35 Jahre Renault 25

Renault ist vielen Lesern vermutlich hauptsächlich für Modelle im Kleinwagen- bis Mittelklasse-Bereich bekannt. Möglicherweise zusätzlich auch für Kleintransporter und Lastkraftwagen. Dass die Franzosen jedoch zusätzlich bereits seit der 1975 vorgestellten, geteilten Modellreihe 20 und 30 (aufgeteilt zwischen Vierzylinder- und Sechszylindermotoren) in der Oberen Mittelklasse unterwegs ist, wird gern vergessen. Außerhalb Frankreichs trifft man die neueren Modellreihen ab dem Vel Satis, namentlich Lattitude und Talisman, allerdings auch nur selten im Straßenbild an. Das war mit 20/30, 25 und Safrane noch ein wenig anders. Natürlich kamen sie nie wirklich gegen die deutschen Platzhirschen an, dennoch erzielten sie durchaus ordentliche Verkaufszahlen. Der Renault 25 wurde überdies in den Staatsdienst der französischen Regierung aufgenommen und transportierte politische Größen bis hin zu Staatspräsident François Mitterrand.

Die Entwicklung des 25 begann bereits 1977. Präsentiert wurde die Limousine mit ihrem für Renault typischen Schrägheck jedoch erst auf dem Genfer Autosalon 1984. Zuvor hatten die hauseigenen Designer Marc Deschamps und Robert Opron verschiedene Karosserieentwürfe gezeichnet, die unter anderem eine Zweiteilung der Baureihe mit Stufenheck- und Schrägheck-Variante vorsahen. Übrig blieb davon letztlich nur ein leicht angedeutetes Stufenheck in der großen Heckklappe. Bereits die Urversion des 25 wies einen cw-Wert von lediglich 0,28 auf, womit man selbst den angeblichen ‚Aerodynamik-Weltmeister‘ Audi 100 (C3) in den Schatten stellen konnte. Für den bereits erwähnten Einsatz als Staatsfahrzeug entwickelte Renault gemeinsam mit Karosseriebauer Heuliez die 25 Limousine mit 22,7 Zentimeter längerem Radstand. Dieser kam komplett der Beinfreiheit der hinteren Passagiere zugute und wurde von außen durch eine breitere B-Säule und längere hintere Türen kaschiert. Von dieser Variante entstanden in den Jahren 1985 und 1986 lediglich 832 Exemplare.

In jenen Jahren war Renault noch für innovationsfreudige Experimente bekannt. Daher bot man optional einen sprechenden Bordcomputer an, der die wichtigsten Fahrzeugfunktionen, die Warnleuchten und die Service-Intervalle überwachte und bei Bedarf mit Sprachnachrichten auf Probleme hinwies. In den V6-Modellen gehörte er zum Serienumfang. Sein Display, die Warnleuchten, die Instrumentierung und die Bedienelemente befanden sich auf einem futuristisch gestalteten Armaturenbrett, das von Marcello Gandini gezeichnet wurde. 1988 unterzog Renault den 25 einer umfangreichen Modellpflege. Die Front wurde deutlich abgerundet, die Stoßfänger geglättet und die Heckleuchten verbreitert. Innen gab es neue Polsterstoffe und modifizierte Lüftungsdüsen. Für die finalen Baujahre polsterte man zudem das Armaturenbrett auf, um die Crashsicherheit zu erhöhen.

Die Motorenpalette des Renault 25 war weit aufgefächert und bestand über die Produktionszeit aus insgesamt elf Benzinern und drei Dieseltriebwerken. Am Anfang des Leistungsspektrums befand sich bis 1989 der TD und GTD Saugdiesel mit 46 kW/63 PS und dem sprichwörtlichen Temperament einer Wanderdüne. Für den Spurt auf Tempo 100 benötigt diese Limousine 18,3 Sekunden. Das andere Ende der Fahnenstange markierte in den letzten zwei Produktionsjahren der bis zu 233 km/h schnelle Renault 25 V6 Turbo mit 151 kW/205 PS und 290 Newtonmetern Drehmoment. Während die Dieselmotoren ausschließlich mit manuellen Fünfgang-Getrieben lieferbar waren, gab es einige Benziner auch mit Drei- oder Viergang-Automatikgetrieben. In jedem Fall gelangte die Kraft auf die Vorderräder. Bis Anfang 1992 entstanden insgesamt 780.976 Exemplare, von denen 40.458 neu in Deutschland verkauft wurden. Im Debütjahr 1984 gewann Renault das ‚Goldene Lenkrad‘. Da der französische Hersteller nicht auf dem amerikanischen Markt vertreten war, ließ man von Giugiaro eine eigenständige Karosserie entwickeln und wollte diesen gemeinsam mit AMC anbieten. Nach der Übernahme von AMC durch den Chrysler-Konzern erhielt das Modell den Namen Eagle Premier und wurde von 1988 bis 1992 angeboten. Parallel entstand von 1990 bis 1992 der baugleiche Dodge Monaco, da Chrysler die vertragliche Vereinbarung erfüllen musste, 260.000 Exemplare des PRV-V6-Triebwerks abzunehmen.

Bilder: Renault