Canepa Porsche 959 SC

Als Porsche 1987 den 959 als ersten Supersportwagen der Markengeschichte auf die Straßen brachte, war er seiner Zeit weit voraus. Permanenter Allradantrieb, hohlspeichige Magnesiumfelgen mit integrierten Luftdrucksensoren, ein aktives Fahrwerk mit Höhenverstellung, ABS, Sperrdifferenziale, Register-Turbolader, eine Karosserie aus Kevlar-verstärktem Kunststoff – die Liste der technischen Innovationen war lang und wurde von den Mitbewerbern lange nicht erreicht. Insgesamt war der 959 so radikal ausgelegt, dass die Zuffenhausener eine Homologation für den sonst so wichtigen US-Markt von vornherein ausschlossen. Dies führte verständlicherweise zum Missfallen der dortigen VIP-Kunden, die gern einen dieser nur wenig domestizierten Gruppe-B-Renner in ihrer Garage gesehen hätten.

Trotz fehlender Zulassung importierten sich einige US-Kunden den Über-Porsche nach Amerika, was unter der Gesetzgebung von ‚Show and Display‘-Autos möglich war. Wer den 959 allerdings nicht nur als Steh- sondern auch als Fahrzeug nutzen wollte, brauchte kreative Wege – oder die Hilfe von Bruce Canepa. Er hatte 1987 die Chance, einen 959 in Europa testzufahren, war begeistert und kümmerte sich anschließend aufopfernd darum, den Sportwagen legal in den USA zulassen zu können, ohne dabei das Fahrgefühl zu beeinträchtigen. Nun hat die Firma Canepa bereits über 30 Jahre Erfahrung mit dem 959 und entwickelte in dieser Zeit mehrere Leistungssteigerungen und Verbesserungen. Mit der Generation I ging es von serienmäßigen 450 auf 576 PS, mit Generation II auf 640 PS und mit Generation III schließlich auf fast 800 PS. Jetzt folgt mit dem 959 SC das umfangreichste Paket der Amerikaner.

‚SC‘ steht in diesem Fall für ‚Sport Canepa‘ und macht damit deutlich, in welche Richtung die US-Firma hier entwickelte: Vom originalen 959 gab es neben der normalen Version auch die ‚S‘ genannte Sport-Variante mit normalem Fahrwerk, weniger Gewicht, nur einem Außenspiegel und Leistungssteigerung auf über 500 PS. Bruce Canepa möchte mit dem 959 SC die Kraftreserven moderner Supersportwagen mit dem klassischen Design des Porsche verbinden. Zugleich restauriert er jedes Fahrzeug, das zum SC aufgerüstet wird, umfangreich. Nach einer Komplettzerlegung bis auf die letzte Schraube erhält das Chassis eine hochwertige Neulackierung während die Kevlar-Karosserie ebenfalls für eine Lackierung in Concours-Qualität vorbereitet wird. Dabei verschließt man die Einfüllklappe für Hydrauliköl hinter der Fahrertür, da der Wagen auf ein aufgewertetes Sportfahrwerk vom 959 S gestellt wird. Bis zur fertig lackierten Karosserie vergehen allein hier rund 500 Arbeitsstunden. Alle lackierten Fahrwerkskomponenten werden entlackt und pulverbeschichtet und die verzinkten Teile von ihrer alten Schicht befreit und neu verzinkt.

Der 959 SC richtet sich gezielt an Kunden, die einen individuellen Sportwagen haben möchten, wie er vielleicht nicht zwischen 1987 und 1992 bei Porsche vom Band lief. Damals erhielt der überwiegende Teil der 293 originalen 959 und 20 959 S entweder silbernen, weißen oder roten Lack. Canepa bietet nun eine Lackierung in Wunschfarbe an, wobei hauptsächlich die Porsche-Farbpalette genutzt werden soll. Auch der Innenraum erhält eine optische Auffrischung mit hochwertigem Leder in gewünschter Einfärbung. Passend dazu verbaut man neue Teppiche und einen Leder-Dachhimmel. Alle Lederbezüge entstehen in Handarbeit und können auf Wunsch mit Ziernähten in Kontrastfarbe bestückt werden. In der Mittelkonsole sitzt ein Single-DIN-Navigationsradio aus dem Programm von Porsche Classic.

Unter der Haube bleibt es beim 2,85 Liter großen Sechszylinder-Boxermotor, der jedoch vom Generation-III-Leistungspaket von Canepa profitiert. Die Krümmerrohre sind nun alle gleich lang und knüpfen fast nahtlos ans neue Edelstahl-Abgassystem an, wo sie den neuen Borg-Warner-Turboladern weniger verwirbelte Luft zufächern. Dies sorgt für ein verkleinertes Turboloch, besseres Ansprechverhalten und zugleich eine schöne akustische Untermalung. Kraftstoffsystem, Motorsteuergerät und Zündanlage sind ebenfalls neu und ebenso an die höhere Leistung angepasst wie die Kupplung. Zudem hat Canepa eine neue Magnesium-Felge im originalen Design entwickelt, die mit modernen Sportreifen kompatibel ist. Insgesamt legen Bruce Canepa und sein Team bei höchstens 50 Exemplaren des Porsche 959 Hand an, um sie auf SC-Spezifikation zu bringen.

Bilder: Canepa