Bugatti Divo

Erstmals in der jüngeren Markengeschichte bietet Bugatti gleich zwei Supersportwagen gleichzeitig an. Parallel zum Chiron präsentierten die Franzosen beim The Quail in Kalifornien während der Monterey Car Week den neuen Divo. Dieser basiert zwar auf dem Carbon-Monocoque des Chiron, ist jedoch optisch eigenständig gestaltet. Bugatti-Präsident Stephan Winkelmann gab seinem Entwicklungs-Team klare Vorgaben mit auf den Weg und erhielt ein entsprechendes Ergebnis: „Der Divo ist deutlich performanter in Sachen Querbeschleunigung, Agilität und Kurvenverhalten. Der Divo ist gemacht für Kurven.“

Möglich wurde dies durch ausgefeilte Maßnahmen an der Aerodynamik, ein modifiziertes Fahrwerk sowie eine Gewichtsreduzierung um 35 Kilogramm im Vergleich zum Chiron. Die neuen Spoiler und der feststehende Heckflügel – der weiterhin als Air Brake arbeitet – erzielen 90 Kilogramm mehr Abtrieb, wodurch die mögliche Querbeschleunigung auf 1,6 g ansteigt – mit Straßenreifen. Damit sinkt die Rundenzeit auf dem Handlingkurs des italienischen Testgeländes Nardó um volle acht Sekunden. Da es beim Divo mehr um Handling als um pure Höchstgeschwindigkeit geht, wurde letztere elektronisch auf 380 km/h limitiert – was immer noch mehr als reichlich ist. Ermöglicht wird sie durch das Technikpaket des Chiron mit dem acht Liter großen W16-Quadturbo-Triebwerk und 1.500 PS.

Einzig die Linie der Seitenscheiben und die Windschutzscheibe erinnern an den Bugatti Chiron, alle anderen Anbauteile des Divo sind eigenständig und verleihen ihm ein moderneres, sportlicheres Aussehen, lassen aber gleichzeitig die Bugatti-Herkunft klar erkennen. Die Franzosen lassen mit dieser Kleinserie die Coachbuilding-Tradition des Unternehmens wieder aufleben, bei der in den 1920er und 30er Jahren eigene Karosseriedesigns nach Kundenwunsch auf bestehende Fahrgestelle gesetzt wurden. Beim Divo erledigte man viel Feinschliff im Windkanal, um einen möglichst guten Luftwiderstand mit möglichst viel Anpressdruck zu kombinieren. Als positiver Nebeneffekt werden Kühler und Bremsen besser mit Kühlluft versorgt.

Die progressive neue Formensprache des Divo mit geschwungenen LED-Scheinwerfern folgt dem klaren Motto ‚Form follows Performance‘, das auch McLaren beim aktuellen Senna verfolgte. Allerdings kann man den Bugatti-Designern zu einem Ergebnis gratulieren, das den Augen mehr schmeichelt. Beim Präsentationsfahrzeug entschied man sich für eine Farbmischung aus ‚Titanium Liquid Silver‘ mit mattem Klarlack und petrol-blau eingefärbtem Sichtcarbon, ‚Divo Carbon‘ getauft, kombiniert mit Akzenten in ‚Divo Racing Blue‘. Ein besonderes Detail sind die hochkomplex-dreidimensionalen LED-Rückleuchten als Teil des Heckgitters und teilweise im 3D-Druck entstanden. Innen finden sich mattes Sichtcarbon, dunkles Alcantara in ‚Divo Grey‘ und ‚Divo Racing Blue‘ mit Zweiteilung zwischen dem Fahrer- und Beifahrerplatz.

Benannt ist der neue Supersportwagen nach Albert Divo, der eigentlich Albert Eugène Diwo hieß, sich jedoch selbst später mit ‚v‘ schrieb. Nach Einsätzen als Kampfpilot im ersten Weltkrieg arbeitete er erst als Mechaniker und stieg dann selbst ins Cockpit von Rennautos der Marken Sunbeam, Talbot-Darracq, Delage und schließlich Bugatti. Hier gewann er 1928 auf Anhieb die Targa Florio mit einem Type 35B und konnte diesen Erfolg im Folgejahr direkt wiederholen. Weitere Rennerfolge auf Rundkursen und bei Bergrennen folgten. Zwischen 1936 und 1939 startete er abwechselnd für Talbot und Delahaye, bevor er seine Karriere beendete. Nach dem zweiten Weltkrieg war er als Rennleiter beim Schmierstofflieferanten Castrol und begründete 1962 den ‚Club International des Anciens Pilotes de Grand Prix F1‘ mit. Der nach ihm benannte Supersportwagen ist auf 40 Exemplare limitiert und kostet fünf Millionen Euro zuzüglich Steuern. Allerdings waren bereits im Vorfeld der Weltpremiere alle Fahrzeuge bereits vorbestellt.

Bilder: Bugatti