50 Jahre Renault 12

Renault hielt mit dem R8 seit dem Beginn der 1960er Jahre die Mittelklasse-Kategorie bestens besetzt. Umso wichtiger erschien es den Franzosen verständlicherweise, das Nachfolgemodell so robust und komfortabel wie möglich zu gestalten. Bereits 1964 rollten die ersten Prototypen in der Erprobung, allerdings noch mit drei asymetrisch angeordneten Scheinwerfern pro Seite und einem Reserverad auf dem Kofferraumdeckel. Unter der Karosserie steckte jedoch bereits das neu entwickelte Frontantriebs-Chassis, bei dem auch der Motor über die Vorderachse wanderte. Zudem hatten die Renault-Chefs festgelegt, dass der neue Wagen, Projekt 117, genug Federweg für die schlechten Straßen auf dem afrikanischen Kontinent mitbringen sollte. Größentechnisch sollte er sich zwischen dem R6 und dem R16 einordnen und dabei neben dem R8 auch gleich den R10 ablösen.

Auf dem Pariser Autosalon 1969 war es schließlich soweit. Direkt nach der feierlichen Enthüllung gingen bereits erste Bestellungen für den neuen Renault 12 ein. Noch im gleichen Herbst rollten die ersten Exemplare als Limousine mit einem 1,3 Liter großen Vierzylinder-Benzinmotor mit 40 kW/54 PS unter der Haube, Scheibenbremsen vorn und Trommelbremsen hinten sowie einem 415 Liter fassenden Gepäckabteil zu den wartenden Kunden und Händlern. Für rund ein Dreivierteljahr blieb dies die einzig verfügbare Karosserievariante, dann folgte der fünfsitzige Kombi (in Deutschland ‚Variable‘, in Frankreich ‚Break‘ genannt). Ausstattungsseitig gab es neben der Basisversion auch den L und den TL. Trotz der geringen Auswahlmöglichkeiten musste bereits innerhalb des ersten Halbjahres die Produktionskapazität auf 700 Fahrzeuge pro Tag hochgeschraubt werden.

Bereits ab August 1970 rollten erste Exemplare einer besonderen Version von den Bändern, die von vielen Fans herbeigesehnt wurde, seitdem die Produktion der gleichnamigen Variante des Renault 8 beendet war. Die Rede ist vom sportlichen Renault 12 Gordini mit seiner typischerweise blauen Lackierung inklusive weißen Rennstreifen (weitere Karosseriefarben waren verfügbar) und einem 85 kW/115 PS starken 1,6-Liter-Motor, der ihn bis zu 185 km/h schnell machte. Sportfahrer nutzten den Gordini gern für Rallyes und Tourenwagen-Rennen. 1972 erweiterte man das Modellangebot um den R12 TS mit 44 kW/60 PS und von 1974 bis 1975 gab es zusätzlich den TR mit gleicher Leistung, aber einem Automatikgetriebe.

Im Sommer 1975 erfolgte eine große Modellpflegemaßnahme, durch die der Gordini aus dem Programm entfiel und die anderen Varianten neue Leuchten und Stoßstangen erhielten. Innen kam außer beim R12 L ein neues Armaturenbrett zum Einsatz. Bei der Automatikversion entfiel das Kürzel TR aus der Benennung, während für Basisausstattung, L und TL die Leistung auf 37 kW/50 PS gesenkt wurde. Abgesehen von der Fertigung in Frankreich, wo bis 1980 rund 4,01 Millionen Exemplare vom Band liefen, baute Renault den 12 auch in Australien, Brasilien, der Türkei und in Rumänien. In letzterem Werk entstand der Wagen als Dacia noch bis ins Jahr 2004, insgesamt fast zwei Millionen Mal. Trotz dieser großen Produktionsmenge sieht man den Renault 12 in Deutschland inzwischen nur noch äußerst selten auf der Straße. Eigentlich schade, seine hohe Solidität zeigt sich schließlich bis heute in diversen afrikanischen Staaten.

Bilder: Renault