De Tomaso Vallelunga

Über die italienische Automarke De Tomaso gäbe es viel zu schreiben. Und das, obwohl es die ursprüngliche Firma nur von 1959 bis 2004 gab, auch wenn die endgültige Auflösung ins Jahr 2012 datiert. Selbst die anschließende Geschichte um die Nutzung der Markenrechte bietet genug Stoff für einen spannenden Krimi, soll an dieser Stelle aber nicht unser Thema sein. Wir blicken stattdessen auf die Anfangszeit dieses Unternehmens zurück, das 1959 durch den in Argentinien geborenen Geschäftsmann Alejandro de Tomaso unter finanzieller Mithilfe seiner Ehefrau Isabelle Haskell in Modena begründet wurde. Seinem Heimatland, dessen Staatsbürgerschaft er zeitlebens behielt, fühlte er sich mit den Farben seines Markenlogos weiterhin verbunden. Anfänglich konstruierte De Tomaso Monopostorennwagen für die Formel 1, die er zum Teil verkaufte und zum Teil im eigenen Werksteam einsetzte. Allerdings waren die Einsätze, die häufig bei Rennen stattfanden, die nicht zur Weltmeisterschaft zählten, nur von wenigen Erfolgen gekrönt.

Daher begann die italienische Marke ab Anfang der 1960er Jahre mit der Entwicklung von Straßensportwagen, um durch den Verkauf dieser Fahrzeuge den Bau weiterer Rennfahrzeuge zu finanzieren. Man konzentrierte sich auf die Entwicklung eines Zentralrohrrahmens. Dieser glich in seiner Konzeption sehr dem Lotus Elan, der 1962 auf den Markt gekommen war. Den ersten Prototypen kleidete Carrozzeria Fissore aus Saviglione mit einer offenen Spyder-Karosserie aus Aluminium ein. Alejandro de Tomaso versprach bei der Weltpremiere 1963 in Turin eine Höchstgeschwindigkeit von 220 km/h, was angesichts des 1,5 Liter großen Vierzylindermotors von Ford ein wenig hochgegriffen erschien. Für die Serienumsetzung des De Tomaso Vallelunga entschied man sich trotz einiger Kundenanfragen für eine geschlossene Coupé-Karosserie, für die sowohl von Fissore als auch von Ghia Entwürfe eingingen. Für den Turiner Autosalon 1964 entstanden bei Fissore zwei Prototypen aus Aluminium mit komplett aufklappbarer Heckpartie, in die über dem Mittelmotor eine große Panoramascheibe integriert wurde. De Tomaso entschied sich jedoch für die folgende Serienproduktion für den Ghia-Entwurf von Giorgetto Giugiaro.

Ghia fertigte die optisch sehr ähnlichen Karosserien aus Kunststoff, wodurch man sich einen Gewichtsvorteil versprach. Im Gegensatz zu Fissore verzichtete man darauf, die komplette Heckpartie aufklappbar zu gestalten. Stattdessen schwenkt lediglich die große Scheibe nach oben, um Zugriff auf die flache Gepäckablage über dem Motor zu gewähren. Dies war weiterhin der 1,5 Liter große Kent-Motor von Ford, der sonst im Cortina seinen Dienst verrichtete. Von De Tomaso erhielt er zwei Weber-Doppelvergaser und einen Leichtmetall-Zylinderkopf, wodurch die Leistung auf rund 74 kW/100 PS anstieg. Bis 1966 entstanden vermutlich lediglich rund 50 Coupés mit Ghia-Aufbauten. Hinzu kamen die drei Unikate Vallelunga Ghia Spyder, Fantuzzi Spyder und Pantero.

Das Pariser Auktionshaus Artcurial versteigert am 21. Juli ein spätes Exemplar des De Tomaso Vallelunga mit der Fahrgestellnummer VL1612, das 1966 vermutlich an einen französischen Erstbesitzer ausgeliefert wurde. Markenexperten vermuten, dass Fahrzeuge, deren Fahrgestellnummer mit VL16 begann, ab Werk die ‚Competizione‘-Ausführung mit einem Lotus-Triebwerk mit zwei Nockenwellen darstellten. Von heute noch 43 bekannten Vallelunga zeigen lediglich fünf Autos dieses Ausstattungsmerkmal. VL1612 ging 1971 an den zweiten Besitzer in Haut-Rhin, der den Wagen bis zu seinem Tode behielt und zuletzt für eine geplante Restaurierung auseinanderbaute und den Lack von der Karosserie entfernte. Nach seinem Ableben versteigerte Artcurial dieses Restaurierungsprojekt 2015 an den heutigen Besitzer, der diese Aufgabe ab 2017 in Angriff nahm und erledigte. Bei diesem Prozess stieß er schließlich auch auf die oben genannte Fahrgestellnummer, besprach sich mit einigen Markenexperten und erwarb daraufhin einen passenden Lotus-Motor, um den zum Projekt gehörenden Ford-Motor mit Zylinderkopf von De Tomaso zu ersetzen. Dieser wurde jedoch ebenfalls überholt und erhalten. Zudem entdeckte man einige Spuren der vermutlich originalen Lackierung, einem hellen Blau mit zentralem weißen Streifen, die nach erfolgreicher Wiederherstellung aller Karosserieteile neu auflackiert wurde. Innen erhielt das Fahrzeug die originalen Holzdekoreinlagen rund um Tacho und Drehzahlmesser sowie an der Mittelkonsole rund um die Zusatzinstrumente zurück. Fahrer und Beifahrer nehmen in zeitgenössischen Sportschalensitzen Platz. Nun bietet Artcurial das Fahrzeug erneut an, wobei sowohl der 2015 mitverkaufte Motor als auch eine originale und sehr seltene Verkaufsbroschüre des De Tomaso Vallelunga mitversteigert werden. Als Verkaufspreis rechnet man mit 275.000 bis 350.000 €.

Bilder: Artcurial