Aston Martin Vantage Le Mans V600

Eigentlich kannte man Aston Martin bis in die 1980er Jahre hinein nur für Sportwagen und die luxuriöse Sportlimousine Lagonda. Doch mit dem seit 1986 entwickelten und 1990 auf den Markt gebrachten Virage stellte die Marke dieses Bild ein wenig auf den Kopf. Zwar verfügte der Wagen immer noch über genug Leistung, fiel aber in seinen Abmessungen ungewohnt groß aus und war eher zum Cruisen als für die Rennstrecke gedacht. Kein Wunder, da als Basis die nur leicht verkürzte Plattform des Lagonda verwendet wurde. Trotz modifizierter Aufhängung blieben die Briten schnell auf ihrem Neuling sitzen. 345 der 365 gebauten Fahrzeuge liefen bis 1992 vom Band, anschließend tröpfelten die Wagen nur sporadisch vom Band.

Im Werk liefen verständlicherweise immer wieder Planungen, um mehr Fahrzeuge abzusetzen. Verschiedene Sondermodelle brachten keinen Erfolg. Hätte es nicht den parallel unter Ford-Regie entwickelten DB7 ab 1994 gegeben, wäre an dieser Stelle möglicherweise das Kapitel über Aston Martin in der Sportwagengeschichte geschlossen worden. So jedoch war genügend Geld in der Entwicklungskasse, um den Virage Vantage zu entwerfen, der in seinen Grundzügen zwar auf dem Virage basierte, jedoch von John Heffernan, einem der Gestalter des Virage, eine gründliche optische Überarbeitung erhielt. Hinten trug der Wagen nun vier Rundleuchten anstelle der Rücklichter vom VW Scirocco II. Vorn ersetzten Klarglasscheinwerfer die Leuchten des Audi 100 (C3). Dank des auf 550 PS erstarkten V8-Triebwerks mit 5,3 Litern Hubraum und doppelter Kompressoraufladung erreichte der Vantage als erster Wagen der Markengeschichte mehr als 300 km/h Höchstgeschwindigkeit.

Im März 1999 kündigte Aston Martin schließlich das finale Sondermodell des Virage Vantage mit dem Beinamen Le Mans an. Lediglich 40 Exemplare sollten diese Modellreihe würdig beschließen und zugleich den einzigen Gesamtsieg der britischen Marke in Le Mans 1959 mit dem DBR1 feiern. Einzigartige Fünfspeichenfelgen aus Magnesium und seitliche Luftauslässe in Tropfenform wie beim DBR1 waren die äußeren Erkennungsmerkmale, während innen gelochte Pedale, ein größerer Tacho, ein Startknopf, gebürstetes Metalldekor und ein metallener Schaltknauf einen Hauch von Sportlichkeit in den Luxusliner zauberten. Zudem bot man auch den 40 finalen Vantage-Kunden optional das V600-Paket an, mit dem die Motorleistung auf 600 PS kletterte. Es war wahlweise ab Werk oder als Nachrüstkit erhältlich.

Beim amerikanischen Klassikerhändler Symbolic International steht aktuell der 38. von 40 Aston Martin Vantage Le Mans zum Verkauf. Als einer von nur einer Hand voll erhielt er werksseitig die V600-Leistungssteigerung und blickt auf einen prominenten Erstbesitzer zurück. Niemand geringeres als seine Hoheit Abdul Aziz Bin Al Thani, Sohn des Herrschers von Katar orderte dieses Fahrzeug und bestellte direkt noch einen Sportauspuff, das manuelle Getriebe, ABS, einen 12-fachen CD-Wechsler, einklappbare Außenspiegel, ein Navigationssystem, den Tacho bis 360 km/h und Nebelscheinwerfer mit. Außen entschied er sich für die beim Vantage relativ typische Farbe ‚Aston Martin Racing Green‘ und passte dazu den Innenraum farblich an.

Allerdings dürften die Anpassungen nicht jedermanns Geschmack treffen. Seine Hoheit ließ nämlich edelste Kuhhäute in den Einfärbungen ‚Magnolia‘ und ‚Forest Green‘ verbauen und das allumfänglich inklusive dem Dachhimmel. Lediglich die Airbag-Prallfläche des Lenkrads zeigt sich in Schwarz, was den damaligen Fertigungsmöglichkeiten geschuldet ist. Auf dem Schalthebel eingraviert und zwischen den Rücksitzen eingestickt findet sich das Wappen der Familie Al Thani. Anfänglich lief der Wagen auf diplomatischen Kennzeichen bei der Botschaft von Katar in Paris. 2008 ging der Wagen an einen Autosammler in Japan, 2011 wechselte er innerhalb Japans den Besitzer. Die aktuelle Laufleistung beträgt weniger als 18.500 Kilometer. Symbolic International verlangt 565.000,- US$ (rund 492.200,- €) für diesen einmaligen Wagen.

Bilder: Symbolic International