De Tomaso Guarà Spyder

1993 debütierte auf dem Genfer Autosalon das finale neue Modell des Sportwagenbauers De Tomaso. Die Entwicklung des Guarà begann unter der Führung von Firmengründer Alejandro de Tomaso. Dieser erlitt jedoch im Februar 1993 einen Schlaganfall und erlebte damit die Premiere in Genf nicht vor Ort mit. Stattdessen leitete sein Sohn Santiago nun die Geschicke der Firma. Der Guarà sollte den zwischenzeitlich bereits über 20 Jahre alten Pantera ablösen und zugleich in mehreren Varianten verfügbar sein. Hierfür stand in Genf eine radikal offene Barchetta ohne Windschutzscheibe und Dach. Kurz darauf folgte das Coupé. In Zusammenarbeit mit dem Karosseriebauer Carrozzeria AutoSport S.r.L. kam später eine Spyder-Variante mit Scheibe und knapp geschnittenem Stoffverdeck hinzu. Durch die finanzielle Schieflage, in die De Tomaso bereits vor der Premiere des Guarà gerutscht war, und die unklare Lage an der Firmenspitze entstanden bis 2004 insgesamt lediglich 34 Exemplare (manche Quellen sprechen von 38 Stück).

Anfangs mit BMW-Motor

Unter der hübschen Hülle des Guarà steckte ein Zentralrohrrahmen aus Aluminium, den Sportwagenfans bereits kannten. Er steckte 1990 erstmals unter der Konzeptstudie Maserati Chubasco und anschließend basierte der nur 17-mal gebaute Maserati Barchetta auf diesem Chassis. Maserati gehörte bis Mitte 1993 zum Firmenimperium von Alejandro de Tomaso. Damit erklärt sich nicht nur der technische Zusammenhang zwischen der Barchetta von Maserati und der De Tomaso Guarà Barchetta. Auch das Design beider Autos stammte von der gleichen Firma, Synthesis Design. Allerdings konnte De Tomaso nicht auf die Biturbo-V6-Triebwerke von Maserati zurückgreifen und nutzte stattdessen BMW-V8-Motoren mit vier Litern Hubraum und 286 PS. Gemeinsam mit Alpina sollte es leistungsstärkere Varianten mit 304 PS sowie eine nicht näher spezifizierte Ausführung mit größerem Hubraum geben. Ob diese jedoch jemals zur Auslieferung kamen, darf angezweifelt werden. Rund 19 Guarà erhielten BMW-Motoren.

Ab 1998 mit Ford-V8

1998 wechselte De Tomaso aus Kostengründen auf Ford-V8-Motoren, die von Visteon in Kanada leistungsoptimiert wurden. Aus 4,6 Litern Hubraum schöpften die Techniker 305 PS. Auch hier wurde eine stärkere Version, diesmal mit Turboaufladung, angekündigt, aber nie umgesetzt. Im Vergleich zu den früheren Fahrzeugen mit BMW-Antrieb brachten die späten Guarà rund 200 Kilogramm mehr auf die Waage, was sich negativ auf die Fahrdynamik auswirkte. Zudem ermöglichte die höhere Einbaulage nicht mehr, einen Verdeckkasten für den Spyder zu montieren. Diese Karosserievariante entfiel daher nach nur vier gebauten Exemplaren. Vom Barchetta entstanden nach Produktionsunterlagen sieben Autos mit BMW- und drei mit Ford-Motor. Hinzu kamen 21 Coupés (8 BMW, 12 Ford), wobei eines davon ohne Motor und Fahrgestellnummer an den US-Importeur geliefert wurde. Dieser sollte auf eigene Faust probieren, den Wagen in den USA zulassungstauglich zu machen, was misslang.

Spyder wird versteigert

Das finale Auto wurde 2004 bestellt, aber erst 2011 komplettiert. Es erhielt eine Coupé-Karosserie mit Targadach. Einer der vier Guarà Spyder kommt im Mai beim französischen Auktionshaus Aguttes unter den Hammer. Bereits 2018 wurde das gleiche Fahrzeug von RM Sotheby’s in London versteigert, erreichte jedoch den Mindestpreis nicht. Auf Wunsch des Erstbesitzers erhielt dieser Wagen nicht nur eine Lackierung in Lila metallic, sondern auch diverse Spezialausstattungen. So befindet sich im Heck ein eigens eingerichteter Kofferraum und im Innenraum ein frühes DAB-Radio. Bis heute sind weniger als 15.000 Kilometer Laufleistung zusammengekommen. Dies macht den Guarà Spyder zu einem potenziellen Sammlerauto mit Seltenheitswert. Bei der Auktion am 1. Mai in Cassel werden zwischen 200.000 und 230.000 € erwartet.

Bilder: RM Sotheby’s, Aguttes