30 Jahre Alfa Romeo RZ

Wenn Sie als Autohersteller einen Sportwagen im Programm hätten, der von Presse und Betrachtern wegen seines Designs nur als „Monstrum“ bezeichnet wird, würden Sie dann einen offenen Roadster davon auflegen? Vermutlich nicht. Alfa Romeo und Zagato taten es dennoch, obwohl sogar die eigenen Mitarbeiter skeptisch waren. Den 1989 auf dem Genfer Autosalon präsentierten SZ fertigten die Italiener bis 1992 lediglich 1.036-mal. Der vom französischen Designer Robert Opron geformte Sportwagen war ausschließlich in Rot lieferbar. Tatsächlich zeigten Alfa Romeo und Zagato, wo der SZ von Hand gefertigt worden war, den Mut, im Oktober 1992 auf dem Pariser Salon den offenen RZ. Dieser ging unverzüglich in Kleinserienfertigung. Im Gegensatz zum SZ gab es hier neben Rot auch die Farben Gelb, Schwarz und für den japanischen Markt auch selten Silber.

Kein Kofferraum vorhanden

Im Vergleich mit dem SZ stellte man beim RZ die Windschutzscheibe etwas flacher in den Fahrtwind. Zudem entfiel mit der langen, schrägen Heckscheibe des Coupés auch der aufgesetzte Heckspoiler. Stattdessen zeigt der RZ hinter den Sitzen zwei angedeutete Buckel, die an das legendäre Double-Bubble-Dach von Zagato erinnern. Unter ihnen befindet sich das Fach für das Stoffverdeck. Wer angesichts des kantigen Aufbaus einen ordentlichen Kofferraum erwartet, sieht sich angesichts der kleinen Klappe zwischen den Rückleuchten enttäuscht. Sie gibt lediglich den Blick auf das serienmäßig mitgelieferte Notrad frei. Koffer oder Reisetaschen passen hier eher nicht hinein. Entsprechend eingeschränkt ist der generelle Alltagsnutzen des RZ. Letztlich war er ein reines Sportfahrzeug für bis zu zwei Personen, das bevorzugt an sonnigen Tagen auf der Landstraße ausgefahren werden kann.

120 Kilogramm schwerer als der SZ

Dafür bietet der RZ wie zuvor der SZ beste Gene. Die Bodengruppe stammte unverändert vom Alfa Romeo 75. Damit betrug der Radstand 2,51 Meter. Allerdings fiel die Gesamtlänge rund 27 Zentimeter kürzer aus. Beim Triebwerk gab es keine Wahl. Unter der großen Haube arbeitete ausschließlich ein drei Liter großer V6 mit 154 kW/210 PS. Das Fünfgang-Getriebe und das Sperrdifferenzial saßen verblockt in Transaxle-Bauweise an der Hinterachse. Als Höchstgeschwindigkeit nannte man im Datenblatt 245 km/h. Robert Opron, der zuvor bei Citroën den SM und den CX gezeichnet hatte, arbeitete seit den 1980er Jahren im Fiat Centro Stile. Mit dem SZ und RZ gestaltete er ein besonderes Sportfahrzeug, das besonders durch die Leuchten an Front und Heck auf sich aufmerksam machte. Alle Karosserieteile bestehen aus glasfaserverstärktem „Modar“, einem speziellen Methacrylharz und sitzen auf einem Stahlskelett. Gegenüber dem SZ stieg das Leergewicht des RZ durch zusätzliche Versteifungen um rund 120 Kilogramm.

278 Exemplare

Durch die Wahl der Karosseriefarbe legte sich der Kunde automatisch auch auf eine Innenfarbe fest. Gelbe und rote Autos erhielten schwarzes Leder, silberne und schwarze kamen mit bordeauxroten Sitzbezügen. Ursprünglich plante Alfa Romeo eine Auflage von 350 Exemplaren. Durch den relativ hohen Preis von 140.000 DM (inkl. 14% MwSt.) fanden sich jedoch nur wenige Kunden. Insgesamt liefen bis Ende 1993 nur 278 Fahrzeuge vom Band, davon drei in Silber. Die finalen 37 Exemplare baute und verkaufte Zagato auf eigene Faust. Ein gelbes Fahrzeug, Nummer 137, steht in gutem Zustand aktuell (Januar 2022) über den Oldtimerhändler Issimi zum Verkauf. Mit weniger als 48.000 Kilometern Laufleistung soll der Wagen 99.900 € kosten. In unserer Bildergalerie können Sie einen Blick auf dieses Fahrzeug werfen.

Bilder: Issimi