Ruxton Model A Sedan

Immer wieder gab es in der Automobilgeschichte Marken, die sich aus den verschiedensten Gründen nicht lange halten konnten. Trotzdem ist ihre individuelle Historie oftmals spannend und für uns einen Artikel wert. So auch bei Ruxton, einem kleinen Autobauer aus New York. Hinter der Marke steckte der Ingenieur William J. Muller, der Ende der 1920er Jahre bei der Budd Body Company in Philadelphia angestellt war. Diese Firma lieferte Metall und fertige Karosserien an diverse Autohersteller. Firmengründer Edward G. Budd hatte 1913 die ersten Vollstahlkarosserien der Welt entwickelt. Anschließend arbeitete Budd an einem Verfahren, um verzinkten Stahl zu verschweißen, ohne die Rostschutzschicht zu beschädigen, was in den 1930er Jahren gelang. Einer der innovativen Ingenieure war William Muller, der offenbar in seiner Freizeit noch genügend Kapazitäten übrig hatte, um ein eigenes Auto mit Vorderradantrieb zu entwickeln.

Design von Joseph Ledwinka

Tatsächlich waren seine Ideen gut genug, um die Geschäftsleitung von Budd zur Finanzierung eines Prototypen zu bewegen. Dafür erhielt die Firma die Rechte am neuen Auto, die man eigentlich an Hupp Motor verkaufen wollte. Als Hupp aus dem Deal ausstieg gründete Muller mit Archie Andrews die New Era Motors Company in New York. Gleichzeitig erhielt Budd den Vertrag zur Anlieferung der Karosserien. Deren Design stammte von Joseph Ledwinka, einem entfernten Verwandten des Tatra-Entwicklers Hans Ledwinka. Durch den Vorderradantrieb konnte Muller bei der Gestaltung des Fahrgestells auf eine hochaufbauende Kraftübertragung von vorn nach hinten verzichten, wodurch das gesamte Fahrzeug deutlich flacher aufbaute als vergleichbare Limousinen der Zeit. Daher ließ Joseph Ledwinka in seinem Entwurf die sonst üblichen seitlichen Trittbretter weg und sah eine mehrfarbige Lackierung im Stil des Architekten und Designers Joseph Urban vor. Diese sollte das Auto noch länger wirken lassen.

Mr Ruxton war nie in das Projekt involviert

Muller und Andrews hatten nicht die finanziellen Möglichkeiten, um das neue Fahrzeug in Serie zu produzieren. Sie versuchten vergeblich Verbindungen mit Gardner, Peerless und Marmon einzugehen. Nach einer Umbenennung des Wagens nach dem Unternehmer William V.C. Ruxton, von dem man sich vergeblich eine größere Investition erhoffte, konnte man 1929 einen Vertrag mit Moon Motors aus St. Louis unterzeichnen. William Ruxton verklagte Andrews später, um zu beweisen, dass er nie in das Projekt investiert hatte. Zugleich war Andrews unzufrieden mit der Arbeit, die Moon in die Autoproduktion steckte. Um mehr Kontrolle zu erlangen kaufte er daher viele Anteile an der Firma, was widerum dem Firmenchef C.W. Burst nicht gefiel. Aus Protest schloss dieser sich für mehrere Tage in seinem Büro ein. Trotzdem ging der Ruxton Model A ab 1930 in Serie. Die allermeisten Fahrzeuge erhielten die schmalen Woodlite-Scheinwerfer, die sich aufgrund ihrer Form schnell als wenig effektiv erwiesen.

Drittgebautes Auto steht zum Verkauf

Während die Motoren von Continental Motors stammten, stellte Kissel die Getriebe und Antriebswellen her. Als Moon Motors scheiterte, versuchte Andrews die Produktion zu Kissel zu verlagern. Erneut kaufte er viele Firmenanteile, um weiterhin Einfluss auf die Fertigung und Weiterentwicklung des Projekts zu haben. Allerdings beantragten die Kissel Brüder im November 1930 einen Konkursverwalter, um sich den selbst ernannten Unternehmer vom Hals zu halten. Damit kam die Produktion des Ruxton abrupt zum Stehen. Andrews versuchte noch, die Firma Hupp zu übernehmen, was ihm zumindest anteilig gelang. Allerdings jagten ihn wütende Anteilseigner aus der Verwaltung und verhinderten damit die Wiederaufnahme der Ruxton-Produktion. Inklusive der Prototypen sind lediglich 96 Exemplare des Model A entstanden, wovon 19 noch bekannt sind. Eines, nämlich das drittgebaute Auto (#1005) und zugleich das Ausstellungsfahrzeug von der New York Auto Show 1930, steht aktuell bei der Blackhawk Collection in den USA zum Verkauf.

Bilder: Blackhawk Collection