55 Jahre Maserati Ghibli

Am 3. November 1966 hörte man am Ghia-Stand auf dem Turiner Autosalon Applaus und Begeisterungsbekunden. Der Grund dafür war kurz zuvor enthüllt worden und sollte ein neuer Sportwagen für Maserati werden. Verantwortlich für das Design war Giorgetto Giugiaro, der zum damaligen Zeitpunkt noch nicht selbstständig arbeitete. Als Modellnamen entschied man sich in Modena für einen kraftvollen, warmen Wind in Nordafrika, den Ghibli. Auf diese Weise wollte man die Geschwindigkeit und die „Hitze“ der technischen Spezifikationen des neuen Sportwagens unterstreichen. Tatsächlich passt der Name aber auch gut zur keilförmigen Gestaltung der Karosserie, die sich dem Wind scheinbar so wenig wie möglich in den Weg stellt. Giorgetto Giugiaro sah hier einen deutlichen Bruch im Vergleich zu den Vorgängermodellen vor, indem er das Passagierabteil nahtlos in die Linienführung integrierte. Erstmals nutzte Maserati zudem Klappscheinwerfer bei einem Serienauto.

Lieblingsprojekt von Giorgetto Giugiaro

Giugiaro selbst spricht beim Ghibli bis heute von einem seiner schönsten Entwürfe. Er war erst kurz zuvor von Bertone zu Ghia gewechselt. Für die Designarbeiten am neuen Maserati benötigte er lediglich drei Monate. Bereits 1964 hatte er eine sehr ähnlich gestaltete Studie in Turin vorgestellt. Neben der stark geneigten Windschutzscheibe und der sehr langen, flachen Motorhaube fiel vor allem die dreieckige C-Säule ins Auge. Diese wurde zum Leitmotiv für spätere Modellreihen. Vorn integrierte die schmale Chromstoßstange den flachen, breiten Kühlergrill. Derweil umfasste die hintere Stoßstange den gesamten Bereich vom Heck bis zu den hinteren Radhäusern. Ab Ende 1968 ergänzte die offene Spider-Version das Angebot. Während die vorderen Elemente bis zu den Türen unverändert vom Coupé stammten, kam ein modifiziertes Heck mit flacherer Kofferraumklappe und Verdeckkasten zum Einsatz. Dieses besaß eine Metallabdeckung, unter der das Stoffverdeck komplett verschwinden konnte.

Kraftvoller V8-Motor mit Trockensumpfschmierung

Um die niedrige Bauhöhe der Frontpartie gewährleisten zu können, musste Maserati einen V8-Motor mit Trockensumpfschmierung entwickeln. Als Basis diente der Motorblock aus dem Mexico, der ursprünglich vom Rennwagen 450S abstammte. Anfänglich holte man aus 4,7 Litern Hubraum rund 310 PS bis 330 PS (je nach Messmethode). Ende 1969 debütierte mit dem Ghibli SS eine Variante mit 4,9 Liter großem Triebwerk. Dieses leistete 335 PS und beschleunigte das Coupé auf bis zu 280 km/h Höchstgeschwindigkeit. Für die Kraftübertragung sorgte ein manuelles Fünfgang-Getriebe oder ab 1968 alternativ eine Dreistufen-Automatik von BorgWarner. Im gleichen Jahr nahm man auch eine Servolenkung von ZF ins Optionsprogramm auf. Beide Motorisierungen konnten mit beiden Karosserieformen kombiniert werden. Nach der Weltpremiere des Coupés 1966 in Turin dauerte es bis Anfang 1967, ehe erste Fahrzeuge zu den Händlern gelangten.

Produktion bis Ende 1972

Insgesamt entstanden bis Ende 1972 mehr als 1.200 Ghibli Coupés, jedoch nur 128 Spider. Besonders selten blieb das für den Spider angebotene Werkshardtop aus Metall, von dem wohl nur rund 15 Stück ausgeliefert wurden. Ein Coupé erhielt von der italienischen Karosseriebaufirma Pavesi einen Umbau auf ein Targadach mit herausnehmbaren Mittelteil. Derweil entstand auf der Basis eines weiteren Coupés ein Feuerlöschfahrzeug für Rennveranstaltungen. Eine auf dem Dach montierte Wasserspritze bezog das Wasser aus mehreren im Auto verteilten Tanks. Es wurde zwar bei mehreren Motorsportveranstaltungen in Italien präsentiert, jedoch im Gegensatz zu den Quattroporte Löschfahrzeugen niemals eingesetzt. 1992 belebte Maserati den Namen Ghibli für einen Ableger der Biturbo-Reihe wieder. Seit 2013 ziert er das Heck einer viertürigen Sportlimousine unterhalb des Quattroporte.

Bilder: Maserati