OSCA 1600 GT

Wissen Sie, was dieses zweifarbige Sportcoupé mit Vierzylindermotor mit Maserati zu tun hat? Mehr, als Sie vielleicht auf den ersten Blick denken könnten. Folgen Sie uns auf dem Weg in die Markengeschichte von O.S.C.A., die 1947 ihren Anfang nahm. Streng genommen muss jedoch zuvor ein Blick auf das Jahr 1937 geworfen werden. Damals verkauften die Gebrüder Maserati ihre gleichnamige Rennwagenfirma an Adolfo Orsi. Vertraglich sicherten sie ihre Fähigkeiten für zehn Jahre weiterhin zu. Was sie nicht ahnen konnten, war der ausbrechende Zweite Weltkrieg, der die überwiegende Zeit dieses Vertrages tobte. Zudem kamen sie mit dem neuen Firmenbesitzer nicht klar, wodurch sie 1947 keine Vertragsverlängerung anstrebten. Stattdessen begründeten sie in Bologna die Officine Specializzata Costruzioni Automobili, kurz O.S.C.A. oder OSCA. Hier widmeten sie sich erneut dem Bau von Sport- und Rennwagen, nun üblicherweise mit Vierzylindermotoren. Ab Ende der 1950er Jahre gab es eine enge Zusammenarbeit mit Fiat.

Fissore heute fast unbekannt

Eines der Projekte war das von Pininfarina gestaltete Cabriolet 1200 und 1500S. Das 1,5 Liter große Triebwerk der stärkeren Variante entstand bei OSCA. 1962 stieg der Hubraum auf 1,6 Liter. Diesen Twincam-Motor nutzte OSCA auch in eigenen Sportwagen. Gemeinsam mit Gilco entwickelte man ein Chassis, das als Plattform für verschiedene Karosserien taugte. Neben Zagato und Touring stellte auch Fissore Aufbauten her. Dieser Karosseriebaubetrieb aus Savigliano bei Turin gehört heute zu den eher unbekannten Firmen. Zwischen 1920 und 1984 entstanden hier jedoch zahlreiche durchaus bekannte Fahrzeugdesigns. Unter anderem war Fissore für fast alle Monteverdi-Modelle verantwortlich. Hinzu kamen Einzelstücke und Kleinserien für De Tomaso, TVR, DKW, Opel oder Fiat. Auch das Styling der Alpine-Renault A310 entstand bei Fissore auf dem Schreibtisch des damaligen Chefdesigners Trevor Fiore. Auf der Basis des OSCA 1600 GT erstellte der italienische Karosseriebauer ein Stufenheckcoupé mit Doppelscheinwerfern.

1600 GT bei Gooding & Company

Zwischen 1962 und 1967 durchliefen 24 Exemplare des 1600 GT die Hallen von Fissore. Drei davon wurden auf Kundenwunsch als Cabriolets ausgeführt. Zagato baute ab 1960 98 Coupés, Touring lediglich zwei. Weitere vier Fahrzeuge erhielten Sonderkarosserien von Boneschi und Morelli. Das 1,6 Liter große Vierzylindertriebwerk leistete 95 PS. Mittels Doppelvergaseranlage stieg dieser Wert auf 105 PS. Für Wettbewerbszwecke konnte optional eine Leistungssteigerung auf 140 PS bestellt werden. Die Kraftübertragung auf die Hinterräder übernahm jeweils ein manuelles Viergang-Getriebe. Gooding & Company versteigert im Rahmen des Amelia Island Concours einen OSCA 1600 GT von 1964. Dieses Auto wurde ursprünglich an die Firma Salvatore Ferragamo S.p.A. in Florenz ausgeliefert. Bereits nach zwei Jahren übernahm Alfredo Pierucci den Sportwagen, 1967 gefolgt von Renzo Andrei und kurz darauf Ida del Bigallo. Bis in die mittleren 1990er Jahre gehörte der OSCA zur Autosammlung von Mario Righini.

Auktion in Amelia Island

In den 2000er Jahren folgten zwei weitere Besitzer in Italien und schließlich 2017 Karsten Wohlenberg in Deutschland. Inwzischen ist der 1600 GT in Südkalifornien zu Hause. Beim letzten italienischen Besitzer erhielt das Sportcoupé bereits eine FIVA-Zertifizierung. Dies ermöglicht die Teilnahme an großen Concours- und Oldtimer-Veranstaltungen. Kürzlich fand zudem eine Restaurierung der technischen Komponenten statt. Optisch steht der OSCA auch in hervorragendem Zustand da. Seine Zweifarblackierung in Rot und Schwarz betont die kantige Karosserie. Bei der Auktion am 4. März erwartet Gooding & Company einen Zuschlagspreis zwischen US$ 350.000 und US$ 425.000. Damit ist der Sportwagen ein weiteres Highlight des Concours d’Elegance in Amelia Island. Der 1600 GT war das finale Modell von OSCA. 1967 schloss die kleine Sportwagenmanufaktur ihre Tore für immer.

Bilder: Gooding & Company