Monteverdi 375/4

Kennen Sie Monteverdi? Da wir Ihre Antworten an dieser Stelle leider nicht hören können, gehen wir der Einfachheit halber von einem ’nein‘ aus und erläutern kurz die Geschichte der Schweizer Marke. Sollten Sie mit ‚ja‘ geantwortet haben, können Sie diese gern überspringen und im zweiten Absatz weiterlesen. Peter Monteverdi wurde am 7. Juni 1934 in Binningen geboren und baute bereits mit 16 Jahren sein erstes eigenes Auto auf Basis eines Fiat 1100 in der Autowerkstatt seines Vaters zusammen. Diese Werkstatt übernahm er nach dem Tod des Vaters und erweiterte sie um eine Fertigung für eigens entwickelte Rennwagen bis hin zu Formel-1-Monopostos unter der Marke MBM und einen Vertrieb für Luxusfahrzeuge. Monteverdi wurde unter anderem der jüngste Ferrari-Händler weltweit und handelte auch mit BMW, Jensen, Bentley, Rolls-Royce und Lancia. Ab 1967 begann er mit dem Bau von Sportwagen und GTs für die Straße, auf die in späteren Jahren auch Limousinen und Geländewagen folgten.

Gemeinsam mit Frua entstanden anfänglich die Modelle 375 S und 375 L, aus denen Monteverdi gemeinsam mit Fissore Serienmodelle mit veränderter, eckiger Frontpartie entwickelte. Ebenso gab es den Entwurf eines Cabrios namens 375 C und schließlich die um mehr als 50 Zentimeter im Vergleich zum Coupé verlängerte Limousine 375/4, um die es hier in unserem zweiten Teil der „Vergessenen Größen“ gehen soll. Dank des auf 3,15 Meter gestreckten Radstands ergaben sich im Innenraum mehr als ordentliche Platzverhältnisse, die dem angedachten Oberklassestatus gerecht wurden. Optisch blieb der 375/4 den Modellgeschwistern treu. Allerdings erhielt er eine weniger stark nach hinten abfallende Dachpartie mit scharfen Kanten und einen angehängten großen Kofferraum, dessen Oberkante die Gürtellinie des Wagens designtechnisch aufnimmt. Im Laufe der Produktionszeit zwischen 1970 und 1974 nahm Monteverdi einige Veränderungen an der Karosserie vor, beispielsweise an den Rückleuchten, die anfänglich von der Alfa Romeo Giulia und später vom Triumph TR6 stammten.

Innen präsentiert sich der Monteverdi 375/4 als opulent ausgestattetes Oberklassefahrzeug mit reichlich Leder und edlem Holz. Ausstattungsdetails wie eine Klimaanlage oder elektrische Fensterheber gehörten damals weltweit noch nicht zu den Selbstverständlichkeiten, hier schon. Darüber hinaus hatten die Kunden die Möglichkeit, einen kleinen Farbfernseher von Sony für die Fondpassagiere verbauen zu lassen, ebenso wie eine Glastrennwand zwischen Fond und Fahrerabteil. Der Chauffeur hat die Gewalt über 250 kW/340 PS, die aus einem 7,2 Liter großen V8-Triebwerk von Chrysler gekitzelt und anschließend über eine Torqueflite-Dreigang-Automatik an die Hinterräder weitergereicht werden, wobei wohl einige Pferdchen im Ölsumpf des Getriebes steckenblieben. Zumindest erreichte die Limousine in zeitgenössischen Fahrtests nie die Werksangaben bei Beschleunigung und Endgeschwindigkeit. Als Leergewicht gaben die Schweizer je nach gewählter Ausstattung zwischen 1.920 und 1.940 Kilogramm an.

Bis heute ist unklar, wieviele Exemplare des 375/4 wirklich gebaut wurden. Fest steht, dass der Wagen aufgrund seines hohen Preises und des nicht gerade sparsamen V8-Motors überwiegend in Staaten geliefert wurde, wo der Benzinpreis keine allzu hohe Rolle spielte – beispielsweise die arabischen Staaten. So besitzt allein die Herrscherfamilie in Katar bis heute fünf Exemplare, worunter sich auch eines befindet, das laut diversen Quellen erst 1978, also deutlich nach der offiziellen Produktionszeit entstanden sein soll. Es trägt die Produktionsnummer 28 und könnte somit darauf hindeuten, dass es insgesamt 28 dieser Limousinen gab. Aktuell steht der Monteverdi 375/4 mit Chassisnummer 3007 beim amerikanischen Klassikerhändler Hyman Ltd. zum Verkauf. Dieses erst kürzlich optisch aufgefrischte Fahrzeug im Farbton ‚Dark Aubergine‘ mit Ledersitzen in hellem Biscuit-Braun soll 265.000,- US$ (rund 224.000,- €) kosten.

Bilder: Hyman Ltd.