85 Jahre Škoda 935 Dynamic

1935 erstellte Škoda mit dem 935 Dynamic einen Prototyp mit besonderer Stromlinien-Karosserie und präsentierte diesen auf dem Prager Autosalon.

Stromlinienförmige Karosserien gehören zu heutigen Neuwagen wie Infotainmentsysteme und Leichtmetallräder. Beim Blick in die Automobilgeschichte wird schnell deutlich, dass nicht nur die letztgenannten beiden Punkte, sondern auch die Karosserieform nicht immer so vorhanden war. In der Frühzeit nutzten Autohersteller Konstruktionsprinzipien aus dem Kutschenbau mit freistehenden Kotflügeln und großen Rädern, zumeist mit Holzfelgen. Die Formen entwickelten sich langsam weiter, wobei Grundformen wie die Limousine, das Cabriolet, das Coupé oder der Tourenwagen ihren Ursprung tatsächlich bei Pferdekutschen haben. Der notwendige große Wasserkühler stand bei den meisten Fahrzeugen steil und hoch im Wind, was selbigen an einer sauberen Umströmung des Wagens behinderte. Da relativ zeitgleich mit dem Automobil auch motorisierte Flugzeuge aufkamen, gab es bald Ingenieure, die ihre Erkenntnisse aus der Luftfahrt auf Straßenfahrzeuge übertrugen und die Karosserieformen anpassten.

Frühes tschechisches Stromlinienauto

Diese ersten Stromlinienautos wirkten auf viele Betrachter wie aus einer weit entfernten Zukunft – etwa so, wie heute vollautonome Autos ohne Lenkrad und Pedalerie wirken. Kein Wunder, waren Details wie die außenliegenden Kotflügel doch bereits seit Jahrhunderten vertraut, während nun vollflächige Karosserien mit Rundungen und integrierten Scheinwerfern aufkamen. Ein solches Beispiel debütierte 1935 auf dem Škoda-Stand beim Prager Autosalon. Allerdings blieb der Škoda 935 Dynamic im Gegensatz zu einigen anderen Stromlinienfahrzeugen ein Einzelstück. Die Ingenieure in Mladá Boleslav erstellten eine Coupé-Limousine mit einem cw-Wert von nur 0,37, die ein eigens entwickeltes Fahrgestell mit 3,2 Metern Radstand und Heck-Mittelmotor verbarg. Dabei handelte es sich um einen wassergekühlten Vierzylinder-Boxermotor, der aus zwei Litern Hubraum 40 kW/55 PS schöpfte. Dies reichte aufgrund der windschlüpfigen Form jedoch aus, um den Wagen auf bis zu 130 km/h zu beschleunigen.

Mit den gewonnenen Erkenntnissen aus der Erprobung des 935 Dynamic erschufen die Škoda-Ingenieure für das Folgejahr eine kleinere Variante, die als Škoda Popular Monte Carlo berühmt wurde. Zudem gab es Überlegungen für den Werksrennfahrer Zdenek Pohl eine kürzere, zweisitzige Version des 935 für die Rallye Monte Carlo zu bauen. Hierzu notierte Chefkonstrukteur Karel Hrdlička am 25. März 1936 in seinem Tagebuch: „Wir werden den 935 leichter machen und zum Rallye-Fahrzeug für Pohl umbauen – vielleicht mit Kompressor?“ Entsprechende Konstruktionszeichnungen lagen einen Monat später vor, der Prototyp stand kurz darauf bereit. Allerdings kam es nie zum Rallye-Einsatz und die Spuren des Fahrzeugs verlieren sich nach seiner Ausmusterung im Jahr 1939.

Aus Privatbesitz zurückgekauft

Auch der originale 935 Dynamic wurde 1939 ausgemustert und an einen Privatmann verkauft. In den 1960er Jahren konnte Škoda das Unikat von diesem Zweitbesitzer zurückkaufen und in die hauseigene Sammlung eingliedern, die zu dieser Zeit gerade aufgebaut wurde. In der jüngeren Vergangenheit unterzog man das Auto einer umfangreichen Restaurierung, die vor drei Jahren abgeschlossen werden konnte. Seither steht das Einzelstück als absolutes Highlight im Škoda Muzeum am Firmensitz in Mladá Boleslav und auf wenigen ausgesuchten Veranstaltungen.

Bilder: Škoda