50 Jahre Porsche 911 Carrera RS 2.7
Mit dem 911 Carrera RS 2.7 schuf Porsche vor 50 Jahren einen bis heute gefeierten Sportwagen, der längst Legendenstatus erhalten hat. Anfänglich geplante 500 Exemplare wurden am Ende zu 1.580 Fahrzeugen, die bis heute größtenteils erhalten sind. Das Kürzel RS steht seither für die jeweils sportlichsten Ableger der jeweiligen 911-Baureihe. Aus einst 2,7 Litern Hubraum wurden zuletzt glatte 4 Liter im 991 GT3 RS. Doch der kompromisslose Leichtbau des Urmodells ist bei den heutigen RS-Fahrzeugen unerreicht. RS steht laut offiziellen Unterlagen für RennSport und macht damit die Bestimmung dieser Autos direkt deutlich. Porsche-Modelle wurden ab der Markteinführung des ersten 356 weltweit von begeisterten Kunden im Rennsport eingesetzt. Das Werk in Zuffenhausen war dabei durchaus immer wieder in der Lage, die eingehenden Kundennachfragen nach motorsportspezifischen Zubehörteilen passend zu beantworten. Selbst ging man anfänglich jedoch nur ab und an als Werksteam an den Start.
Vom Sport- zum Rennwagen
Dies änderte sich erst mit dem 911, der sowohl auf Renn- als auch Rallyepisten zeigen durfte, was in ihm steckt. Dabei war schnell offensichtlich, dass hier noch mehr lauerte, als der in den späten 1960er Jahren auf 2,4 Liter angewachsene Boxermotor serienmäßig abgab. Die zwischenzeitlich fest eingerichtete Rennabteilung machte sich an die Weiterentwicklung des 911, um in der Sportwagenweltmeisterschaft ein konkurrenzfähiges Auto anzubieten. Hierbei lag das Augenmerk nicht nur auf höherer Leistung, sondern auch auf konsequentem Leichtbau und guter Fahrbarkeit. Anfangs überlegte man, die Motorhaube im Stil der Abarth-Fiats auf Stützen waagerecht in den Fahrtwind zu legen, um so nicht nur die Motorkühlung zu verbessern. Zusätzlich wollte man die Haube als Flügel nutzen und damit den Auftrieb an der Hinterachse in den Griff bekommen, der durch die typische 911er-Form entsteht. Durch ein Veto des zuständigen Technikers der FISA (später FIA) mussten die Aerodynamiker umdenken und erschufen den Entenbürzel aus Fiberglas.




















Aus 500 wurden 1.580 Exemplare
Dieser ungewöhnliche Heckspoiler zierte die Haube des 1972 präsentierten Porsche 911 Carrera RS 2.7. Als Homologationsmodell mit Straßenzulassung sollte dieses Modell an Normalkunden verkauft werden. Laut Reglement hätten 500 Exemplare gebaut werden müssen, was auch den Planungen bei Porsche entsprach. Man bot zwei Ausstattungsvarianten an: Den Sport mit spartanischer Innenausstattung ohne hintere Sitzbank und den Touring mit hinterer Sitzbank, Heizung, Radio und der Möglichkeit, ein Schiebedach zu bestellen. Mit einem hatte in Zuffenhausen jedoch niemand gerechnet: Kaum standen die ersten Carrera RS beim Händler, waren sie bereits verkauft. Man konnte zeitweilig nicht schnell genug nachliefern. Bis Ende 1973 entstanden 1.580 Exemplare, von denen bis heute die allermeisten überlebt haben. Unter der Haube arbeitete ein 2,7 Liter großer Sechszylinder-Boxermotor mit 154 kW/210 PS, der bei der Sport-Ausführung auf lediglich knapp 1.000 Kilogramm Leergewicht traf.
Vom RS zum RSR
Für den Rennsport legte Porsche auf Basis des RS den Carrera RSR 2.8 auf, von dem 55 Exemplare gefertigt wurden. Sie errangen in Kunden- und Werkshand ab 1973 diverse Siege, beispielsweise bei der Targa Florio. Diverse Weiterentwicklungen führten zum Carrera RS 3.0, der ebenfalls Erfolge auf der Rennstrecke einfuhr. Mit seinem riesigen Heckflügel gab er bereits einen ersten Vorgeschmack auf den Turbo ab. Tatsächlich feierte die Abgasturboaufladung bei Porsche ebenfalls im Carrera RS ihr Debüt im 911. Dies passierte 1974 im 911 Carrera RS Turbo 2.1, den man als reinrassigen Prototyp aufbaute, um auf die Produktionswagenmeisterschaft 1975 bestens vorbereitet zu sein. Mit Fahrern wie Gijs van Lennep am Steuer sorgte dieses Auto für Angst und Schrecken unter den Gegnern. Am Heck trug es ein Luftleitwerk im Wohnzimmer-Schrankwand-Format. Einige Besitzer nutzten den Carrera RS auch im Rallyesport.














RS-Kürzel seit 1991 wieder da
In den späten 1970er und den vollen 1980er Jahren ging das RS-Kürzel für eine Weile verloren. Am Heck des 964 Carrera RS erschien es 1991 in neuem Glanz. Dieser Wagen führte den 911 zurück auf die Rennstrecke. Auch vom 993 gab es eine RS-Variante, die alternativ auch als Clubsport mit noch größeren Flügeln angeboten wurde. Ab der Baureihe 996 entfiel „Carrera“ bei den RS-Modellen. Diese basierten nun auf den kraftvollen GT3-Ablegern und rundeten diese nach oben ab. Vom 997 gab es sogar vier verschiedene RS-Modelle, da vor und nach dem Facelift die GT3-Ableger RS-gekrönt wurden. Zusätzlich erhielt der GT2 den RS-Adelstitel. Als Krönung wurde kurz vor dem Modellwechsel zum 991 der Hubraum des 997 GT3 RS auf 4 Liter vergrößert. GT2 RS und GT3 RS 4.0 sind durch ihre Limitierung bereits zu Sammlerstücken aufgestiegen. Auch vom 991 gab es zwei Varianten des GT3 RS sowie einen GT2 RS.
Preissteigerung in zehn Jahren
In absehbarer Zeit dürfte das Kürzel RS auch auf dem Heck des Topmodells vom aktuellen Porsche 992 prangen. Bis dahin schauen wir noch einmal zurück und erfreuen uns an den Details des legendären Carrera RS 2.7. Dieser feiert in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag. Interessanterweise erhielten die ersten zehn Prototypen noch farblich ausgefüllte Schriftzüge an den Seiten. Auch der hintere Modellschriftzug stand noch an einer anderen Stelle als bei den Serienfahrzeugen. Vor rund zehn Jahren lagen gute Exemplare mit rund 225.000 € Marktwert gut eingepreist zwischen anderen Sportwagen dieser Ära. Inzwischen muss man schon viel Glück haben, wenn ein solches Fahrzeug nur für den doppelten Preis den Besitzer wechselt. Sollte es sich um ein Leichtbau-Modell handeln, stehen noch deutlich größere Zahlen auf dem Papier. Es war eben noch nie günstig, seinem guten Geschmack nachzugehen. Aber es lohnt sich.
Bilder: Porsche