Daimler SP250
Ende der 1950er Jahre stiegen viele europäische Hersteller in den Markt der sportlichen, zweisitzigen Roadster ein. Speziell in den USA gab es eine hohe Nachfrage nach diesem Fahrzeugkonzept. Auch Daimler als älteste zu jener Zeit noch aktive Automarke Großbritanniens wollte auf diesen Zug aufspringen. Eigentlich kannte man Daimler bis dahin nur für luxuriöse Limousinen mit herrschaftlichem Anspruch, ein Sport-Roadster wirkte da eher als Fremdkörper – und genauso wurde er dann auch noch optisch gestaltet.
Firmenchef Edward Turner engagierte 1956 als Chefdesigner Jack Wickes, dessen Stärken eigentlich in der Konstruktion von Motorrädern lag. Nun kann man den groben Gedankengang zumindest lobenswert nennen, dass jemand der Motorräder baut wohl auch ahnen kann, wie gut sich ein sportliches Auto fahren lassen muss, um Erfolg zu haben. Aber diesem Menschen auch noch das Design der Glasfaser-Karosserie auf’s Auge zu drücken, grenzt leider an britischen Humor. Percy McNally, Chef von Carbodies und Designer der berühmten (meist schwarzen) London-Taxen, griff ihm unter die Arme. Er ist für die ausgestellten Radhäuser ebenso zuständig wie für die kleineren Heckflossen. Kleiner? Ja, im Urentwurf von Jack Wickes hatten sie noch deutlich mehr Format. Tradition im Roadster-Bau hatte Daimler vorher nicht, also sollte der SP250 Dart von Anfang an alles richtig machen. Außergewöhnlich war das Ergebnis zweifelsfrei, aber selbst der amerikanische Markt ist nicht bereit, widerstandslos alles zu kaufen.
Diese eher skeptische Grundhaltung gegenüber dem Daimler Dart, der aufgrund von namensrechtlichen Auseinandersetzungen mit dem Chrysler-Konzern schließlich als Daimler SP250 angeboten wurde, konnte bereits bei der Weltpremiere auf der New York Auto Show 1959 beobachtet werden. Es gab nur zwei unterschiedliche Reaktionen: Absolute Ablehnung (überwiegend) oder totale Begeisterung (Minderheit). Der US-Markt hatte inzwischen die Heckflossen satt, möglicherweise hätte also ein typisch-europäisches Design besser funktioniert. Wenigstens die Technik konnte indes auch Journalisten und Autoexperten begeistern: Ein neu entwickeltes V8-Triebwerk mit 2,5 Litern Hubraum brachte es auf 142 PS nach SAE-Messung. Während der Prototyp auf der Messe noch einen Solex-Doppelvergaser trug und daher eine Hutze in der Motorhaube benötigte, um diesen unterzubringen, wechselte man für die Serienfertigung auf zwei Einzelvergaser von SU.
Nach der Übernahme von Daimler durch Jaguar befassten sich die Techniker und Ingenieure eingehend mit den Problemen des SP250. Unter anderem hatte man – wie alle Hersteller der damaligen Zeit – deutliche Qualitätsdefizite mit den Kunststoffkarosserien. Diese verbesserten Fahrzeuge erhielten den internen Namenszusatz ‚B-Spec‘. Aus dieser Serie bietet das britische Auktionshaus Historics at Brooklands am 7. Juli ein schönes Exemplar an. Bei einem Estimate von 24.000 bis 30.000 GBP (rund 27.300,- bis 34.150,- €) darf man durchaus von einem interessanten Angebot sprechen – wenn man mit der Optik leben kann.
Bilder: Historics at Brooklands