40 Jahre Fiat Argenta

Wie fühlt man sich wohl als Designer eines inzwischen 40 Jahre alten Autos der Mittelklasse, das sich gut verkaufte, aber heute kaum noch bekannt ist? Um auf diese Frage eine Antwort zu erhalten, müsste man im Falle des Fiat Argenta erst einmal klären, wer für die Karosserieform verantwortlich war. Und genau dabei stößt man auf ein Ergebnis, das wohl kaum jemand kommen sah, als man einen Blick auf diese kantige Limousine warf. Doch zuerst muss man hierfür einen Blick auf die Vorgeschichte dieser Modellreihe werfen. Streng genommen beginnt die Geschichte des Argenta nämlich mit dem Fiat 132, der im Mai 1972 als Nachfolger des 125 debütierte. Wie so oft in dieser Ära übergab Fiat die Stylingarbeiten an einen externen Designer, in diesem Falle an Marcello Gandini.

Gandini zeichnete eine langweilige Limousine

Ja, genau jener Marcello Gandini, der heutzutage vor allem für seine Sportwagenentwürfe wie den Lancia Stratos, die Lamborghini-Modelle Miura, Countach und Diablo oder den Cizeta V16T bekannt ist. Beim Fiat 132 bewies er, dass auch Stardesigner langweilige Autos zeichnen können, wenn dies beauftragt wird. Tatsächlich war die Linienführung selbst für die kantenverwöhnten 70er Jahre zu eckig und eintönig. Die Verkaufszahlen blieben hinter den Erwartungen zurück, wodurch bereits 1974 eine Modellpflege durchgeführt wurde. Sie sorgte vor allem für vergrößerte Seitenscheiben und neue Rückleuchten sowie ein besseres Fahrwerk. Ab Ende 1977 war der 132 durch das Produktionsende des 130 sogar das größte Modell im Fiat-Programm. Selbst die Lizenzfertigungen von Seat (Spanien), Kia (Südkorea) und Livingstone Motor Assemblers (Sambia) waren weniger erfolgreich als erwartet.

Argenta war Lückenfüller bis zum Croma

Dennoch behielt Fiat den 132 im Portfolio und sorgte 1981 für eine weitreichende Modellpflege. Diese führte zur Umbenennung des Modells in Argenta, abgeleitet vom lateinischen Wort „argentum“ (silber). Damit passte man die Mittelklasselimousine an das restliche Modellprogramm an, bei dem man ebenfalls weg von dreistelligen Zahlen und hin zu Namen wie Panda, Ritmo oder Uno ging. Zudem arbeitete man seit 1979 hinter den Kulissen am neuen Croma, der sich seine Plattform mit Saab 9000, Alfa Romeo 164 und Lancia Thema teilen sollte. Er löste 1985 den Argenta ab. Zuvor spendierte man dem in die Jahre gekommenen Design im Juni 1984 ein finales Facelift, durch das die Front das neue Fiat-Logo erhielt. Gleichzeitig stieg man von gerundeten Hubraumangaben auf PS-Werte in der Modellbezeichnung um. Die Einstiegsmotorisierung hieß somit Argenta 100. Wie bereits beim 132 war auch eine Dieselvariante erhältlich, die ab dem finalen Facelift als TD mit Turboaufladung ausgeliefert wurde.

Fast vollständig verschwunden

Letzte Exemplare des Fiat Argenta liefen bis Anfang 1986 vom Band, obwohl der Croma bereits bei den Händlern stand. Insgesamt sollen es rund 120.000 Stück gewesen sein. Im Laufe der zurückliegenden 40 Jahre verschwanden diese Autos jedoch ähnlich konsequent aus dem europäischen Straßenbild wie das Vorgängermodell 132. Selbst im heimischen Italien sind beide Modellreihen praktisch ausgestorben. Eigentlich erstaunlich, da der Argenta das letzte Fiat-Modell bis zum aktuellen 124 Spider mit Hinterradantrieb war. Für die finalen Baujahre ab Mitte 1984 gab es sogar noch das Topmodell Argenta VX (in Italien Argenta SX) mit einem kompressoraufgeladenen Zweiliter-Triebwerk und 135 PS. Dieses Volumex-Aggregat übernahm Fiat von Konzerntochter Lancia.

Bilder: Fiat