Aston Martin Bertone Jet 2+2
Über viele Jahrzehnte gehörte das Turiner Designhaus Bertone zu den Topadressen für individuelle Automobile und sogar ganze Serienfertigungen im Auftrag diverser Hersteller. Hierfür gab es in Grugliasco/Italien eine eigene Produktionshalle. Doch dann kam der stetige Abstieg, teilweise bedingt durch immer stärker aufkommende hauseigene Designbüros in der Automobilindustrie, geringere Produktionskosten der konsequenter entwickelten Fahrzeuge und eine Absatzkrise Anfang der 2000er Jahre sowie ebenso durch manche Fehlentscheidung bei Bertone, nachdem Giuseppe ‚Nuccio‘ Bertone, Sohn des Firmengründers und langjähriger Chef, 1997 gestorben war. 2014 erfolgte die endgültige Schließung des Designbüros, das als letzte Abteilung zu diesem Zeitpunkt noch existierte.
2013 stand Bertone ein letztes Mal als Aussteller auf dem Genfer Automobilsalon, wo man zwei Premieren präsentierte. Beide basierten auf Sportwagen von Aston Martin und belebten den Beinamen eines Unikats von 1961 wieder. Damals entstand als Kooperation von Bertone und Aston Martin der DB4 GT Jet. Nun standen mit dem bereits 2004 gebauten Bertone Jet 2 auf Basis des V12 Vanquish (für 2013 neu lackiert) und dem Bertone Jet 2+2, basierend auf der viertürigen Sportlimousine Rapide zwei neue Familienmitglieder der Jet-Familie im Rampenlicht. Während der zuerst entstandene, zweitürige Jet 2 im Anschluss an die Genfer Messe von Ermelinda ‚Lilli‘ Bertone, der Witwe von Nuccio gefahren wurde, ging der rechtsgelenkte Jet 2+2 an Barry Weir in Großbritannien. Er hatte sehr früh bereits von den Planungen des Jet 2 erfahren und bei Bertone angefragt, ob das Fahrzeug käuflich zu erwerben wäre. Im Oktober 2012 fragte Bertone schließlich bei ihm an, ob er an einem neuen Jet-Projekt interessiert seie. Nach ersten Gesprächen fragte man bei Aston Martin um Erlaubnis und erhielt diese innerhalb von 30 Minuten unter der Voraussetzung, dass man vor dem Bau des Unikats die Pläne einsehen dürfe.


























Gemeinsam mit Barry Weir erstellten die Bertone-Designer diverse Entwürfe, bis man mit der Optik vollends zufrieden war. Hierbei spielte vor allem eine gute Kopffreiheit auf allen vier Sitzplätzen sowie eine möglichst große Vielseitigkeit nebst komplett umklappbarer Rücksitzlehne in Kombination mit einem gefälligen Design eine große Rolle. Anschließend reiste man mit diesen Zeichnungen nach Gaydon, um sie dort absegnen zu lassen. Bei Aston Martin war man restlos begeistert und stellte eine Rapide Limousine als Basisfahrzeug zur Verfügung. Dieses kam im Dezember 2012 in Turin an, wo umgehend die Arbeiten begannen. Zuerst baute man im Originalmaßstab eine Studie aus formbaren Clay. Anschließend folgte die Abstimmung der Farben und Materialien für das Interieur. Im März 2013 stand der fertige Bertone Jet 2+2 schließlich auf dem Genfer Autosalon.
Nun soll er an einen neuen Besitzer weitergegeben werden. In unserem Automarkt findet sich der Jet 2+2 beim jüngst hinzu gekommenen Händler Classicmobilia in Milton Keynes/Großbritannien. Dieser bietet das Unikat zusammen mit dem Clay-Block und allen originalen Werkzeugen an, die für die Fertigung weiterer Exemplare benötigt würden. Zum Preis macht der Händler nur auf Anfrage Angaben. Hier finden Sie die Annonce.
Bilder: Classicmobilia, Bertone