BMW M8 (E31)

Im Rahmen des Amelia Island Concours d’Elegance debütierte vor kurzem das Facelift des aktuellen BMW M8. Viele Autofans wissen, dass es bereits ab Ende der 1980er Jahre eine 8er Reihe von BMW gab. Weniger bekannt ist hingegen, das auf dieser Basis ebenfalls ein M8 entwickelt wurde. Dieser blieb jedoch aus verschiedenen Gründen ein Einzelstück und ging nie in Serie. BMW verschwieg sogar lange Zeit die Existenz des einzigen gebauten Prototypen. Erst 2010 stellte man den inzwischen zum Klassiker gereiften Wagen erstmals öffentlich vor. Bis dahin hatte es nur wenige Erlkönigaufnahmen und diverse Gerüchte zu diesem Projekt gegeben. Aus heutiger Sicht ist es schade, dass der M8 nie in die Händler-Showrooms rollen durfte. Er hätte die Automarke aus München auf eine neue Stufe gehoben. Tatsächlich darf man diesen Prototypen als würdigen Ferrari-Gegner bezeichnen. Der Grund für diese Aussage verbirgt sich unter der Motorhaube, die im Vergleich zum Serien-8er keine Klappscheinwerfer aufweist.

Mindestens 550 PS

Stattdessen befinden sich die Leuchten dort, wo beim normalen 8er die Nebelscheinwerfer verbaut sind. In der Haube sitzt zentral ein Luftauslass. Unter ihr werkelt der intern S70 genannte V12-Saugmotor. Diesen kennen Fans auch aus dem 1992 präsentierten 850 CSi, wo er aus 5,6 Litern Hubraum 280 kW/380 PS schöpfte. Als Weiterentwicklung S70/2 mit 6,1 Litern Hubraum fand dieser Zwölfzylinder seinen Weg in den McLaren F1. Auch beim M8 Prototyp stehen knapp über sechs Liter Hubraum im Datenblatt. Über die daraus resultierende Leistung kursieren unterschiedliche Angaben zwischen 550 und 640 PS. Selbst mit der kleineren Zahl an Pferdestärken hätte der M8 Anfang der 1990er Jahre im Wettbewerbsumfeld eine ernstzunehmende Position eingenommen. In Verbindung mit dem manuellen Sechsgang-Getriebe schätzen Experten die mögliche Höchstgeschwindigkeit auf 320 km/h ein – der Tacho geht jedoch nur bis 300. Um mehr Torsionssteifigkeit zu erzielen, erhielt die Karosserie abweichend vom normalen 8er fest B-Säulen.

Seitliche Lufteinlässe

Neben der reinen Leistung weiß der einzigartige Prototyp auch durch Details zu überzeugen. So besteht die komplette Ansaugbrücke des V12-Motors aus Kohlefaser. Ebenso sind die Speichen der 17 Zoll großen Leichtmetallräder mit Carbon beschichtet. Hauben und Türen bestehen aus Glasfaserkunststoff. Um dem Triebwerk genug Raum zu lassen, verlagerten die Techniker die Kühler für Motor- und Differenzialöl ins Heck. Dafür befinden sich in den Seitenwänden hinter den Türen schmale Lufteinlässe. Innen erkennt man schnell, dass der Wagen noch weit von jeglicher Serienfertigung entfernt war. Zwar ist die große Metallkiste auf der Beifahrerseite, in der Messgeräte untergebracht werden konnten, schon vor Jahren gegen einen zweiten Schalensitz getauscht worden. Jedoch sind am Armaturenbrett diverse Knöpfe und Schalter für den reinen Erprobungsbetrieb auf geschlossenen Teststrecken vorgesehen. Eine Straßenzulassung erhielt der M8 Prototyp nie. Bevor es dazu hätte kommen können, wurde das Projekt intern gestoppt.

Rund 20 Jahre versteckt eingelagert

Die genauen Gründe für diesen Schritt sind nicht veröffentlicht worden. Es dürfte jedoch ein Zusammenspiel vieler Faktoren gewesen sein. Zum einen waren die Karosserieveränderungen vom 850 CSi zum M8 gravierend und hätten teure neue Werkzeuge in der Produktion nötig gemacht. Zum anderen blieben die Verkaufszahlen für die 8er Reihe hinter den Erwartungen zurück, wodurch ein teures Topmodell unnötig erschien. Und zu guter Letzt hätte der M8 mit 640 PS sogar den McLaren F1 in den Schatten gestellt, der zwar kein BMW-Projekt, aber mit seinem Motor doch ein Aushängeschild war. Somit verbrachte der M8 Prototyp rund 20 Jahre im Keller der BMW M GmbH, bevor er endlich vor die Kameralinsen einiger Journalisten rollen durfte. Zugleich konnte ein genauerer Blick auf den Motor mit Walzenschiebern statt Drosselklappen und zwei Nockenwellen pro Zylinderbank geworfen werden. Dieses Triebwerk verrichtete auch im 1999er Le-Mans-Siegerauto V12 LMR sowie im X5 LM Prototyp seinen Dienst.

Bilder: BMW