30 Jahre Volvo 850

Vor 30 Jahren debütierte mit dem Volvo 850 das damals sicherste Neufahrzeug der Welt. Die Entwicklung begann unter dem internen Code „Projekt Galaxy“ bereits 1978. Damals beschloss Volvo eine der größten Investitionen in der skandinavischen Industriegeschichte zu tätigen. Ziel war dabei ein möglichst gefällig gestaltetes, sicheres Auto der Mittelklasse. Anfänglich liefen interne Arbeiten vor allem an Sicherheitselementen wie dem Seitenaufprallschutz SIPS. Erst gegen Ende der 1980er Jahre erfolgten Arbeiten am Design, das unter der Leitung von Jan Wilsgaard entstand. Er hatte die undankbare Aufgabe, ein Fahrzeug im typischen Volvo-Design unterhalb der Baureihe 740 und 760 zu platzieren und zugleich eine gute Aerodynamik zu gewährleisten. Ihm gelang dabei ein zeitlos schönes Mittelklasseauto, das selbst heute noch nicht alt wirkt. Die Kombi-Version erhielt 1994 den japanischen „Good Design Grand Prize“.

Nur Fünfzylindermotoren unter der Haube

Eine weitere Neuheit des 850 lag unter der Karosserie. Erstmals in der Markengeschichte nutzte Volvo hier ein Frontantriebslayout. Zudem fanden sich unter der Motorhaube ausschließlich Benzinmotoren mit fünf Zylindern in Reihe. Selbst der von Audi zugekaufte Turbodieselmotor, der von Mitte 1995 bis Ende 1996 angeboten wurde, war ein Reihenfünfzylinder. Die Motorleistung lag zwischen 93 kW/126 PS im 2.0 und 142 kW/193 PS im 2.5 T, den es nur als Kombi gab. Beim Diesel lagen 103 kW/140 PS und 290 Newtonmeter Drehmoment an. Oberhalb der normalen Baureihe etablierte Volvo ab 1993 sportliche Ableger, beginnend mit dem 166 kW/226 PS starken T-5 mit 2,3 Liter großem Turbomotor. Im August 1994 folgte der T-5R mit 177 kW/241 PS, der besonders durch seine pastellgelbe Präsentationslackierung bekannt wurde. Ein Jahr später entfiel der Namensteil T-5 und die Leistung im 850 R stieg durch neue Turbolader auf 184 kW/250 PS. Mit Automatikgetriebe reduzierten die Schweden diesen Wert auf jenen des T-5R.

Fast eine dreiviertelmillion Exemplare

1996 schrieb der Volvo 850 ein weiteres Mal Geschichte. Als Kombi mit dem 2,5 Liter großen Turbomotor konnte das Fahrzeug erstmals optional als 850 AWD mit einem variablen Allradantrieb bestellt werden. Eine Visco-Kupplung verteilte dabei die Leistung zwischen Vorder- und Hinterachse. Hinten saß ein Sperrdifferenzial. Zudem verbaute Volvo eine elektronische Antischlupfregelung. Anfang 1997 erfolgte eine Modellpflegemaßnahme nebst Umbenennung in S70 (Limousine) und V70 (Kombi). Der 850 AWD legte den Grundstein für spätere Crossover-Modelle wie den V70 XC und den Cross Country. Vom 850 liefen insgesamt 716.903 Exemplare vom Band. 6.964 davon entfielen auf den T-5R, der nur in den drei Außenfarben „Merkur-Gelb“, „Schwarz“ und „Olivgrün metallic“ verfügbar war. Für den 850 R entfiel der gelbe Farbton zugunsten von Rot, Dunkelgrau, Türkis und Weiß.

Der Volvo 850 im Motorsport

Volvo konnte mit dem 850 als Limousine und Kombi nicht nur junge Familien mit Kindern oder Leute mit großvolumigen Hobbys begeistern. In der British Touring Car Championship (BTCC) starteten ab 1994 Rennvarianten des 850 Kombi im Feld der ansonsten genutzten Limousinenmodelle diverser Mitbewerber. Bilder von auf zwei Rädern über Schikanen springenden 850ern in weiß-blauer Rennlackierung gehen bis heute um die Welt. Auf die Idee, einen Kombi in einer Tourenwagenmeisterschaft zu nutzen, war zuvor noch kein Hersteller gekommen. Allerdings führten die Rennerfolge des 850 wohl auch dazu, dass die Regularien klarer formuliert wurden. Nach nur einem Jahr wechselte Volvo UK daher auf die 850 Limousine und erzielte auch damit diverse Erfolge. Des weiteren nahmen 850er an Rennen nach Supertourenwagen-Reglement in Europa und Australien teil. 1995 startete ein 850 T-5 Kombi beim Bathurst 1000. In den drei Folgejahren waren es auch dort Limousinen.

Bilder: Volvo, Volvo UK