Aston Martin DB4 GT Zagato

Aus der Zeit Anfang der 1960er Jahre sind heute diverse Sportwagen bekannt. Auf der Straße schrieben Jaguar E-Type oder Porsche 356 Carrera 2 Geschichte, während auf den Rennpisten Ferrari 250 GTO und Aston Martin DB4 GT Zagato ihren heutigen Legendenstatus schufen. Während wir den Italiener in der jüngeren Vergangenheit zweimal beleuchtet haben, folgt an dieser Stelle nun ein Artikel über den britischen Supersportwagen.

Insgesamt baute Aston Martin lediglich 19 Exemplare des DB4 GT, die anschließend bei Zagato ihre Karosserie erhielten. Drei davon waren spezieller als die anderen, da sie der Spezifikation ‚MP209‘ (Manage Project 209) entsprechen, was unter anderem eine nochmalige Gewichtserleichterung bedeutet. Einer davon erhielt das britische Kennzeichen 2VEV und wurde durch das werksunterstützte ‚Essex Racing Stable‘-Team eingesetzt. Hinter dem Steuer saß unter anderem Jim Clark, dessen fahrerisches Können bei der RAC Touring Trophy in Goodwood und bei den 1.000 Kilometern von Paris in Montlhery die damals noch vorhandenen Entwicklungsschwächen des Wagens überdeckte. In Goodwood reichte das Talent 1962 allerdings nur bis zur Runde 60 von 100, als Clark mit kühlen Reifen aus der Box kam und kurz darauf von der Strecke rutschte.

1961 ging 2VEV gemeinsam mit dem Schwesterfahrzeug 1VEV auch in Le Mans an den Start, gesteuert durch die Australier Bib Stilwell und Lex Davison. Allerdings waren die Schrauben der Zylinderköpfe bei beiden Fahrzeugen während der Vorbereitung auf das Rennen nicht korrekt angezogen worden, weshalb sie im 24-Stunden-Rennen durch Hitzeschäden ausfielen. Beim 17-ründigen Begleitrennen für GTs am Wochenende des britischen Grand Prix 1961 gewann Davison durch ein Überholmanöver in der allerletzten Runde. Anschließend begann die Ära des 250 GTO, wodurch der Aston Martin zum Underdog wurde, der die Ehre des britischen Motorsports hochhalten sollte. Im Folgejahr verlieh Teamchef John Ogier den Zagato an die belgische Equipe National Belge, die ihn beim Spa Grand Prix für Sportwagen einsetzten. Dort verunfallte Lucien Bianchi so schwer, dass der ursprüngliche Wagen abgeschrieben werden musste und rund um die Fahrgestellnummer ein neues Auto nach MP209-Spezifikationen entstand.

Ein leichteres Chassis, eine aerodynamisch-günstigere Karosserie und ein von 3,7 auf 3,8 Liter Hubraum vergrößerter Reihensechszylindermotor mit zwei obenliegenden Nockenwellen und diversen Magnesiumteilen sorgten für eine deutliche Verbesserung im Vergleich zum normalen DB4 GT Zagato. Gegenüber dem Aston Martin DB4 GT verlor man rund 300 Kilogramm, gegenüber dem normalen Zagato immerhin 136 Kilogramm Gewicht. Nach einem siebten Platz durch kleinere technische Probleme folgte der bereits weiter oben beschriebene Unfall von Jim Clark, bei dem er den Ferrari 250 GTO von John Surtees mit von der Strecke räumte. Weiterer Schaden folgte durch den Abflug von Chris Kerrison 30 Runden später an gleicher Stelle. Zwei Monate später war 2VEV jedoch wieder einsatzbereit und erreichte mit Jim Clark Platz fünf in Montlhery.

1964 verkaufte der Essex Racing Stable den Wagen an Alexander Roch, der ihn noch einmal bei einem 1.000-Kilometer-Rennen in Montlhery einsetzte, wo er jedoch mit Getriebeschaden ausrollte. Von 1965 bis 1969 gehörte der Aston Martin DB4 GT Zagato dann Hartley Whyte von ‚Whyte & Mackay Whisky‘, gefolgt von Rennfahrer Nick Cussons, der ihn für rund zwei Jahre behielt und einige Siege in Club- und Bergrennen einfuhr. Anschließend wechselte der Rennwagen in die Garage von Roger St John Hart, der zeitweise einen weiteren DB4 GT Zagato besaß und dessen Motor in dieses Fahrzeug einbaute. Allerdings hatte er damit wohl in den späten 1970er Jahren einen größeren Schaden, weshalb er das Triebwerk eines normalen DB4 GT kaufte, der bis heute in diesem Wagen steckt. Nach seinem Tod im Jahr 1989 überließ seine Witwe den Aston dem ehemaligen Besitzer Nick Cussons für Einsätze im historischen Motorsport. 1993 ereignete sich ein leichter Unfall auf den Straßen der Isle of Man, bei dem der vordere linke Kotflügel zerstört wurde. Dies nutzte man als Aufhänger für eine umfangreiche Restaurierung bei Aston Martin Works in Newport Pagnell.

Nun bietet Bonhams dieses spezielle Fahrzeug im Rahmen des Goodwood Festival of Speed an. Zum Wagen erhält der neue Besitzer drei dicke, schön gebundene Dokumentationsordner mit vielen Fotos und Unterlagen zur Rennsporthistorie sowie allen Rechnungen und Daten zur umfangreichen Restaurierung. Wie hoch am Ende das Höchstgebiet liegen wird, bleibt abzuwarten. Man darf aber davon ausgehen, dass hier ein neuer Rekord für das teuerste jemals versteigerte britische Auto aufgestellt werden könnte.

Bilder: Bonhams