Alfa Romeo GT 1300 Junior Zagato
Ende der 1960er Jahre begann so langsam das Ende der Sonderkarosserien-Ära. Den Grund dafür findet man schnell, wenn man sich mit Fertigungstechniken auskennt. In der Frühzeit des Automobils übernahm man das Prinzip des Kutschenbaus, bei dem auf einem festen Rahmen eine Karosserie aufgesetzt wurde. Diese konnte man mit mehr oder weniger Aufwand komplett austauschen. Dadurch etablierten sich entsprechende Firmen, die sich später auch bei Autos austoben konnten. Allerdings setzte sich bereits vor dem Zweiten Weltkrieg nach und nach die selbsttragende Karosserie durch. Diese kombiniert Chassis und Aufbau zu einer Gesamteinheit. Dadurch konnten externe Karosseriebauer jedoch kaum noch eigene Entwürfe umsetzen. Einige probierten es dennoch, zum Beispiel Zagato.
Junior Zagato
Basierend auf der Technik des Alfa Romeo Giulia und dem Fahrgestell des Spider entstand ab 1969 der GT 1300 Junior Zagato. Ercole Spada arbeitete damals als Entwicklungsleiter bei diesem Karosseriebaubetrieb und zeichnete die Karosserie dieses Sportcoupés. Im krassen Kontrast zur damaligen Zeit verzichtete er dabei bewusst auf Rundungen und setzte stattdessen auf klare Kanten. Glatte Flächen prägen Front, Seiten und Schrägheck. Ans Gepäck gelangt man durch die nach oben schwingende Heckscheibe. Ein besonderes Detail war die Verkleidung der Frontpartie rechts und links vom Alfa-Grill mit transparentem Kunststoff. Innen nahm das Armaturenbrett ein wenig das Design der Front wieder auf. Offiziell gab es zwar zwei Rücksitze, diese waren durch die niedrige Dachlinie und die räumliche Enge jedoch eigentlich nur als Gepäckablage nutzbar. Bereits die kleinste Motorisierung des ersten Spider trug den Beinamen Junior. Diesen übernahm Zagato für das schnittige Coupé.




































Zwei Motorversionen, rar geblieben
Auf dem Turiner Autosalon 1969 debütierte das Fahrzeug mit dem 1,3 Liter großen Vierzylindermotor des Spider 1300 Junior. Dieser brachte 65 kW/88 PS mit, was den Junior Zagato bis zu 175 km/h schnell machte. Obwohl die Spider-Bodengruppe als Basis zugrunde lag, erhielt die erste Serie ein eigenständiges Heckteil. In dieser brachte man den Tank des Montreal und in einer versteckten Mulde das Reserverad unter. Dies erwies sich jedoch als wenig alltagstauglich und wurde für die zweite Serie ab 1972 abgeändert. Nun nutzte man die komplette Plattform des Spider und zudem den 80 kW/108 PS starken 1600er Motor. Bereits zuvor wechselte Zagato von Aluminium zu Stahl bei der Herstellung von Türen und Hauben. Im Vergleich zum zeitgleich angebotenen Alfa Romeo Giulia Sprint war der Junior Zagato stets rund 3.000 DM teurer. Dadurch entstanden insgesamt nur 1.510 Exemplare, von denen 1.108 auf den 1300 und 402 auf den 1600 entfielen.
1970er Exemplar steht zum Verkauf
Beim Klassikerhändler Auxietre & Schmidt steht aktuell ein schönes Fahrzeug, das am 5. März 1970 die Hallen von Zagato verlies. 15 Tage später übernahm es bereits der Erstbesitzer Harold Roy Slater im Großraum Mailand. Ein Auszug aus den Produktionsunterlagen sagt aus, dass der Wagen original im Farbton ‚Giallo Oro‘ mit einem Interieur in Skai Nero produziert wurde. Erst 1996 wechselte der Alfa erstmalig den Besitzer und ging an Romeo Giovanni Milesi in Bergamo. 2018 übernahm der noch aktuelle Besitzer in der Schweiz das Auto und ließ eine umfangreiche Restaurierung durchführen. Heute stellt dieses Exemplar wohl eines der besten noch erhaltenen Fahrzeuge dieser Baureihe dar.
Bilder: Auxietre & Schmidt