50 Jahre Alfa Romeo Alfasud

Wenn etwas über den Alfa Romeo Alfasud im kollektiven Gedächtnis der Europäer zurückgeblieben ist, dann wohl seine geringe Korrosionsbeständigkeit. Im deutschsprachigen Raum unterstellte man dem italienischen Kompaktwagen, dass er bereits im Prospekt rosten würde. Angeblich habe man sogar Rostflecken auf dem Fahrzeugbrief gefunden. Aber war der Alfasud wirklich so schlecht oder werden diese Unterstellungen dem Gesamtkonzept nicht gerecht? Bilden wir uns ein eigenes Urteil. Erster Fakt: Der Alfasud war das erste Serienfahrzeug von Alfa Romeo mit Vorderradantrieb. Ein Kleinwagen-Prototyp mit dieser Antriebstechnik stand bereits 1960 als Tipo 103 auf seinen Rädern. Allerdings kam es nicht zu einer Serienproduktion, da der damalige Markt bessere Verkaufserfolge für Mittelklassemodelle versprach. Rund zehn Jahre später besann man sich auf dieses Konzept und entwickelte einen neuen Kompaktwagen.

Antrieb

Fakt Nummer zwei ist, dass der Alfasud bei seiner Weltpremiere auf dem Turiner Autosalon 1971 ein sehr fortschrittliches Fahrzeug war. Unter der von Giorgetto Giugiaro in seiner neugegründeten Firma Italdesign gezeichneten Karosserie steckte nicht nur der angesprochene Frontantrieb. Alfa Romeo verbaute zudem ausschließlich neu entwickelte Vierzylinder-Boxermotoren. Den Anfang machte dabei ein 1,2-Liter-Triebwerk mit 46 kW/63 PS. Im 1973 eingeführten zweitürigen ti stieg die Leistung auf 50 kW/68 PS. 1976 stieg der Hubraum um 0,1 Liter an. Später folgten eine Version mit 1,5 Litern sowie im sportlichen Sprint eine mit 1,7 Litern und bis zu 87 kW/118 PS. Die manuellen Getriebe hatten vier oder fünf Vorwärtsgänge. Um die ungefederten Massen zu reduzieren rückte man die vorderen Scheibenbremsen weit nach innen. Auf sie wirkte auch die Handbremse. Hinten arbeiteten Trommeln.

Karosserie

In den ersten beiden Produktionsjahren gab es den Alfasud ausschließlich mit einer viertürigen Schrägheck-Karosserie. Interessanterweise zeigten die frühen Prospekte bereits eine zweitürige Variante, die so jedoch nie zu den Händlern gelangte. Erst ab 1973 gab es den leistungsstärkeren ti, der ausschließlich mit zwei Türen vorfuhr. Im Februar 1975 folgte ein dreitüriger Kombi namens Giardinetta und im September 1976 schließlich als vierte Karosserievariante das Coupé mit der Bezeichnung Sprint. Durch eine Modellpflege im Frühjahr 1980 erhielten die Fahrzeuge neu gestaltete Stoßfänger, Scheinwerfer und Kühlergrills. Auch die Rückleuchten und das Armaturenbrett erhielten Modifikationen. Ab Dezember 1981 hatte der ti endlich eine große Heckklappe, die das Rückfenster mit aufnahm. Bei der Limousine dauerte diese Anpassung bis Juni 1982. Zeitgleich entfiel die Giardinetta nach nur 5.899 Exemplaren.

Über eine Million Exemplare

1982 entstanden bei der Motorsportabteilung Autodelta zwei besondere Prototypen. Verlässliche Daten sind nur eingeschränkt verfügbar, aber vermutlich sollte der Alfasud Sprint 6C für die neue Gruppe B der Rallye-Weltmeisterschaft vorbereitet werden. Hierfür verlagerte man die Motoreinbauposition hinter die beiden Passagiere. Aus dem GTV6 übernahm man dabei den 2,5 Liter großen V6. Beide Prototypen unterschieden sich in diversen Details, hatten jedoch die Radhausverbreiterungen, Leichtmetallräder und weitere Anbauteile gemeinsam. Insgesamt fertigte Alfa Romeo bis Juni 1983 906.824 Exemplare der Limousine und des ti. Der Sprint lief ohne den Zusatznamen Alfasud weiter bis 1989 im Modellprogramm mit. Von ihm liefen 121.434 Stück vom Band. Bleiben noch zwei finale Fakten: Der Modellname Alfasud entstand, weil Alfa Romeo die Produktion dieser Modellreihe ins modernisierte Werk Pomigliano d’Arco im Süden Italiens verlegt hatte. Und rosten tat er wirklich im Zeitraffer, daher ist er heute eine Rarität.

Bilder: Alfa Romeo