Bugatti Centodieci

Als Bugatti 1998 Teil des Volkswagen-Konzerns wurde, versuchte man an die legendären Zeiten der Marke aus Molsheim im Elsass anzuknüpfen. Hierzu kaufte und restaurierte man das repräsentable Chateau am einstigen Firmensitz nebst Nebengebäuden, baute eine neue Manufaktur und gestaltete, anfänglich mit der Hilfe von Italdesign, diverse Konzeptstudien für Sportwagen und luxuriöse Limousinen. Allerdings blieb ein Zeitabschnitt der Markengeschichte zeitweise völlig unbeachtet: Die Jahre 1987 bis 1997, in denen unter Romano Artioli in Campogalliano bei Modena in Italien in einem eigens erbauten Werk der EB110 entwickelt und dann produziert wurde. Inzwischen besinnt man sich auch dieser nicht unwichtigen Ära und erkennt den damaligen Supersportwagen als Teil des modernen Bugatti-Stammbaums an. Bei den Ingenieuren und Technikern stand dies nie im Zweifel, schließlich nutzte man mindestens einen EB110 in der Entwicklung des Bugatti Veyron als Vergleichswagen und Technologieträger.

Im Rahmen der Monterey Car Week präsentierte nun Bugatti Chef Stephan Winkelmann gemeinsam mit Designchef Achim Anscheidt eine Hommage an den EB110, die ausgewählten VIP-Kunden in einer limitierten Auflage von lediglich zehn Fahrzeugen zugänglich gemacht wurde und dadurch bereits vor der offiziellen Weltpremiere ausverkauft war. Der Name ‚Centodieci‘ bedeutet übersetzt einhundertzehn und bezieht sich damit klar auf das Vorbildfahrzeug. Als Basis dient wie bereits beim Divo oder dem in Genf präsentierten La Voiture Noire der aktuelle Supersportwagen Chiron. Optisch zitiert der Centodieci zwar den EB110, bringt aber auch neue Details mit. Zudem war es wichtig, dass der Wagen zulassungsfähig bleibt und die verbaute Technik weiterhin mit genug Kühlluft versorgt wird. Vorn sorgt die Gestaltung der Lufteinlässe nebst des sehr verkleinerten Hufeisengrills für einen Wiedererkennungswert, während die flachen LED-Scheinwerfer den Brückenschlag in die Gegenwart durchführen. Seitlich sorgen fünf rautenförmig an der B-Säule angeordnete runde Lufteinlässe ebenfalls für eine Neuinterpretation des Designs vom EB110 SS. Hinter der Dachpartie sitzt der riesige Motor wie beim Vorbild unter einer großen Glasscheibe. Das Heck zeigt sich zugunsten eines besseren Temperaturhaushalts des W16-Triebwerks fast vollkommen designzitatsfrei.

Während im Bugatti EB110 ein durch vier Turbolader unter Druck gesetzter V12-Motor für den Vortrieb sorgte, ist es im Centodieci ein W16-Triebwerk mit gleicher Laderanzahl. Für die limitierte Sonderserie erhöhen die Techniker die Leistung des acht Liter großen Triebwerks auf 1.176 kW/1.600 PS. Voraussichtlich gelingt damit der Spurt auf Tempo 100 in 2,4 Sekunden, auf 200 in 6,1 Sekunden und auf 300 in 13,1 Sekunden. Im Gegensatz zum Chiron ist die Höchstgeschwindigkeit im Centodieci elektronisch auf 380 km/h begrenzt.

Wie bereits weiter oben beschrieben fanden alle zehn geplanten Exemplare des Bugatti Centodieci bereits vor der Präsentation Abnehmer unter den VIP-Kunden der Marke. Und das trotz eines Grundpreises von acht Millionen Euro zuzüglich Steuern und einer Wartezeit bis 2021. Vorher wird kein Centodieci die Manufaktur in Molsheim verlassen.

Bilder: Bugatti