70 Jahre Renault Frégate
Dass Renault mal für große und luxuriöse Automobile bekannt war, gerät immer mehr in Vergessenheit. 1951 debütierte auf dem Pariser Autosalon beispielsweise der Frégate. Damit wollte sich der französische Hersteller bewusst nach den schwierigen Zeiten im und nach dem Zweiten Weltkrieg zurückmelden. Man konnte bereits absehen, dass neben Kleinwagen bald auch wieder Fahrzeuge für die Mittelschicht der Bevölkerung benötigt würden. Diese war dafür bekannt, ihren Wohlstand in Form von schick gestalteten Autos auszudrücken. Passend dafür entstand unter dem damaligen Renault-Chef Pierre Lefaucheux ab 1947 ein komfortables Oberklassemodell als Ergänzung zum kompakten 4CV. Unter dem Projektcode 108 entstand dabei ursprünglich eine Limousine mit Heckmotor.
Oberklassemodell mit Vierzylindermotor
Nachdem bereits erste fahrfähige Prototypen fertiggestellt waren, legte Lefaucheux sein Veto ein. Er votierte für ein Frontmotorkonzept mit konventionellem Design. Die Ingenieure begannen also von vorn. Trotzdem stand das fertige Fahrzeug bereits zwei Jahre später auf dem Pariser Autosalon. Optisch zeigt der Frégate deutliche Anleihen von amerikanischen Nachkriegsfahrzeugen. Allerdings ließ es sich Renault nicht nehmen, alle vier Räder einzeln aufzuhängen anstatt die in den USA typischen Starrachsen zu kopieren. Unter der langen Motorhaube steckte ein zwei Liter großer Vierzylindermotor mit 56 PS. Bereits zwei Jahre nach dem Debüt sorgte eine Leistungssteigerung für 65 PS. 1955 wuchs das Triebwerk auf 2,1 Liter Hubraum mit 77 PS. Nun gab es neben der Standardausführung mit manuellem Viergang-Getriebe auch den Transfluide mit einer Dreistufen-Automatik und 80 PS.
Coupés gab es von Henri Chapron
Ab 1956 ergänzte Renault die bis dahin angebotene Limousine um die Kombiversion namens Domaine. Beide Varianten waren 4,72 Meter lang, 1,72 Meter breit und 1,52 Meter hoch. Dank der bis zum Heckabschluss reichenden Dachlinie und der geteilten Heckklappe bot der Kombi reichlich Stauraum. Dies schätzten zur damaligen Zeit speziell Handwerker und Einzelhändler. Die Bedeutung, die Kombiversionen für größere Familien später einnehmen sollten, war noch nicht absehbar. Auf Wunsch des französischen Rennfahrers Louis Rosier entstanden 1955 zwei schöne Frégate Coupés. Da er jedoch ein Jahr später auf der Rennstrecke Montlhéry verstarb, kam es zu keiner Serienfertigung. Stattdessen entstanden bei Henri Chapron 49 Exemplare mit eigenständiger Karosserie. Ein weiteres Coupé baute 1954 Boano in Italien.
Cabriolet ging in Kleinserie
Daneben dachte Renault über ein Frégate Cabriolet nach. Bei Ghia entstand erst eines mit Stahlkarosserie und anschließend eines mit Aufbau aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Beide waren jedoch zu teuer in der Fertigung. Auch Umbauten von Mignon & Billebault (3 Exemplare) und Pichon-Parat (Unikat) blieben rar. Einzig Letourneur & Marchand kam mit 69 Stück auf eine nennenswerte Kleinserienfertigung. Diese verkaufte Renault innerhalb Frankreichs über das offizielle Händlernetz. Insgesamt entstanden bis 1960 vom Frégate 178.072 Exemplare. Heute kann man fahrbereite Fahrzeuge im Zustand 2 bis 3 für rund 14.000 € erwerben.
Bilder: Renault