Rinspeed Porsche 969 Turbo

Aus automobiler Sicht waren die 1980er Jahre in Europa vor allem von einem Trend geprägt: dem Tuning. Immer wildere Verbreiterungen und Spoileranbauten zierten sowohl brave Serienautos als auch Supersportwagen von Porsche, Lamborghini oder Ferrari. Einige Tuner überboten sich von Automesse zu Automesse mit ihren Kreationen. Darunter war auch die 1977 in der Schweiz begründete Firma Rinspeed. Das Team rund um Gründer Frank M. Rinderknecht begann mit dem Import von Sonnendächern aus den USA und der Herstellung von Behindertenfahrzeugen. Schnell machte man sich auch einen Namen für wilde Umbauten. Die meisten davon debütierten ab 1979 jährlich auf dem Genfer Automobilsalon. Beispielsweise baute man einen Volkswagen Golf I mit Flügeltüren, Turbomotor und dem Interieur eines Porsche 928 auf, den Aliporta. Standen anfänglich noch Tuningfahrzeuge im Mittelpunkt der Firma, wandte man sich ab Anfang der 1990er Jahre Konzeptstudien zu, die neue Innovationen aufsehenerregend verpackten.

969 debütierte 1985 auf dem Genfer Automobilsalon

Seit Mitte der 2000er stehen die Rinspeed-Kreationen zudem für Nachhaltigkeit, elektrische Antriebe und autonome Konzepte. Die Tuningsparte verkaufte man 2008 an Mansory. Doch zurück in die 1980er Jahre. 1985 präsentierte Rinspeed in Genf den 969 Turbo. Dabei handelte es sich um einen umgebauten Porsche 911 Turbo, bei dessen Gestaltung klar der Ferrari Testarossa Pate gestanden hatte. Neben Rinspeed nahmen auch andere Tuningfirmen damals die ungewöhnliche Gestaltung der seitlichen Verbreiterungen mit angedeuteten Kühlrippen auf, die Ferrari dem Mittelmotorsportwagen ab Werk verpasst hatte. Beim 969 kombinierte der Schweizer Tuner dieses Stylingelement mit einer eigenständigen Slant Nose mit den Klappscheinwerfern des Porsche 944. Die komplette Heckpartie war in ein kleines Stufenheck mit integrierten Belüftungsschlitzen und Abrisskante umgeformt worden. Darunter saßen die Rückleuchten des 944. Oberhalb der Heckscheibe ergänzte Rinspeed zudem einen Dachkantenspoiler. In den Radhäusern saßen 16 Zoll große Räder von Gotti oder BBS.

Ungewöhnliche Innenausstattung

Besonders das Interieur spiegelt die damalige Zeit wider. In die Mittelkonsole sind diverse Komponenten einer Stereoanlage von Pioneer integriert. Bedient werden kann sie auch über ein Panel im Lenkrad. Sowohl in den Türen als auch in der Hutablage sind Lautsprecher verbaut. Derartige Hifi-Einbauten gehörten damals in der Tuningszene zum guten Ton. Hinzu kamen elektrisch verstellbare Recaro-Sportsitze. Auf dem Genfer Salon erblickte Donald L. Weber 1985 den Rinspeed 969. Er verliebte sich direkt in dieses Fahrzeug und verhandelte noch auf dem Messestand über den Kauf. Am Ende kaufte er das Ausstellungsauto und ein weiteres Exemplar der Kleinserie, die zum Zeitpunkt der Fertigstellung auf R69 umgetauft worden war. Das zweite Auto verkaufte er bereits 1989 wieder. Den in Weiß metallic lackierten 969 Turbo behielt er jedoch durchgehend bis heute.

Eins von 12 Exemplaren bei Gooding & Company

Nun bietet Gooding & Company den Wagen im Rahmen der Monterey Car Week in einer Auktion an. Die beiliegenden Papiere weisen das Basisfahrzeug als einen 1984 in der Schweiz erstausgelieferten Porsche 911 Turbo mit dem 3,3 Liter großen und 300 PS starken Sechszylinder-Boxermotor aus. An der Technik veränderte Rinspeed nichts. Es blieb also auch beim manuellen Viergang-Getriebe. Nach dem Umbau kamen bis heute lediglich rund 9.800 Meilen Laufleistung zusammen. Im Rahmen der Versteigerung erwarten Experten einen Zuschlagspreis zwischen US$ 125.000 und US$ 150.000. Ein fairer Preis für eines von nur zwölf gebauten Exemplaren des Rinspeed 969, der als Coupé und Cabriolet angeboten wurde.

Bilder: Gooding & Company, Mike Maez