Bentley Mark VI James Young Coupé

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges machten sich Rolls-Royce und Bentley daran ein neues gemeinsames Modell zu entwickeln. Es handelte sich um eine viertürige Oberklasse-Limousine, der 1946 als Rolls-Royce Silver Wraith und Bentley Mark VI debütierte, wobei die Bentley-Variante einen kürzeren Radstand und eine in Teilen eigenständige Werkskarosserie erhielt, womit er das erste Modell der Marke mit eigenem Karosserieaufbau war. Diese Variante erhielt den wenig glamourösen Namen Standard Steel Saloon. Die nötigen Blechteile entstanden bei der Firma Pressed Steel Ltd. Man blieb jedoch dem Vorkriegsstandard treu und bot auch weiterhin Fahrgestelle an, die von den Kunden zu Karosseriebauern ihrer Wahl, wie Hooper, H.J. Mulliner oder James Young geschickt werden konnten. Diese Option nutzten jedoch nur noch rund 20 Prozent der Kunden. Als Antriebsquelle nutzte man einen 4-1/4-Liter-Reihensechszylindermotor, dessen genaue Leistungsdaten nie bekannt gegeben wurden. Ab 1951 erhöhte man den Hubraum auf 4,5 Liter. Insgesamt liefen am neuen Produktionsstandort Crewe, den man im Krieg für die Montage von Flugmotoren nutzte, um anschließend die Fahrzeugfertigung dorthin zu verlegen, 5.202 Mark VI vom Band.

Unter dem sachlichen Kürzel ‚C10M‘ erstellte James Young ein außergewöhnlich gestaltetes Coupé. Auf Basis der Fahrgestellnummer B495CD entstand ab Juni 1948 dieses Fahrzeug für Richard Strauss von der Firma Strauss, Turnbull & Co. Im Oktober 1948 zierte das fertiggestellte Fahrzeug den Messestand von James Young auf der Earl’s Court Motor Show in London. Im Gegensatz zu anderen Designs der damaligen Zeit integrierte man die Kotflügel fast nahtlos in die Karosserie. Schmale Holme halten im vorderen Bereich das leicht nach hinten geschwungene Dach, dessen hinteres Fenster von innen verschlossen werden kann. Auf das Showfahrzeug aus London folgten drei weitere Exemplare in gleicher Aufmachung. B495CD rollte im Dezember 1948 endlich in die Garage von Richard Strauss und wurde von ihm bis 1953 genutzt.

Über den Händler Jack Barclay Ltd. gelangte das Auto zu Caroline Blackmore, die den Wagen zwei Jahre später erneut über Barclay an den Rennfahrer und Autohändler Duncan Hamilton verkaufte. Als nächstes gehörte der Bentley dem Hersteller von Sicherheitsgurten, Thomas Whittle & Sons Ltd. aus Warrington. In den 1980ern ließ der damalige Besitzer, Hon. David Keightley Rideal Oliver, den Bentley Mark VI restaurieren, worauf im Jahr 2003 beim nächsten Besitzer in den Niederlanden eine Überholung der technischen Komponenten folgte. Zur umfangreichen Fahrzeugdokumentation gehören Rechnungen der weiteren Inspektionen und Arbeiten, die bis 2013 in den Niederlanden und Großbritannien erfolgten, bevor der Wagen in die USA exportiert wurde.

Heute zeigt sich das James Young Coupé in sehr gutem Allgemeinzustand mit leichter Patina. Die Karosserie trägt eine Zweifarblackierung in Grau und Dunkelblau. Bei der Erstauslieferung zeigten sich die hinteren Radabdeckungen, heute in Wagenfarbe lackiert, noch in poliertem Metall. Vor dem verchromten Kühlergrill sitzt ein Zusatzscheinwerfer von Lucas. Innen trägt das Coupé dunkelblaues Connolly-Leder in Verbindung mit blauen Teppichen und feinstem Holzdekor. Unter dem Armaturenbrett befindet sich eine versteckte Schublade mit dem Bordwerkzeug. In die Rückenlehnen der vorderen Sitze sind ausklappbare Picknicktische und Staufächer mit je zwei Kristallgläsern und einem lederummantelten Whiskey-Flacon integriert. Technisch verfügt der Wagen bis heute über das originale Triebwerk in Kombination mit einem manuellen Viergang-Getriebe. Aktuell steht dieses Bentley Mark VI James Young Coupé bei Hyman Ltd. in den USA für 279,500 US$ zum Verkauf.

Bilder: Hyman Ltd.