war ein technisches Meisterwerk. Krönung der Baureihe war der M3 CSL von 2003: 360 PS, konsequenter Leichtbau, Carbon-Dach – eine Fahrmaschine, die bis heute als Benchmark für puristische Performance gilt.




Die Zeitenwende: BMW E90 (2005–2012)
Mit dem E90 begann ein neues Kapitel. Optisch kantiger, technisch anspruchsvoller und erstmals mit iDrive-System ausgestattet, brachte er die 3er-Reihe ins digitale Zeitalter. Limousine, Touring, Coupé und Cabrio bedienten weiterhin die ganze Bandbreite, dazu kam mit dem „335i“ erstmals ein Reihensechszylinder mit Turboaufladung. Der E90 polarisierte im Design, doch er setzte neue Standards in Fahrdynamik und Qualität.
Der letzte hochdrehende M3
Der E90/E92 M3 war in vielerlei Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung: Unter der Haube schlummerte ein frei saugender 4,0-Liter-V8 mit 420 PS, der bis 8.400 U/min drehte – ein technisches Kunstwerk, das so nie wiederkam. In 4,8 Sekunden sprintete er auf 100 km/h, bei einer Spitze von 250 km/h elektronisch abgeregelt. Der letzte M3 mit Saugmotor, und bis heute ein emotionaler Höhepunkt der Baureihe.


Der 3er der Moderne: BMW F30 und G20 (2011–heute)
Mit dem F30 begann das digitale Zeitalter für den 3er. Neue Linien, Turbo-Motoren, erstmals Hybridvarianten und eine Individualisierung in bisher unbekanntem Umfang prägten diese Generation. Zugleich brach BMW mit Traditionen: Coupé und Cabriolet wurden zur eigenständigen 4er-Reihe ausgegliedert.
Seit 2018 führt der G20 den Anspruch fort, Maßstab in der Mittelklasse zu bleiben. Mit großen Displays, Fahrassistenzsystemen und Plug-in-Hybriden ist er so sehr Hightech wie Fahrmaschine. Und doch: Das Grundversprechen, dass sich jede Fahrt nach BMW anfühlt, bleibt erhalten – egal ob im effizienten 320d, im elektrifizierten 330e oder im kompromisslosen M3.
Mit dem F80 (2014–2018) änderte sich das M3-Konzept radikal: Erstmals gab es Turboaufladung. Der 3,0-Liter-Reihensechszylinder mit zwei Ladern leistete 431 PS, später im „Competition“ sogar 450 PS – brutal schnell, aber mit einem anderen Charakter als die hochdrehenden Vorgänger.
Der aktuelle M3 G80/G81 treibt die Evolution weiter: 480 PS in der Basis, bis zu 510 PS im Competition, erstmals auch mit Allradantrieb und als Touring erhältlich. Damit ist der M3 nicht nur Sportwagen, sondern auch universelles Alltagsauto – ohne seine DNA zu verlieren.



„50 Jahre, ein Versprechen“
Fünfzig Jahre BMW 3er – das sind sieben Generationen, Millionen verkaufte Fahrzeuge und unzählige persönliche Geschichten. Der 3er hat sich gewandelt, ist mit der Zeit gegangen, hat den Puls der Gesellschaft gespürt – und er ist sich treu geblieben. Denn am Ende ist er nicht nur ein Auto, sondern ein Symbol. Für Freude am Fahren, für Unabhängigkeit, für das Gefühl, dass Technik und Emotion eine Einheit bilden können.
Der nächste 3er wird elektrischer sein, vernetzter, vielleicht noch digitaler. Doch er wird – wie seit 1975 – den Fahrer ins Zentrum stellen. Und damit ein halbes Jahrhundert Philosophie in die Zukunft tragen.