Alfa Romeo SZ Coda Tronca

Was würden Sie tun, wenn Sie unerwartet davon Kenntnis erlangen, dass Ihr Oldtimer eine Renngeschichte vorzuweisen hat? Schwierige Frage, oder? Aber genau das ist kürzlich dem Besitzer des Alfa Romeo SZ aus unserer Bildergalerie geschehen. Bis zu dieser Entdeckung wusste er lediglich, dass er ein sehr seltenes Automobil besaß. Vom normalen SZ entstanden nur rund 200 Exemplare. Nochmals seltener ist diese Variante mit aus aerodynamischen Gründen niedrigerem Dach und kantig abgeschnittenem Heck, das dem Modell den Spitznamen „Coda Tronca“ einbrachte. Diese Ausbaustufe baute Alfa Romeo etwa 30-mal. An der Aluminiumkarosserie arbeiteten die Handwerker bei Zagato jeweils rund 300 Stunden lang. Unter der Motorhaube steckte dabei ein hochgezüchtetes 1,3-Liter-Triebwerk und ein Fünfgang-Schaltgetriebe.

Renngeschichte kürzlich erst entdeckt

Fahrgestellnummer 0184 wurde am 28. März 1962 an den Alfa Romeo Händler im schweizerischen Lugano ausgeliefert. Über die direkte Folgezeit bis 1970 wusste man bis vor kurzem nichts. Doch nun steht fest, dass dieses Auto eine umfangreiche Renngeschichte bereithält – inklusive Start bei den 24 Stunden von Le Mans. Bislang war man allenfalls davon ausgegangen, dass 0184 bei dem einen oder anderen Bergrennen dabei war. Stattdessen gehörte das Fahrzeug der Scuderia Sant Ambroeus, die vom Ferrari-Team-Manager Eugenio Dragoni geleitet wurde. Hin und wieder verlieh man den SZ auch an die Squadra Foitek von Karl Foitek. Neben Rennen auf der Solitude bei Stuttgart, in Aspern, in Zolder und in Innsbruck stand der Alfa 1962 beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans am Start. Dort teilten sich Karl Foitek und Ricciardo Ricci das Cockpit. Der damals noch silbern lackierte SZ trug die Startnummer 40. Aufgrund eines Kupplungsschadens fiel der Wagen nach 225 zurückgelegten Runden aus. Ein Schwesterfahrzeug vom gleichen Team landete auf Platz 10.

Komplett restauriert

1970 erwarb Arno Mark aus Gstaad den Alfa Romeo SZ. Ihm folgte Michael Storer aus Zürich. Ab 1989 stand der längst rot lackierte Sportwagen bei Rudy Pas in den Niederlanden. Er ließ das Auto in Italien bei Autocostruzioni SD vollständig restaurieren, wobei soviele Karosserieteile wie möglich erhalten blieben. Zeitgleich entstand bei Conrero ein neues 1,3-Liter-Triebwerk nach SZ-Spezifikationen und knapp über 135 PS. Bremsen, Lenkung und Fahrwerk wurden ebenfalls überarbeitet. Das fertiggestellte Fahrzeug nutzte er nur selten auf der Straße. Dafür stand es 2006 beim Bergrennen Bologna-Raticosa am Start. Zudem zeigte er den SZ 2004 in der „Celebration of Zagato“-Kategorie beim Concorso d’Eleganza an der Villa d’Este. Als nächster Besitzer trug sich Paul Schouwenburg in die Papiere ein.

Neuer Besitzer gesucht

Von 2007 bis 2011 gehörte der Alfa Romeo SZ Coda Tronca Ronald Hein in den USA. Seither ist das Auto zurück in Europa und gehörte nacheinander zwei Autosammlern in Großbritannien. Aktuell steht der italienische Rennwagen beim Oldtimerspezialisten Duncan Hamilton zum Verkauf. Er befindet sich in renntauglichem Zustand und könnte direkt bei Veranstaltungen in Goodwood oder beim Le Mans Classic an den Start gehen. Hierfür wäre es natürlich toll, wenn der nächste Besitzer die ursprüngliche Farbgebung von silber mit der großen Startnummer 40 reproduzieren würde. Immerhin jährt sich die Teilnahme bei den 24 Stunden von Le Mans 2022 zum sechzigsten Mal. Den Kaufpreis verrät das Verkaufsteam von Duncan Hamilton nur auf ernst gemeinte Anfragen.

Bilder: Duncan Hamilton ROFGO