50 Jahre Renault 4 Plein Air
Absoluter Minimalismus hatte 1968 Hochkonjunktur – in vielfacher Hinsicht. Renault präsentierte beispielsweise auf Basis des praktischen Kleinwagens R4 den Plein Air. Dabei handelt es sich um ein eher unpraktisches Spaßauto ohne Türen, Seitenscheiben, Heckklappe und Dach. Seitlich sorgen tiefe Ausschnitte für einen leichten Zustieg. Blumenkinder und sonstige Anhänger der damaligen Flower-Power-Bewegung akzeptierten den Wagen schnell als idealen Begleiter für Sonne und Strand.
Der Renault 4 Plein Air lief nicht einfach so vom Band. Stattdessen schickten die Franzosen fertige R4 zum Spezial-Karosseriebauer Sinpar (Société Industrielle de Production et d’Adaption Rhodanienne) in Chassieu bei Lyon. Dieser zum Renault-Konzern gehörende Betrieb entfernte Dach und Türen, verbaute eine durchgehende vordere Sitzbank und veränderte die seitliche Karosserie mit den bereits beschriebenen Ausstiegen nebst einhängbarer, kunststoffummantelter Kette.
Um möglichst frei unterwegs zu sein, verzichteten die meisten Fahrer eines Plein Air allerdings ebenso auf diese Kette wie auf das rudimentäre Dach aus einlagigem Segeltuch. Letzteres war weniger als Wetter- denn als Sonnenschutz gedacht. Zudem dauerte es lange, bis es fertig aufgespannt war. Der R4 Plein Air war halt ein konsequentes Schönwetterauto für Gegenden wie die Côte d’Azur. Im Vergleich mit ähnlichen Konzepten jener Zeit verfügte der Renault über Frontantrieb, war leistungsmäßig mit seinen 26 PS aus 845 Kubikzentimetern allerdings eher zurückhaltend aufgestellt.
Insgesamt entstanden bis 1971 lediglich 563 Exemplare, die in Frankreich, Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien, Finnland, Mexiko, den Vereinigten Staaten und Kanada offiziell angeboten wurden. In Kanada war es auch, wo der Wagen seine inoffizielle Premiere in Form von 20 Fahrzeugen erlebte, die Besucher über das Gelände der Weltausstellung chauffierten. Als Nachfolger brachte man den Rodeo auf den Markt, der erneut auf dem Renault 4 basierte. Zudem baute Sinpar weitere Fahrzeuge mit nochmals veränderter Grundkarosserie und nachgerüstetem Allradantrieb auf.
Bilder: Renault