Citroën Typ C 5 HP
Mit einer Automarke innerhalb von wenigen Jahren aus dem Nichts auf die vorderen Plätze der Zulassungsstatistiken zu kommen, ist nur wenigen Machern in der Vergangenheit gelungen. Einer von ihnen war André Citroën, der 1919 mit dem Typ A 10 HP sein erstes Serienmodell produzierte und bereits in den 20er Jahren im französischen Markt fest etabliert war. Hierzu trugen zweifelsfrei auch seine Leasing- und Leihwagenprogramme bei. Was weniger Leute wissen: André Citroën stiftete zudem 165.000 Straßenschilder für die Fahrbahnen in Frankreich, begründete einen Betriebskindergarten, eine Betriebskrankenkasse und eine Rentenkasse für seine Angestellten, ließ diese auf Wunsch im Werksorchester spielen und zeigte die von Expeditionen mit den Typ-B-Kettenfahrzeugen mitgebrachten Gegenstände aus fremden Kulturen in Schulen, um Kindern einen Blick über den Tellerrand zu ermöglichen. Aufgrund des 100-jährigen Firmenjubiläums blickt Citroën aktuell auf ausgesuchte Modelle der Historie zurück und ist dabei nun in den 1920er Jahren mit dem Typ C 5 HP angekommen, den wir Ihnen an dieser Stelle nun näher vorstellen möchten.
Der Typ C wurde 1921 als neuer Kleinwagen der Öffentlichkeit präsentiert. Unter Leitung des technischen Direktors Edmond Moyet entstand dabei ein offener Zwei- oder ein Dreisitzer mit zentralem Rücksitz, faltbarem Stoffverdeck und üblicherweise einer so genannten Torpedo-Karosserie, die nur auf der Beifahrerseite eine kleine Tür aufwies. Auf der Fahrerseite konnte das Ersatzrad montiert werden, das in der damaligen Zeit aufgrund der unbefestigten Fahrbahnoberflächen noch deutlich wichtiger als heute war. André Citroën schrieb dem Wagen eine hohe Wartungsfreundlichkeit und Sparsamkeit ins Lastenheft, um auch ungeübte Fahrer aus der Mittelschicht sowie Frauen und junge Leute erreichen zu können. Hierzu entwickelte man einen Vierzylindermotor mit 856 Kubikzentimetern Hubraum und 11 PS, der im Durchschnitt mit fünf Litern Kraftstoff auf 100 Kilometern auskam. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 60 km/h.
















Ab 1922 wurden die ersten Exemplare ausgeliefert. Anfänglich gab es das Fahrzeug ausschließlich in hellem Gelb, was im Volksmund schnell zum Spitznamen ‚kleine Zitrone‘ führte. Bis 1926 entstanden 80.759 Typ C. Parallel dazu bot Citroën den Typ B als Nachfolger des Ur-Modells Typ A an. Er erhielt einen stärkeren Motor und ein Dreigang-Getriebe, die auch für die Halbkettenfahrzeuge genutzt wurden, mit denen einige werksunterstützte Mannschaften die Sahara oder Asien durchquerten. Beim Nachfolgemodell B10 ging Citroën ab 1924 auf die Ganzstahlbauweise der Karosserien über.
In Deutschland erlangte der Citroën Typ C eine gewisse Bekanntheit, da Opel ihn als Blaupause für den ab 1924 angebotenen 4/12 PS nutzte. Dies war zum einen das erste am Fließband gefertigte Modell der Marke, auf der anderen Seite jedoch das, was man heute als klares Plagiat ansehen würde. Vor Gericht kam Opel mit der Argumentation durch, man habe einen eigenständigen Kühlergrill verbaut und außerdem nur Grün als Lackfarbe im Angebot, während der Citroën gelb lackiert seie. Dies führte wohl zur Manifestierung des Sprichwortes ‚Dasselbe in Grün‘. Die Farbe an sich verhalf dem Opel aber auch zu seinem Spitznamen ‚Laubfrosch‘. Heute gehören beide Marken zum PSA-Konzern, in dem Badge Engineering zum Tagesgeschäft gehört.
Bilder: Citroën