Škoda Felicia Kit Car
Auf den ersten Blick könnte man sich fragen, warum Secret Classics den Škoda Felicia Kit Car ins Magazin aufnimmt. Da die tschechische Marke in diesem Jahr fortwährend Einblicke in die 125-jährige Motorsporthistorie gewährt, gehört dieser Wagen auch dazu. Zudem ist er tatsächlich bereits 26 Jahre alt, auch wenn man das eventuell kaum glauben mag. Der Felicia übernahm dabei den Staffelstab vom Favorit, der Škoda erstmals große internationale Rallye-Erfolge beschert hatte. Daran wollte man mit dem Nachfolgemodell anknüpfen. Für die Formel 2 der Rallye-Weltmeisterschaft verkündete die FIA Ende 1994 neue Regularien. Diese erlaubten neben dem Einsatz von seriennahen Autos auch den Aufbau sogenannter Kit Cars. Dabei handelte es sich um stärker modifizierte Fahrzeuge, bei denen lediglich die Rohkarosserie inklusive Türen, Hauben, Dach und Scheiben aus der Serienproduktion stammten.
Zwei Motoren homologiert
Im direkten Vergleich mit dem Škoda Felicia für jedermann fielen verbreiterte Kotflügel auf, die größeren Rädern Platz boten. Diese hingen an Stoßdämpfern von Proflex und verbargen die großzügig dimensionierte Bremsanlage von AP Racing. Auch die Stoßfänger erhielten eine sportlichere Optik. Während innen die Grundform des Armaturenbretts beibehalten wurde, saßen darin spezielle Rundinstrumente und Anzeigen der Marke Stack verbaut. Neben dem 1,3 Liter großen Vierzylindermotor des Vorgängermodells konnte Škoda bei der Entwicklung des Felicia Kit Car auch auf einen neuen Motor mit 1,5 Litern Hubraum zurückgreifen. Geschmiedete Kolben und Kurbelwellen sowie eine Mehrpunkt-Kraftstoffeinspritzung sorgten für eine ordentliche Leistung. Beide Triebwerke wurden homologiert, wodurch Kundenteams die Wahl zwischen 136 und 156 PS hatten. Hohe Zuverlässigkeit und ordentlicher Leichtbau halfen im Wettbewerb weiter.










Neuer Motor für 1996
Die Mitbewerber setzten hauptsächlich auf Motoren mit zwei Liter Hubraum, was Škoda das Leben erschwerte. Allerdings hatte die tschechische Mannschaft ein hervorragendes Fahrwerk mit voll verstellbarer MacPherson-Vorderachse und zusätzlich versteifter Hinterachse aus dem Škoda Pick-Up entwickelt. Im Laufe der Saison 1995 nahm die Werksmannschaft mit dem Felicia Kit Car bereits an 24 Rallyes teil, davon vier in der Weltmeisterschaft. Hinter den Teams von Renault und Peugeot belegte man dabei in der Endabrechnung den überraschenden dritten Platz. Daraus entstand jedoch auch eine gewisse Verpflichtung für 1996. Um konkurrenzfähiger zu sein entwickelte Škoda gemeinsam mit dem Volkswagen Konzern, zu dem man nun gehörte, einen 1,6-Liter-Motor. Dieses Triebwerk mit Mehrpunkteinspritzung zog zeitgleich auch in die Serienmodelle ein. Im Kit Car kam es auf 174 PS, war leichter und hatte ein breiteres nutzbares Drehzahlband.
WM-Titel 1996
In der Rallye Weltmeisterschaft rollte der modifizierte Felicia erstmals bei der Portugal Rallye 1996 an den Start. Während Pavel Sibera dort noch auf dem zweiten Platz in seiner Klasse landete, siegte er in Australien. Sein Teamkollege Emil Triner feierte seinen Sieg in Neuseeland mit einem Drift auf die Zielrampe – trotz Vorderradantriebs. Schließlich übernahm der berühmte Rallye-Weltmeister Stig Blomqvist das Steuer und fuhr bei der RAC Rally in Großbritannien auf den dritten Gesamtrang – Klassensieg inklusive. Am Ende stand Škoda erneut als Formel-2-Weltmeister fest. Das Felicia Kit Car erzielte auch in der heimischen Rallye-Meisterschaft in Tschechien diverse Erfolge. Ab 1997 ersetzte es nach und nach das größere Octavia Kit Car. Privatfahrer nutzten den Felicia hingegen noch viele Jahre lang.
Bilder: Škoda