25 Jahre Renault Sport Spider

Aktuell feiern radikale Sportwagen ohne Dach und Windschutzscheibe eine kleine Renaissance. Sowohl McLaren mit dem Elva als auch Ferrari mit dem Monza SP1 und SP2 bieten entsprechende Fahrzeuge momentan im Hochpreissegment an. Vor etwas über zehn Jahren gab es ein vergleichbares Modell bereits in Form des Mercedes-Benz SLR McLaren Stirling Moss. Was einst mit wilden Briten-Sportwagen wie etwa dem Lotus Seven und dessen zahlreichen Nachbauten begann, wurde 1995 konsequent in die moderne Zeit übersetzt, als Renault dieses Konzept aufgriff. Gemeinsam mit ehemaligen Mitarbeitern der aufgekauften Firmen Matra und Alpine hatte man eine hauseigene Motorsportabteilung aufgebaut, die sich als Fingerübung um ein konsequent sportliches Straßenauto kümmerte. Dies geschah jedoch durchaus mit einem gewissen Eigennutzen, da dieses auf einem weißen Blatt Papier begonnene Projekt auch für Einsätze in einem eigens erdachten Markenpokal dienen sollte, der zum Teil im Vorprogramm der europäischen Rennen der Formel-1-Weltmeisterschaft ausgetragen wurde. Man erhielt daher relativ freie Hand und musste nicht auf einer bestehenden Plattform anderer Modellreihen aufbauen.

Stattdessen entstand aus Vierkant-Aluminiumrohren ein klassischer Rohrrahmen, in den direkt hinter der Passagierzelle mit Überrollbügel das zwei Liter große Vierzylinder-Triebwerk geschraubt wurde. Dieses entstammte dem Renault Clio Williams und leistete 108 kW/147 PS und 175 Newtonmeter Drehmoment. Dies erscheint im ersten Moment wenig, genügt aber vollauf, um den mit einer Kunststoffkarosserie aus insgesamt lediglich fünf Teilen verkleideten Sportwagen ordentlich zu beschleunigen. In der Urversion, die vor dem Cockpit lediglich einen im Windkanal entwickelten Luftabweiser aufweist, liegt das Leergewicht bei 930 Kilogramm. Rund ein Jahr nach der Markteinführung nahm Renault eine fest verbaute Windschutzscheibe als aufpreispflichtiges Extra mit in die Preisliste auf. Diese erhöhte das Leergewicht auf 965 Kilogramm. Für das Fahrwerk nutzte Renault Sport Erkenntnisse aus dem Formel-Sport und die Bremsanlage der kurz zuvor aus dem Programm genommenen Alpine A610.

Während wie beschrieben eine Windschutzscheibe als Option ins Programm rückte, blieben Komfortausstattungen wie eine Servolenkung, ein Radio oder eine Heizung im Sport Spider unerreichbar. Das Mehrgewicht hätte das Go-Kart-ähnliche Fahrverhalten des kompakten Flitzers beeinträchtigt, dessen bevorzugtes Fahrgebiet eindeutig kurvige Landstraßen sind. Bei der Scheiben-Variante gestand Renault Sport dem Fahrer immerhin einen Airbag im Lenkrad zu. Um bequem fahren zu können, lassen sich die Recaro-Sportsitze und die Pedalerie verstellen. Im Stand können bei beiden Versionen wasserdichte Persennings angebracht werden, die das Interieur vor Regenschauern schützt. Sie lässt sich durch einen Reißverschluss mittig teilen und ermöglicht es dem Fahrer damit auch, das Auto bei schlechtem Wetter zu fahren. Die Windschutzscheiben-Variante erhielt zusätzlich ein einfaches Stoffverdeck. Für den Hauptteil der Karosserie standen derweil die Lackfarben Gelb, Rot, Blau oder Silber zur Auswahl. Neben dem klassischen Fünf-Speichen-Design der 16 Zoll großen Räder gab es ab 1997 ein weiteres Stern-Design mit dreigeteilten Speichen.

Insgesamt entstanden zwischen 1995 und 1999 laut Renault 1.493 Exemplare, wobei im Netz auch die Anzahl von 1.640 Fahrzeugen zu finden ist. 96 davon gelangten mit Rechtslenkung nach Großbritannien. Hinzu kamen 80 Rennversionen für den Spider Cup, die neben dem Windabweiser einen vollwertigen Überrollkäfig erhielten. Heutzutage liegen die Preise für gut erhaltene Renault Sport Spider zwischen 40.000 und 50.000 Euro, wobei für Autos mit Windabweiser Aufpreise gezahlt werden.

Bilder: Renault