AC MA-200
AC Cars kennen viele Autofans wohl nur für das Basisfahrzeug der legendären Shelby Cobra, den AC Ace. Allerdings gibt es diese Marke bereits seit 121 Jahren. In der Frühzeit hatte die Firma jedoch gar keinen Namen. Die Gebrüder Weller aus dem Londoner Stadtteil West Norwood erstellten ein 20 PS starkes Automobil, das 1903 auf der Crystal Palace Motor Show debütierte. Als Finanzier und Geschäftspartner hatten sie den Metzger John Portwine gewonnen, der die geplanten Produktionskosten des Wagens für zu hoch hielt. Stattdessen bestellte er bei den Brüdern ein dreirädriges (zwei vorn, eins hinten) Lieferfahrzeug, den Auto-Carrier. Hierfür gründeten sie 1904 „Autocars and Accessoires“. Drei Jahre später erschien mit dem Sociable ein PKW-Dreirad mit drittem Sitz anstelle der Transportbox. Durch eine Umbenennung auf „Auto Carriers Ltd.“ rückte das bisherige Modellkürzel A.C. 1911 zum Markenkürzel auf. Man nutzte es von nun an auch in einem runden Logo. Bis 1913 entstanden ausschließlich Dreiräder.


























AC geriet oft in finanzielle Schieflage
Im Laufe der Jahrzehnte entwickelte sich AC Cars (Name ab 1922) zu einem Hersteller von sportlichen Automobilen. Durch fortwährende finanzielle Schwierigkeiten gab es in der Zeit zwischen den Weltkriegen einige Besitzerwechsel. Nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1976 entstanden Invalidenmobile für den britischen Markt. Damit stabilisierte man die lange angeschlagene finanzielle Lage. Ab 1947 entstanden auch wieder Sportwagen. Der Ace, den Carroll Shelby schließlich als Basis für die Cobra auswählte, debütierte 1953, ein Jahr später gefolgt durch die Coupé-Version Aceca. Zudem gab es die Modellreihen Greyhound, 428 Frua und 3000 ME. Ab Mitte der 1980er Jahre schlitterte AC erneut in Probleme. Die Hurlock-Familie verkaufte erst die Produktionsrechte nach Schottland und schließlich auch ihre restlichen Anteile an einen Investor. Diese Aufsplittung sorgte für Probleme, die erst Jahre später gelöst werden konnten. Brian Angliss, Geschäftsführer der Firma Autokraft, übernahm die Marken- und Fabrikationsrechte. 1993 präsentierte er einen neuen AC Ace.






















MA-200 als Ace-Nachfolger entwickelt
Nach nur rund 50 gebauten Fahrzeugen ging AC 1996 erneut pleite. Alan Lubinsky, ein südafrikanischer Geschäftsmann, übernahm die Firma und baute den Ace und die Mk IV (eine Cobra-Replica) weiter. 2002 wechselte der Firmensitz nach Malta, 2008 zurück nach St Kitts in Großbritannien. Bis heute entstehen Cobras als Mk V und Mk VI. Der 2012 auf dem Genfer Salon präsentierte AC 378 Zagato ging hingegen nicht in Serie. Ebenso verhielt es sich bereits 50 Jahre zuvor mir dem Projekt MA-200. Es entstand als mögliches Nachfolgemodell des bereits rund zehn Jahre alten Ace. Zdislaw Teofil Marzewski, ein ehemaliger Konstrukteur von MIG-Kampfflugzeugen, erstellte ein Space-Frame-Chassis und eine schöne Aluminiumkarosserie. Das Design zeigt Elemente von Frua-Entwürfen, wobei es keinerlei Beweise für eine Zusammenarbeit gibt. Erst 1965 kam es zu einer Kooperation von Frua und AC. Bei der Gestaltung der Radaufhängungen mit Spiralfedern und innen montierten Scheibenbremsen orientierte man sich an damals aktuellen Formel-1-Autos.












Komplett restauriert bei DK Engineering
Laut ersten Planungen sollte der MA-200 Prototyp einen Sechszylinder-Boxermotor erhalten. Während der Entwicklungsphase wechselte man jedoch auf den 289er Ford-V8-Motor aus der Cobra. Das fertig gestellte Auto war quasi ein Vorläufer für den späteren AC 428. Allerdings ging er nie in Serie. Stattdessen nutzte der damalige AC-Vorsitzende William ‚Derek‘ Hurlock das Einzelstück bis 1968 als Privatwagen. Dann verkaufte er den zweisitzigen Roadster an Dr. Roger Field in Kent. Dieser behielt den Prototyp bis 1983 und ließ den Motor gegen einen 302er V8 von Ford austauschen. Beim dritten Besitzer, Peter Hague, erfolgte zwischen 1983 und 2006 eine Neulackierung im originalen Farbton „Princess Blue“. Seit 2006 befand sich das Auto mit dem aktuellen Besitzer in Florida. Dort erhielt es eine Restaurierung inklusive Rückrüstung auf ein korrektes 289er Triebwerk. 2010 erzielte das Unikat einen Klassensieg beim Concours d’Elegance in Amelia Island. Nun bietet DK Engineering den AC MA-200 zum Verkauf an.
Bilder: DK Engineering