Abarth-Simca 1300 GT

Abarth – diese traditionelle italienische Marke verbindet man heutzutage hauptsächlich mit leistungsgesteigerten Fiat-Modellen. Alles begann dabei mit Vergasern und Abgasanlagen, die der österreichische Motorradrennfahrer Karl „Carlo“ Abarth ab 1949 in Bologna entwickelte. Bald verlagerte man den Firmensitz nach Turin. Neben Tuningsätzen für Fiat 500, 600, 1100 oder Multipla baute Abarth bald auch eigenständige Rennprototypen und Sportwagen in Kleinserie. Dabei vertraute die kleine Firma auf externe Karosseriebauer wie Allemano, Boano, Bertone, Ellena, Ghia, Pininfarina, Vignale oder Zagato. Daneben gab es auch kleinere Blechschneider, die den Fahrzeugen passende Exterieurs verliehen. Eine davon war Sibona-Basano aus Turin. Pietro Sibona sowie die Brüder Elio und Emilio Basano gründeten dieses Unternehmen 1962. Bereits zuvor hatten die Brüder, ihr Vater Walter Basano und Pietro Sibona bei Boano, Frua, im Centro Stile Simca sowie für Ghia und Vignale an Fahrzeugdesigns gearbeitet.

Kooperation zwischen Abarth und Simca

Ziemlich zeitgleich mit der Gründung von Sibona-Basano trat die französische Marke Simca auf Abarth zu. Die französische Marke wünschte sich eine Zusammenarbeit, um die sportlichen Fähigkeiten des Simca 1000 unter Beweis zu stellen. Damit wollte man die Verkaufszahlen weiter erhöhen. Hierfür lieferte man die Bodengruppe inklusive Triebwerken an. Allerdings sorgte Abarths Ingenieur Luciano Fochi für eine Hubraumerweiterung auf 1,3 Liter und zwei obenliegende Nockenwellen, wodurch die Leistung auf bis zu 101 kW/138 PS anstieg. Das manuelle Viergang-Getriebe, die Radaufhängung und die Lenkung übernahm man hingegen unverändert vom Simca 1000. Für die Karosserie kontaktierte Abarth Sibona-Basano, wo zeitgleich bereits Aufbauten aus Kunststoff für den Abarth-Fiat 1300 OT entstanden. Beim Simca-Sportwagen entschied man sich hingegen für eine Leichtmetallkarosserie. Das Design stammte von Mario Coluccio, der bei Abarth unter Vertrag stand.

Ende von Sibona-Basano

Nachdem die ersten paar Exemplare 1962 noch beim Karosseriebauer Odoardo Beccari entstanden waren, wechselte die Kleinserienproduktion zu Sibona-Basano. Bereits im ersten Jahr gelangen Privat- und Werksfahrern mit dem Abarth-Simca 1300 GT neun große Rennsiege. Zudem homologierte die FIA das Fahrzeug für die GT-Klasse. Im Folgejahr 1963 fuhr Abarth weltweit 535 Siege ein, von denen allein 90 auf das Konto des 1300 GT gingen. 1965 gelang der italienischen Marke sogar der Weltmeisterschaftstitel in der Sportwagen-WM Division 1 bis 1,3 Liter Hubraum. Trotzdem beendete man 1966 die Zusammenarbeit mit Sibona-Basano. Für die Karosseriebaufirma brachen schwere Zeiten an. Aus einem Auftrag von Bizzarrini zur Anfertigung von 100 Exemplaren des 5300 GT Spyder wurde aus Kostengründen letztlich nur die Fertigstellung von zwei Prototypen. Ende 1966 stellte Sibona-Basano die Geschäftstätigkeiten ein. Pietro Sabano übernahm bei OSI die Leitung der Prototypenwerkstatt und Emilio Basano wurde Abteilungsleiter bei Vignale.

Rennhistorie in Italien

RM Sotheby’s bietet am 19. November im französischen Le Castellet einen Abarth-Simca 1300 GT von 1963 an. Er ist Bestandteil der Guikas Collection und wurde am 29. Mai 1963 an seinen italienischen Erstbesitzer Renato Arfè übergeben. Dieser setzte den blauen Sportwagen bereits vier Tage später bei der Coppa Consuma ein und erreichte dabei den sechsten Platz in seiner Hubraumklasse sowie den 22. Platz insgesamt. Im Folgejahr fuhr er den achten Rang in der Klasse und Platz 24 insgesamt bei der Coppa Gran Turismo Imola ein. 1964 verlieh er das Fahrzeug an befreundete Rennfahrer, die bei der Imola Coppa GT1.3 den dritten Platz in der Klasse und den sechsten Platz insgesamt errangen. Am 13. Juni 1966 tauschte er den 1300 GT bei Abarth gegen einen nagelneuen Abarth-Fiat 1300 OT. Motor und Getriebe des Abarth-Simca wanderten im Werk Ende 1966 oder Anfang 1967 in eine neue Longnose-Karosserie. Vermutlich hatte Abarth Karosserien übrig, als der Chrysler-Konzern die Kooperation mit Simca beendete.

Ohne Mindestgebot bei RM Sotheby’s

Diese erhielten dann die Fahrgestellnummer des Originals, um keine neue Zulassung zu benötigen. Allerdings gibt es nachweislich ein zweites Auto mit der Fahrgestellnummer 0091, die dieser Wagen trägt. Die beiden unterscheiden sich jedoch in der jeweiligen Produktionsnummer, durch die sich auch nachweisen lässt, dass das hier angebotene Auto tatsächlich über die Rennhistorie verfügt. Autotecnica Conrero, ein privates italienisches Rennteam, erwarb diesen 1300 GT 1967. Sechs Jahre später kaufte Dario Cuppini das Auto. Zwischen 1978 und 2014 stand es als Ausstellungsstück im Maranello Rosso Museum. Anschließend kaufte Herr Guikas den Abarth in seinem patinierten Zustand und beließ ihn auch so. Einzig am Antrieb ließ er notwendige Arbeiten für mehr als 3.000 € durchführen. RM Sotheby’s erwartet einen Zuschlagspreis im Bereich zwischen 350.000 und 450.000 €, bietet den Abarth-Simca 1300 GT allerdings ohne Mindestgebot an.

Bilder: RM Sotheby’s, Kevin Van Campenhout