Delahaye 135M Sport Coupé by Hebmüller
Viele große französische Automarken sind in den letzten 100 Jahren untergegangen. Neben Delage zählen auch Namen wie Facel, Ballot, Amilcar, Berliet, Bucciali oder eben auch Delahaye. Letztgenannte Marke wurde 1894 von Émile Delahaye in Tours gegründet und fertigte neben Autos auch Lastkraftwagen, größtenteils als Lizenzbauten von Benz. Bereits 1898 schloss sich Automobiles Delahaye mit den Manufakturen von Léon Desmarais und Morane in Paris zusammen, um höhere Absatzzahlen zu erzielen. Nach eher mäßigen Ergebnissen beim Rennen Paris-Wien zog sich Émile Delahaye 1902 sowohl aus dem Motorsport, als auch aus seiner Firma zurück und warb als Nachfolger den Konstrukteur Charles Weiffenbach an. Dieser modernisierte die Fertigung mit mechanischen Vorrichtungen. Bereits sechs Jahre später gehörte man zu den offiziellen Lieferanten des spanischen Königshauses. Bis zum Ersten Weltkrieg stieg erarbeitete man sich einen guten Ruf, nach dem Krieg stieg man zu den innovativsten Herstellern der Welt auf. Es folgten erfolgreiche Rennsporteinsätze und 1935 die Premiere des Modells 135. Dieses wurde im Laufe der folgenden Jahre technisch weiterentwickelt und leistungsgesteigert. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm Delahaye die Produktion der Vorkriegsmodelle wieder auf und benannte den 135 zum 135M um. Unter der Haube saß weiterhin der 3,6 Liter große Reihensechszylindermotor, der nun jedoch 81 kW/110 PS leistete.
Soviel zur Vorgeschichte. Uns geht es diesmal um ein besonderes Fahrzeug der Markengeschichte, das am 25. Mai von RM Sotheby’s an der italienischen Villa Erba versteigert wird. Ursprünglich handelte es sich dabei um einen Delahaye 135S Compétition Court mit der Chassisnummer 46810, der dem französischen Rennfahrer Eugène Chaboud gehörte. Er verkaufte den Wagen im Oktober 1940 an Herrn Grivelet, einen wichtigen Weinhändler aus Paris, um ihn vor dem aufkommenden Kriegsgeschehen zu sichern. Herr Grivelet ließ das Fahrzeug auf dem Kennzeichen 3760 RN neu zu und schaffte es tatsächlich, eine Requirierung durch die deutsche Wehrmacht zu verhindern. Anschließend beschloss er, dem Wagen eine neue Karosserie zu gönnen, wofür er sich an die Firma Hebmüller aus Wülfrath bei Düsseldorf wendete. Diese beauftragte er mit einem majestätischen Coupé-Design inklusive großem Sonnendach und versenkbarer Heckscheibe. Hebmüller gehörte zu den renommiertesten Karosseriebauern der Zeit und hatte sich bereits vor dem Zweiten Weltkrieg einen Namen mit Aufbauten auf Basis von Mercedes-Benz 540 K oder BMW 328 gemacht. Wirkliche Berühmtheit erlangte man schließlich ab 1949 mit dem zweisitzigen Volkswagen Cabriolet auf Käfer-Basis, das parallel zum viersitzigen Karmann Cabriolet angeboten wurde, bis die Fabrikationshalle in Wülfrath abbrannte und die Firma in den Ruin riss. Neben dem Hauptsitz in Wülfrath hatte man auch ein zweites Werk in Wuppertal Barmen, wo auch die Karosserie für den Delahaye gefertigt wurde.
























































Herr Grivelet erhielt sein einzigartiges Sport Coupé 1948 zurück und behielt es bis 1970. Es folgten zwei Besitzer in Frankreich und drei in Belgien sowie einer in den Niederlanden. Seit 2011 ist der 135 zurück in Frankreich, wo er aktuell einem Delahaye-Sammler gehört. Dieser beschloss vor zwei Jahren die Karosserie nach einer leichten Restaurierung auf das gut restaurierte Chassis eines Nachkriegs-135M mit der Fahrgestellnummer 800870 zu versetzen. Damit erhielt der Wagen die höhere Motorleistung, die er optisch bereits seit 1948 ausstrahlte. Nun soll der einzigartige Hebmüller-Delahaye im Rahmen des Concours d’Elegance an der Villa d’Este von RM Sotheby’s an der benachbarten Villa Erba versteigert werden. Die Auktionsexperten erwarten dabei einen Zuschlagspreis zwischen 250.000,- und 350.000,- €.
Bilder: RM Sotheby’s, Remi Dargegen