Packard Hawk Coupé

Einst gab es neben den großen drei Automarken aus Detroit (Chevrolet, Chrysler und Ford) noch einige weitere klangvolle Namen. Während Firmen wie Cadillac oder Dodge irgendwann in den Konzernen der drei Großen integriert wurden, verschwanden andere nach und nach vom Markt. Bis knapp nach dem Zweiten Weltkrieg gab es beispielsweise die Marke Packard. Begründet wurde sie 1899 als Ohio Automobile Company von den Brüdern James Ward Packard und William Doud Packard, die zuvor mit Dynamos, Lampen und Kabeln ihr Geld gemacht hatten. Nachdem ein Automobil der heute eher unbekannten Marke Winton bei James aufgrund von diversen Fehlern auf wenig Gegenliebe stieß, fiel schnell die Entscheidung selbst ins Automobilgeschäft einzusteigen. Noch innerhalb des ersten Jahres wechselte man den Markennamen auf Packard. Ab 1904 fertigte man Autos auch in einem neuen Werk in Detroit, das in den folgenden zwei Jahren auf mehr als die dreifache Fläche vergrößert wurde.

Durch diverse Innovationen und die Konzentration auf Luxusmodelle, die bereits in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg stattfand, erwarb sich Packard zwischen den Weltkriegen einen hervorragenden Ruf, der auch über die Grenzen der USA hinausreichte. Ab 1929 bot man ab Werk Standardkarosserien und Sonderaufbauten an, lieferte jedoch auch weiterhin nackte Chassis an externe Karosseriebauer. Der Eintritt der Vereinigten Staaten ins Kriegsgeschehen nach dem Angriff von Pearl Harbor führte zu einem dreijährigen Produktionsstopp für zivile Automobile. Stattdessen entstanden bei Packard Flugzeugmotoren. Nach Kriegsende baute man das Vorkriegsmodell Clipper weiter und konzentrierte die Entwicklungsarbeiten für neue Modellreihen rein auf die obere Mittelklasse. Damit überließ man Cadillac kampflos die Oberklasse und konnte anfänglich auch hohe Absatzzahlen verbuchen. Allerdings begab man sich damit freiwillig in den Verdrängungswettbewerb der Mittelklasse, den man aufgrund einer missglückten Modellpolitik letztlich verlor und schließlich 1954 mit Studebaker zur Studebaker-Packard Corporation, die weitere zwei Jahre später an die Curtiss-Wright-Gruppe verkauft wurde. Diese schloss umgehend das Werk in Detroit und ließ Packard Studebaker-Modelle mit eigenem Label im Studebaker-Werk in South Bend/Indiana bauen. Dieses Badge Engineering fand nur wenige Kunden und führte damit zur Einstellung der Produktion im Jahr 1958.

Eines dieser finalen Modelle war der Packard Hawk auf Basis des Studebaker Golden Hawk. Dessen ungewöhnliches und für die damalige Zeit misslungenes Karosseriedesign erhielt durch den Einsatz einer neuen Motorhaube sowie einer erstmals aus Fiberglas gefertigten Frontschürze zu allem Überfluss auch noch einen Kühlerschlund in Form eines Entenschnabels. In diesen integrierte man zudem eine breite, verchromte Stoßstange mit Hörnern. Eine Reserverad-Attrappe auf dem Kofferraumdeckel zitierte klassische Automobile der Vorkriegsära. Mit seinem Grundpreis in Höhe von 3.995 US-Dollar übertraf er den Studebaker Golden Hawk um rund 700 Dollar. Da half dann auch der 4,7 Liter große V8-Motor mit McCulloch-Kompressor, 202 kW/275 PS und 333 Newtonmetern Drehmoment in Verbindung mit einer Dreigang-Automatik nicht mehr. Dieser machte den Hawk zwar schneller als die zeitgleich gebaute Chevrolet Corvette C1 oder den Ford Thunderbird, überzeugte die Kundschaft aber nicht mehr.

Insgesamt entstanden lediglich 588 Exemplare des Packard Hawk, von denen nun eines (Nummer 266 von 1958) beim Klassikerhändler Hyman Ltd. zum Verkauf angeboten wird. Es stammt aus dem Besitz eines langjährigen Packard-Sammlers und wurde vor einigen Jahren umfangreich restauriert, anschließend jedoch wieder seinem Bestimmungszweck zugeführt: Gefahren werden. Dennoch zeigt sich die Zweifarblackierung in ‚Mountain Blue‘ und ‚Mylar Gold‘ in Kombination mit den Chromakzenten in gutem Zustand präsentiert. Während der Hawk ab Werk nur mit Vinyl-Sitzbezügen ausgeliefert wurde, erhielt dieses Fahrzeug bei der Restaurierung braune Lederpolster. Hyman verlangt einen relativ moderaten Preis von lediglich 79.500 US-Dollar (rund 70.870,- €) für diesen Klassiker.

Bilder: Hyman Ltd