Toyota MR2

Eigentlich wollte sich die Toyota Collection in Köln beim kommenden Public Opening am Samstag, den 4. April mit dem Mittelmotorsportwagen MR2 befassen. Allerdings fällt diese kostenfreie Möglichkeit des Besuches der größten Ansammlung von Toyota-Fahrzeugen außerhalb Japans aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie aus. Für uns ein guter Grund, um den beliebten und 23 Jahre lang produzierten Sportwagen in unserem Onlinemagazin in den Mittelpunkt zu rücken. Zwar fehlt dadurch der direkte Kontakt zum Fahrzeug und auch die Expertenstimmen, die in Köln zu Wort gekommen wären, können wir leider nicht einspielen. Dennoch geben wir uns große Mühe der Bedeutung dieses Modells gerecht zu werden.

Mit den Vorarbeiten zum ersten Mittelmotorfahrzeug aus japanischer Produktion begann Toyota bereits 1976. Man strebte auch in dieser Kategorie ein möglichst überlegenes Produkt an, dessen Design bestmöglich in die Zeit passen sollte. Die 1979 beschlossene Keilform kannten Autofans bereits von anderen Sportwagen wie beispielsweise dem Lotus Esprit. 1983 debütierte der Mittelmotorsportwagen als SV-3 Concept auf der Tokyo Motor Show. Bis zum Produktionsbeginn im November 1984 dauerte es allerdings noch über ein Jahr. In anderen Ländern gab es vergleichbare Sportwagen bereits relativ lange, so zum Beispiel den Porsche 914 oder den Fiat X1/9. Beide Mitbewerber verfügten über ein Merkmal, das auch optional für den ‚MR2‘ genannten Japaner aufgegriffen wurde: Ein herausnehmbares Targa-Dach. Allerdings erhielt die eigentlich geschlossene Coupé-Version ab 1985 in Europa ein herausnehmbares Glasdach serienmäßig. Das Modellkürzel MR2 steht offiziell für ‚Midship Runabout Two-Seater‘, in einigen Quellen findet sich jedoch auch die Deutung ‚Mid-engined rear-wheel drive two-seater. Da ‚MR2‘ in französischsprachigen Gebieten aufgrund der Lesarten ‚merde‘ (scheiße) oder ‚merdeux‘ (Rotzlöffel) als Benennung kritisch geworden wäre, nutzte man dort lediglich das Kürzel ‚MR‘ als Modellname.

Technisch hätte sich Toyota theoretisch einfach nur im Baukastensystem der bestehenden Modelle bedienen müssen. Dann wäre der MR2 allerdings kein Mittelmotorfahrzeug geworden. Stattdessen entwickelte Akio Yoshida nach diversen Versuchen ein eigenständiges Fahrgestell mit Hinterradantrieb, in das man einige Komponenten, beispielsweise aus der damaligen Corolla-Generation integrieren konnte. Bei der Fahrwerksabstimmung half Roger Becker von Lotus. Der erste Prototyp trug den Namen SA-X und stand 1981 auf seinen Rädern, um von Experten wie Formel-1-Rennfahrer Dan Gurney ausgiebig getestet zu werden.

Weltweit gab es vier unterschiedliche Motorvarianten, von denen es lediglich der 1,6-Liter-Saugmotor nach Deutschland schaffte. In der Urversion ohne Katalysator leistete dieser 91 kW/124 PS, ab 1987 sank dieser Wert auf 85 kW/116 PS. Außerhalb Europas gab es zusätzlich als Einstiegsvariante einen 1,5-Liter-Vergasermotor mit 61 kW/83 PS und auf einigen Märkten zudem die Topversion mit 1,6-Liter-Kompressortriebwerk und 106 kW/145 PS. In einigen Ländern gab es neben dem serienmäßigen Fünfgang-Schaltgetriebe alternativ eine Vierstufen-Automatik. In Japan kürte man den MR2 1984 zum Car of the Year. Deutlich stärker war der für die Gruppe-S-Rallyeweltmeisterschaft entwickelte 222D, der bei Toyota Motorsport in Köln entwickelt wurde und dank Turboaufladung rund 600 PS auf den permanenten Allradantrieb losließ. Da 1986 aufgrund von einigen schweren Unfällen nicht nur die Gruppe B, sondern auch die Nachfolgekategorie Gruppe S von der Motorsportbehörde FIA verboten wurde, kam der MR2 222D nie zum Einsatz. Lediglich drei oder vier fahrfähige Prototypen existieren heute noch.

1989 erfolgte der Modellwechsel vom intern ‚W10‘ genannten ersten MR2 zum ‚W20‘ als Coupé (nicht auf allen Märkten sowie als Targa mit T-Top-Dach, also zwei herausnehmbaren Dachteilen und feststehendem Dachsteg in der Mitte. Zwischen 1996 und 1999 entstanden zudem bei Toyota TechnoCraft (TTC) 91 Exemplare des MR2 als offener Roadster für den japanischen Heimatmarkt. Neben den Saugmotoren gab es je nach Markt auch Turbotriebwerke mit bis zu 180 kW/240 PS. Bereits 1995 auf der Tokyo Motor Show kursierten Gerüchte, dass Toyota eine seiner Sportwagenbaureihen, also MR2, Celica oder Supra, einstellen würde und vieles für das kleinste Modell sprechen würde.

Trotzdem entwickelte Chefingenieur Tadashi Nakagawa mit seinem Team hinter den Kulissen eine neue Modellgeneration, die erstmals als zweisitziger Roadster ausgelegt wurde. Offenbar konnte dieses Fahrzeug auch die Chefetage überzeugen, da dieses Fahrzeug Ende 1999 als dritte MR2-Generation bei den Händlern präsentiert wurde. In den USA und Japan trug er nun den Namen MR-S (für Spyder). Toyota Team Europe (TTE), die Motorsportabteilung aus Köln, entwickelte einen Turbo-Bausatz, der den eigentlich 103 kW/140 PS starken Vierzylindermotor mit seinen 1,8 Litern Hubraum nachträglich auf 147 kW/200 PS bringt. So gerüstet spurtete der MR2 Roadster in 5,9 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100, was 2005 noch auf dem Niveau von einigen Supersportwagen lag. In den USA endete der Verkauf Ende 2004, in Deutschland und einigen weiteren europäischen Ländern entfiel der MR2 2005 aus den Preislisten, während die Produktion für den Weltmarkt noch bis zum Sommer 2007 fortgesetzt wurde. Pläne für eine vierte Generation gelangten nie in den Serienstand, da die Verkaufszahlen für kleine Sportwagen stark eingebrochen waren.

Bilder: Toyota